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Mörderischer Blues

Mörderischer Blues

Titel: Mörderischer Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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bleiben.«
    »Sehr schön«, erwiderte ich.
»So besaufen Sie sich schon, und zwar so schnell wie möglich. Trinken Sie, und
blasen Sie Ihre Trompete wie gestern abend . Dann
werden wir die Szene spielen, die gestern im Ruderhaus passiert sein muß. April
fungiert als Ellen Fitzroy …«
    »Wie bitte?« fragte sie.
    »Sie haben gehört, was ich
sagte«, erzählte ich ihr. »Und ich spiele den Mörder. Wenn Muscat nüchtern ist,
kann er sich natürlich an nichts erinnern, weil er betrunken war, als es
passierte. Ist er aber wieder besoffen und wir spielen ihm die Szene vor, die
sich abgespielt haben muß, dann wird er sich vielleicht erinnern.«
    April und Muscat blickten sich
eine ganze Weile fragend an, bis bei ihnen der Groschen gefallen war.
    »Okay«, murmelte April
schließlich. »Es hört sich zwar verrückt an, aber es ist besser als nichts.«
    »Und was ist mit Ihnen?« fragte
ich Muscat. Der zuckte die Schultern.
    »Solange wir dabei trinken,
kümmere ich mich den Teufel darum«, erwiderte er.
    »Gut«, sagte ich kurz. »Zuerst
muß Muscat vielleicht ein Dutzend Drinks rasch aufeinander hintergießen, und
dann werden wir...«
    »Moment«, unterbrach mich
Muscat. »Wollen Sie mich etwa betrunken machen, während ihr beide dabei steht
und zuschaut?«
    »Sie müssen sich betrinken«,
sagte ich. »Das ist die Voraussetzung dafür.« Er schüttelte langsam den Kopf.
    »Nicht mit mir, Mann. Das ist
nicht meine Art, mich zu vergnügen. Wenn ich trinke, müßt ihr auch trinken und
mir Gesellschaft leisten.«
    »So seien Sie doch vernünftig,
Muscat«, versuchte April, ihn herumzukriegen.
    »Hören Sie, Boyd«, erwiderte er
kühl. »Schließlich ist das Ihre verrückte Idee und nicht die meine. Aber gut,
ich mache mit. Nur kommt es nicht in Frage, daß ich mich besaufe, und ihr
schaut zu.«
    »Okay«, stimmte ich
resignierend zu und blickte April an. »Und was meinen Sie?«
    »Well«, sagte sie zweifelnd.
»Wenn es darum geht, daß ich meinen Job behalte und regelmäßig essen kann,
spiele ich natürlich mit.« Damit nahm sie ihr bisher noch unberührtes Glas und
leerte es auf einen Zug, als sei es Limonade.
    »Hat man da Worte?« grinste
Muscat und beeilte sich, die Gläser neu zu füllen. »Auf die Rekonstruktion des
Verbrechens«, sagte er. »Leute, das ist die originellste Entschuldigung zum
Trinken, die ich je gehabt habe.«
    Und so tranken wir, zwei
Gläser, drei Gläser, vier Gläser. Nach dem siebten zählte ich nicht mehr mit,
weil es sich nicht lohnte. Allmählich verlor ich das Gefühl für die Zeit, alles
verschwamm ein bißchen, doch plötzlich sah ich wieder so klar wie zuvor.
    Muscat saß mit gekreuzten
Beinen auf dem Fußboden und spielte Trompete. Man sah ihm an, daß er mit seinen
Gedanken schon nicht mehr hier in der Kabine, sondern irgendwo war. Drei
Flaschen und ein Glas standen neben ihm auf dem Boden. Zwei der Flaschen waren
leer, die dritte noch gut halbvoll.
    April tanzte wie im Traum
allein durch die Kabine. Ich hätte ihr ja gern dabei Gesellschaft geleistet,
aber ich fand den Schalter nicht, mit dem sich die Schlingerbewegungen des
Fußbodens abstellen ließen. Vergeblich versuchte ich herauszufinden, was sie da
tanzte. Es mußte irgendeiner dieser ganz neuen Tänze sein.
    Schließlich geriet sie ins
Taumeln und konnte sich gerade noch mit einem raschen Griff an die Tischkante
klammern.
    »He, Langsamdenker«, rief sie
laut.
    »Reden Sie mit mir?« fragte ich
kalt.
    »Mit wem sonst, Trottel?«
fragte sie. »Haben wir nicht irgend etwas wegen irgend etwas irgendwann zu tun,
he?«
    »Sie meinen, daß ich mit Ihnen
ins Bett gehen soll?« fragte ich hoffnungsvoll.
    »Zum Teufel mit Ihnen«,
antwortete sie süß. »Ich rede von der Rekonstri ... Rekonstru ... verdammt, Sie wissen doch, was ich meine...,
das mit dem, was wir noch mal machen wollen.«
    »Wir sind bisher noch nicht
miteinander ins Bett gegangen«, erzählte ich ihr. »Folglich können wir es auch
nicht noch einmal machen.«
    Muscat hörte auf zu spielen und
glotzte mich an.
    »Was ist los mit Ihnen?« fragte
er. »Sie redet von dem Mord!« Er lächelte sich selber zu. »Sogar ich erinnere
mich daran, und ich bin betrunken.«
    »So was«, sagte ich. »Dann bin
ich hier ja der einzige Nüchterne!«
    Ich stand auf, und das war ein
großer Fehler. Der Fußboden kam mir entgegen, und das mit solcher Heftigkeit,
daß es ganz anständig rumste, als ich mit der Nase dagegenstieß .
Ich rappelte mich auf und verlangte: »Will nicht jemand

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