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Mörderisches Musical

Mörderisches Musical

Titel: Mörderisches Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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Großvater.«
    Alton schien sprachlos. Wetzon spürte seinen
Blick. Schweiß lief ihr den Rücken hinunter. Alton schien um ihren Beifall zu
bitten. Aber was hatte Adams Baby eigentlich mit ihr zu schaffen? Sie mußte
irgend etwas tun, also lächelte sie ihm zu, und Alton strahlte.
    Jeder am Tisch stellte nun Fragen nach dem Baby,
und Wetzon dachte: Vielleicht wird er nichts über uns sagen. Dann betete
sie, er würde es unterlassen.
    Sandra begann, den Champagner einzuschenken, den
das Mädchen in zwei Eiskübeln gebracht hatte. Während Wetzon zusah, wie ihr
Glas gefüllt wurde, wußte sie, daß sie es nicht nehmen würde. Champagner bekam
ihr nicht, und ihr war ohnehin nicht nach Feiern zumute. Sie sah auf die Uhr.
Zehn. Dies war der längste Abend, den sie jemals erlebt hatte.
    Alton stand auf. »Ich habe auch eine Neuigkeit«,
sagte er. »Komm an meine Seite, Leslie.« Die anderen Gäste murmelten, als
Leslie sich erhob und zu ihm gesellte. »Ihr alle kennt meine Freundin Leslie
Wetzon.« Wieder war da seine Hand auf ihrem Nacken. »Leslie hat mich sehr
glücklich gemacht, indem sie eingewilligt hat, meine Frau zu werden.«
    Die entgeisterte Stille, die eintrat, wurde
endlich von Laura Lee gebrochen. »Also dann, herzlichen Glückwunsch und alles
Gute euch beiden«, rief sie.
    Die anderen stimmten ein, doch Wetzon wußte, daß
es halbherzig war. Alton schien es nicht zu merken. Er faßte sie unters Kinn
und küßte sie, und über seine Schulter fing sie Sandras unverhohlen
mißbilligenden Blick auf.
    Wetzon sah sich verzweifelt nach Laura Lee um.
Doch Laura Lee hatte ihren Platz gewechselt, um sich mit Janet Barnes zu
unterhalten. Das Mädchen begann, den Tisch abzuräumen. Sandra schlug vor, sich
in das Wohnzimmer zu begeben, wo Kaffee serviert würde.
    Es war der geeignete Moment für Wetzon zu
entwischen, und sie nutzte ihn.
    Ein wenig benommen ging sie nach oben, benutzte
die Toilette, kämmte sich, trödelte bewußt herum. Sie schlenderte in die
Bibliothek, ein Zimmer mit weichem grünem Teppichboden, hoher Decke,
Holztäfelung. Es gab sogar eine Leiter auf Rollen, um die obersten Bretter der
Bücherschränke zu erreichen.
    Auf einem Tisch standen allerlei Familienfotos
in schlichten Silberrahmen. Tessa, Alton und die Kinder zu verschiedenen
Zeiten. Tessa und eine jüngere Version der dunkelhaarigen Frau, die Wetzon den
ganzen Abend angestarrt hatte. Wetzon nahm das Foto in die Hand.
    »Tessa und ihre kleine Schwester«, sagte eine
Stimme direkt neben Wetzon. »Lydia Davidoff.«
    Erschrocken ließ Wetzon das Bild fallen. Lydia
hob es auf und betrachtete es lange, dann stellte sie es wieder auf den Tisch.
    »Es tut mir leid«, stotterte Wetzon
schuldbewußt, ohne zu wissen warum.
    »Was kann denn ein Mädchen wie Sie von Alton
wollen?« fragte Lydia. »Er muß mindestens dreißig Jahre älter sein als Sie.«
    »Ich bin neununddreißig.«
    »Trotzdem.« Lydia wanderte durch das Zimmer.
    »Er ist ein wunderbarer Mann.« Warum verteidigte
sie sich?
    Lydia blieb stehen und sah sie an. »Sie können
Männer in Ihrem Alter haben.«
    »Wie bitte?«
    »Sie passen nicht zu uns. Wir haben viel
Familiensinn.«
    Ganz plötzlich ging ihr ein Licht auf. »Sie
lieben ihn.«
    Lydias dunkle Augen füllten sich mit Tränen.
    Um Gottes willen, dachte Wetzon.
    »Wetzon, Schatz, ich habe dich gesucht.« Laura
Lee fegte herein wie ein frischer Märzwind.
    Lydia wandte sich ab und verließ das Zimmer.
    »Mein Gott«, sagte Wetzon diesmal laut, während
sie sich auf einen Stuhl fallen ließ und den Kopf in den Händen verbarg. »Das
war die Schwester von Sandras Mutter. Ich meine, Altons Schwägerin. Sie ist in
Alton verliebt. Ich fühle mich scheußlich.«
    »Ach, Schatz, in dem Spiel um Liebe und Ehe gibt
es immer einen, der verliert, und einen, der gewinnt. Und es ist der Gewinner,
der manchmal der Verlierer ist, wenn du mich richtig verstehst.«
    »Allerdings.«
    »Also dann, komm mit zurück in den Kampf.«
    »Erst wenn du mir verraten hast, wer dieser
phantastische Mann ist.«
    »Du meinst Paul?«
    »Genau den.«
    »Versprich, daß du es für dich behältst.«
    »Wem sollte ich etwas sagen?«
    »Also, Schatz.« Laura Lee bugsierte sie aus der
Bibliothek. »Er ist Jesuit.«
    »Laura Lee! Ein Priester?«
    »Ist das nicht köstlich? Du kannst dir nicht
vorstellen, wie sich das auf Sex auswirkt.«
    Es war nach Mitternacht, als Alton und Wetzon in
seine Wohnung zurückkamen. Alton war überglücklich, Wetzon bedrückt.

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