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Mörderischer Stammbaum

Mörderischer Stammbaum

Titel: Mörderischer Stammbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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hätte ich ihn vors
Schienbein getreten“, empörte sich Tims Freundin. „Wieso hält der mich für ein
Straßenmädchen?“
    „Keine Menschenkenntnis“, sagte
Tim. „Außerdem betrunken. Und den Bierröder können wir vergessen. Er hat alle
Hauer im Dröhntrichter und sein Privatleben geht uns nichts an. Sollte er mit
seiner Dienstanweisung zum Taubentöten fortfahren, werden wir ihn allerdings
daran hindern.“
    Gaby nickte, schielte scheu
nach links, ohne den Kopf zu wenden, und neigte sich Tim zu, flüsternd.
    „Du, da ist so ein Typ. Jetzt
sitzt er in dem grauen Kombi. Der Typ ist eben hier rumspaziert, hat in den
Biereimer reingelinst und interessiert sich offensichtlich für Bierröder und
Redl. Auf eine ganz verstohlene Weise. Als er uns bemerkt hat, hat er sich zu
seinem Wagen getrollt. Ich glaube, der Typ hat ein Opernglas. Oder ein kleines
Fernglas. Jedenfalls äugt er damit in die Kaschemme. Jetzt wieder. Guck nicht
hin! Es ist so ein kleiner bulliger Typ, grad mal so groß wie Klößchen, ist
semmelblond und mit rundem Schädel.“
    Interessant!, dachte Tim.

13. Niiiiiieeeeee!
     
    Der graue Kombi mit hiesigem
Kennzeichen parkte mit zwei Rädern auf dem Bordstein und hatte sich geschickt
postiert.
    Während TKKG scheinbar angeregt
diskutierten, äugte Tim hinüber.
    Aus der Position des Fahrers
reichte der gerade Blick zu einem der Seitenfenster des ,Biereimers’. Und die
Verlängerung dieser Blickrichtung führte tatsächlich zu dem Vierertisch, an dem
wieder gealbert wurde, verbunden mit Tuchfühlung.
    Das Licht einer Straßenlaterne
fiel auf die Windschutzscheibe. Die war novemberlich dreckig, aber Tim sah den
hellen Klecks des Gesichts — und das Opernglas, das sich der kleine Bullige vor
die Augen hielt.
    „Vielleicht ist er mit den
beiden Frauen verwandt“, meinte Klößchen. „Mit der Blonden oder der Brünetten.
Vielleicht der Bruder. Oder der Ehemann. Und jetzt spioniert er aus, was die
beiden so treiben. Könnte ja sein, dass sie nicht hauptberuflich Animiermädchen
sind, sondern mehr ehrenamtlich... äh, hobbymäßig.“
    „Diese Vermutung liegt
natürlich nahe“, meinte Tim. „Aber ich glaube, diese abgefeierten Motten sind
nicht zum Nachspionieren. Nein, ich glaube, der beobachtet Redl und/oder
Bierröder.“
    „Ein Taubenfreund?“,
spekulierte Klößchen.
    „So sieht er nicht aus“, sagte
Gaby rasch. „Man sieht zwar nicht jedem Gesicht an, was dahinter gedacht und
empfunden wird. Aber der hat ein unangenehmes Gesicht. Eher gewalttätig.“
    „Ich habe mir die Autonummer
gemerkt“, ließ Karl sich vernehmen. „Über die kriegen wir raus, wer es ist.
Falls er im eigenen Wagen sitzt. Wird er wohl. Denn ein Leihwagen ist das
nicht.“
    „Wir könnten ihn direkt
fragen“, überlegte Tim laut. „Aber wenn er die Antwort verweigert, müssen wir
passen, denn wir haben kein Druckmittel.“
    „Ohne Druck läuft gar nichts!“
Klößchen grinste.
    Gaby hatte die Hände tief in
die Taschen ihrer gefütterten Windjacke geschoben. Unter dem Wollmützchen hing
der goldblonde Pferdeschwanz hervor. Er pendelte zwischen den Schulterblättern,
als Gaby die wenigen Schritte zum Anfang der Gasse ging und die verruchte
Rotlichtviertel-Straße entlangblickte, in der der Betrieb jetzt etwas abgeflaut
war, weil Gäste und Kunden ihre Adressen gefunden hatten.
    Wenn sie wieder angequatscht
wird, dachte Tim, verliere ich die Geduld. Dann gibt’s Zoff mit Abklatschen.
    Gaby blickte nach rechts,
winkte dann ihren Freunden kurz zu und sohlte los — ab hinter die Hausecke, zu
Tims Entsetzen. Sofort hinterher!
    Er holte seine Freundin ein.
    „Gaby, wohin? Was ist los? Wir
sind hier nicht im Jugendzentrum. Hier grinst die Gefahr für junge Mädchen aus
jedem Hauseingang.“
    „Weiß ich doch. Aber dort bin
ich sicher, Tim.“
    Es war der achte oder neunte in
der Reihe der parkenden Wagen: ein dunkelblauer BMW, eher unauffällig.
    Zwei Männer saßen drin. Vorn.
Sie blickten in die andere Richtung und wandten sich erstaunt um, als Gaby die
rechte Hintertür öffnete und hineinglitt.
    „Guten Abend, Herr Lohner!
Guten Abend, Herr Kunzmann!“, zwitscherte sie. „Komm rein, Tim! Hier ist es
schön warm.“
    Na, also!, dachte Tim. Meine
Gaby! Die ist ausgeschlafen und hat den totalen Überblick wie eine Kommissarin
im Einsatz.
    Auch Tim grüßte.
    Lohner war Kriminalkommissar,
ein — echter netter — Kollege von Gabys Vater. Kunzmann war Kriminal-Assistent.
Beide grinsten.
    „Wo kommt ihr

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