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Mörderisches Musical

Mörderisches Musical

Titel: Mörderisches Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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stieß auf ein altes T-Shirt, das
mit dem V-Ausschnitt — eines von Silvestri, das sie sich angeeignet hatte. Sie
zog es an und ging zu Bett. Eine Minute später war sie wieder im Wohnzimmer, um
alle Lampen auszuschalten. Sie schloß die Tür doppelt ab und legte sich wieder
ins Bett. Auf ihrer Uhr war es halb elf. Sie fühlte sich ausgepumpt. Sie langte
nach oben, um das Licht auszuschalten, lag in der sanften Dunkelheit und ließ
sich in den Schlaf gleiten.
    Das Telefon läutete und riß sie aus dem
wunderbaren Gefühl, in ein Federbett zu sinken. Ihre Hand zitterte, als sie zum
Telefon griff und den Hörer abnahm. »Hallo?«
    »Miss Wesson«, sagte Bernstein beinahe fröhlich.
»Hoffe, ich störe nicht.«
    »Sie stören nicht.« Sie dachte nicht im Traum
daran, ihn merken zu lassen, daß er sie gerade beim Einschlafen erwischt hatte.
»Was wünschen Sie?«
    »Halten Sie nichts davon, Anrufe zu beantworten?«
    »Legen Sie sich nicht mit mir an, Bernstein.«
    »Das gefällt mir so an Ihnen, meine Dame. Sie
kommen immer gleich zum Kern.«
    »Was ist der Kern, Detective?« Sie haßte dieses
Katz-und-Maus-Spiel, das er anzettelte.
    »Wir fanden Dilla Crosbys Regenmantel und Schirm
auf einem Tisch an der Seite der Bühne, wo Sie und Carlos Prince standen.«
    »Wir haben in der Kulisse gestanden, Detective,
rechte Bühnenseite.«
    »Genau. Aber wir wissen, daß sie immer eine
große Handtasche dabei hatte, und die haben wir nicht gefunden. Haben Sie sie
zufällig gesehen?«
    Wetzon schloß die Augen und sah den Bereich vor
sich, wo sie und Carlos gestanden und sich unterhalten hatten.
    »Hallo? Sind Sie noch da?«
    »Sekunde. Detective, ich versuche mich zu
erinnern. Auf dem Inspiziententisch habe ich einen Regenmantel gesehen
    - einen Burberry, glaube ich — und einen Schirm
— er war naß
    - und...« Sie öffnete die Augen und starrte in
die Dunkelheit.
    »Und was, Ms. Wesson?«
    »Eine große schwarze Ledertasche.«

 » Dann
wissen Sie vielleicht, wo sie geblieben ist«, meinte Bernstein
liebenswürdig.
    »Wie sollte ich? Detective Gross kam mich holen,
und ich habe die Tasche danach nicht mehr gesehen. Wissen Sie genau, daß sie
nicht einfach in Verwahrung genommen wurde?«
    »Kaum. Sind Sie sicher, daß Sie sie gesehen
haben?«
    »Ja.« Es kam sehr bestimmt. »Ich bin sicher, daß
auch Carlos sie gesehen hat. Wir haben beide direkt daneben gestanden.«
    »Er hat sie nicht gesehen.«
    »Was?«
    »Ich habe gerade mit ihm gesprochen, und er
sagt, er hat sie nicht gesehen.«
    »Er muß...« Halte den Mund, Wetzon. »Ich
kann mich ja auch geirrt haben. Wir waren beide ziemlich durcheinander.«
    »Ich habe etwas anderes gehört.«
    »Wie bitte?«
    »Detective Gross berichtet, daß Sie sich halb totgelacht
haben.«
    »Wir standen unter starkem Streß.« Wetzon
überlegte genau, was sie sagte. »Detective Gross hat es falsch verstanden.«
    »Wirklich? Dann wünsche ich Ihnen eine gute
Nacht, Ms. Wesson.« Er betonte das Ms.
    Nach dem Gespräch mit Bernstein lag Wetzon lange
still und ließ den Strom der Erinnerung vorbeiziehen. Dillas Tasche hatte auf
dem Tisch gelegen, als Detective Gross sie abgeholt hatte. Das wußte sie genau.
Und auf der Bühne und in den Kulissen waren nicht viele Leute gewesen. Mort
Hornberg, Gerry Schoenfeld. Die Frau bei Mort, die sie nicht kannte. Vermutlich
Aline Rose und der wohlgestaltete Edward. Sam Meidner. JoJo Diamond. Walt
Greenow mußte sich irgendwo in den Seitenkulissen oder hinten aufgehalten
haben, obwohl Wetzon ihn nicht gesehen hatte. Phil möglicherweise. Und Carlos.
    Sie machte Licht und rief Carlos an. Sein
Anrufbeantworter verkündete: »Welch glücklicher Zufall. Sie haben die Residenz
von Prince Margolies erreicht. Keiner der Hoheiten kann im Moment ans Telefon
kommen, doch wir möchten gern mit Ihnen sprechen. Hinterlassen Sie bitte eine
Nachricht.« Piep.
    »Carlos? Hallo? Ich bin’s. Carlos? Nimm ab.
Carlos?« Er nahm nicht ab. Seltsam. Mit einem unguten Gefühl legte sie auf. War
bei Carlos irgend etwas nicht in Ordnung? Er war entschieden dagegen gewesen,
daß sie zu ihm kam. Mein Gott. Ihre blühende Phantasie führte sie auf ungewisse
Pfade. Sie warf einen Blick auf den digitalen Radiowecker. Elf. Sie tastete
nach der Fernbedienung, schaltete den Fernseher ein und hörte die Lokalnachrichten
von CBS.
    »...einen brutalen Mord in einem
Broadway-Theater. Klingt wie Stoff für ein Stück, doch die Wirklichkeit schlug
mit der Wucht eines Vorschlaghammersein, als die

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