Mörderisches Musical
Koordinatorin der Produktion —
Koproduzentin — Dilla Crosby auf dem Rang des Imperial Theatre erschlagen
wurde. Keine Verdächtigen, räumt die Polizei ein, doch viele Hinweise.« Sie
blendeten ein Foto von Dilla aus dem Artikel in Mirabella ein, auf dem
sie ausgelassen wirkte, in glänzenden silbernen Leggings und einer langen
maßgeschneiderten Jacke, ein Bein und einen Arm von einer Leiter wegstreckend.
»Die Polizei bittet alle, die sachdienliche Hinweise auf die Umstände von Dilla
Crosbys Tod geben können, sich unter der Rufnummer
null-vier-sieben-sechs-sieben-null-null zu melden. Alle Anrufe werden
vertraulich behandelt.«
Genug! Schluß mit dem Fernseher. Licht aus. Sie
kam um vor Hitze. Sie stand auf und öffnete das Fenster weiter, drehte die
Heizung ab, dann kroch sie völlig fertig wieder ins Bett.
Der Traum kam wieder, wie so oft, und sie wehrte
sich dagegen. In den Strudel des Schreckens gesogen, sah sie den Blitz der
Flamme, roch das Pulver, spürte den Stich. Dann etwas Neues: ein heftiger
Schmerz. Der Schmerz stach sie wach, und sie lag um Atem ringend in der
Dunkelheit. Ein Herzanfall. Nein. Sie war zu jung. Ihr Herz war in Ordnung. Es
war ein verdorbener Magen.
Scharfe Graupelnadeln attackierten ihre Fenster,
klirrten auf dem Kasten der Klimaanlage. Ihr Herz jagte. Sie setzte sich auf
und war im Nu schweißnaß. Sie konnte nicht atmen. Sie schwang die Füße auf den
Boden und stand auf, voller Angst, aber ihre Beine gaben nach. Sie sackte auf
den Boden. Dieser Schmerz. Ruf die 911. Nein, das konnte sie nicht. Sie würde
vor Verlegenheit sterben. Es war einfach ein verdorbener Magen, ein dummes
Virus. Sie kam auf die Knie hoch, dann auf die Füße und taumelte, an die Wand
gestützt, ins Bad, wo sie das kalte Wasser aufdrehte und die Handgelenke unter
den Hahn hielt. Dann spritzte sie sich kaltes Wasser ins Gesicht.
Der Schmerz verlagerte sich und legte sich
bedrückend auf den Magen. Sie krümmte sich vor Qual. Es mochte eine
Verdauungsstörung sein, doch sie starb daran. Wer würde es überhaupt erfahren,
wenn sie hier sterben würde? Alton hielt sich in Südamerika auf. Sie würde
morgen nicht zur Arbeit erscheinen, und vielleicht würde Smith Nachforschungen
anstellen, wenn nicht etwas Wichtigeres anlag. Wenn sie nicht solche Angst
hätte, könnte sie darüber lachen. Noch ein stechender Schmerz und noch einer.
Sie umklammerte die Kante des Waschbeckens. Sie würde es nicht durchstehen.
Als sie wieder Luft bekam, dachte sie: Es ist
eine Eierstockzyste. Vorjahren hatte sie schon einmal eine gehabt. Dr.
Hirschs Nummer. Schweiß rann ihr über die Stirn, über den Nacken. Fieber.
Sie glühte vor Fieber. Ihr Adreßbuch steckte in der Handtasche. Mit zitternden
Händen fand sie die Nummer und kroch in die Küche, griff nach dem Telefon und
zog es zu sich auf den Boden.
Es läutete. Schrillte in ihrer Hand. Viermal.
Sie riß den Hörer an sich. Keuchte heiser hinein. Sie hätte die eigene Stimme
nicht erkannt.
Es trat eine Pause ein, als würde die Person am
anderen Ende überlegen, ob sie die richtige Nummer hatte, dann: »Les? Was ist
los?«
»Hilfe...« war alles, was sie herausbrachte,
während der Schmerz über ihr zusammenschlug. Der Hörer rutschte ihr aus der
Hand und sprang einmal vom Boden ab, bevor er liegenblieb. Ihr Zeitgefühl war
aufgehoben. Ein Geräusch an der Versorgungstür riß sie in die Wirklichkeit
zurück, ließ sie vor Schreck fast ohnmächtig werden. Sie kroch schwer atmend
ins Wohnzimmer, bevor ihr klar wurde, daß es nur die nächtliche Müllabfuhr war.
Durchgefroren fand sie unter dem Eßtisch
Zuflucht, den Kopf auf den Knien, die Knie mit beiden Armen fest umschlungen.
Ihre Zähne klapperten in ihrem eigenen Takt. Langsam fühlte sie sich
vergehen...
»Les?« Sie hörte seine Stimme. Das Licht ging
an. »Wo steckst du? Les?« Sie versuchte, ihn zu rufen, brachte jedoch keinen
Ton heraus. Er ging in die Küche; sie hörte ihn den Telefonhörer auflegen, den
sie liegengelassen hatte. »Les?«
Angst. Sie hörte es aus seiner Stimme. Seine
Schritte kamen über den Flur zum Schlafzimmer, wieder zurück in den Flur. Sie
wollte rufen: »Hier bin ich!«
»Les.« Seine Stimme wurde weich. »Les. Was
machst du da?« Er ging auf die Knie und zog sie aus ihrem Versteck.
Ich muß entsetzlich aussehen, dachte sie.
»Aber, aber, komm her, ist ja gut. Es kommt
alles in Ordnung.« Zärtlich löste er ihre Hände von den Knien und betrachtete
sie prüfend. »Bist du
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