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Mörderisches Musical

Mörderisches Musical

Titel: Mörderisches Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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Wahrscheinlichkeit tritt es nach einer lebensbedrohenden Situation auf.«
    »Aber das war letztes Jahr, Silvestri.« Sie
wickelte den Handtuchturban um ihren Kopf ab, ließ das Tuch auf die Schultern
fallen und fuhr mit den Fingern durch das feuchte Haar. Ihre Finger suchten den
winzigen Wulst auf der Kopfhaut: sie fröstelte.
    »Wann, spielt keine Rolle. Du hast dich nicht
damit auseinandergesetzt. Du hast...«
    »Ich glaube, ich habe mich durchaus damit
auseinandergesetzt.«
    »Setz dich nicht aufs hohe Roß, Les. Okay?« Er
hörte sich ärgerlich an. »Ich kenne dich. Ich wette, du hast es irgendwo in
deinem Kopf geparkt und dort stehengelassen. Und jetzt steckst du bis zum Hals
in dieser neuen Geschichte.«
    Sie war wütend. »Du kennst mich? Du
kennst mich überhaupt nicht, Silvestri. Ich habe dich acht Monate nicht
gesehen, und du denkst immer noch, du kannst mir sagen, was ich tun soll.«
    »Neun.«
    »Neun? Wirklich?«
    »Mhm.«
    »Du meine Güte, neun Monate...«
    »Und ich wette, du hast diesen Traum mindestens
einmal in der Woche.«
    »Was für einen Traum?«
    »Daß auf dich geschossen wird.«
    »Woher weißt...«
    »Ich sage es doch, Les. Ich habe Panikanfälle
bei großen tapferen Polizisten und Soldaten erlebt.«
    »Es kam mir real vor. Es ist nicht
psychosomatisch.«
    »Es war real.«
    »Silvestri.« Ihre Stimme war so dünn, daß sie
sich selbst kaum hören konnte. »Ich träume, daß ich den Blitz vom Mündungsfeuer
sehe. Ich kann das Pulver riechen, spüre den stechenden Schmerz. Aber ich habe
bis jetzt noch keinen Angstanfall erlebt.«
    »Dann hast du Glück gehabt, Les. Was gestern
passiert ist, war der Auslöser.«
    »Was meinst du?«
    »Ich meine den Dilla-Crosby-Mord.«
    »Dilla.«
    »Dein Unterbewußtsein versucht, dir etwas
mitzuteilen, Les. Du bist überdreht. Hör darauf. Du bist erst völlig in
Ordnung, wenn du gelernt hast, um Hilfe zu bitten.«
    Sie seufzte. »Du hast dich verändert,
Silvestri.«
    Er schien verwirrt, runzelte die Stirn. »Es geht
hier nicht um mich, Les. Bleib beim Thema.«
    Sie hörte nicht darauf. Faltete die Serviette
wieder andersherum. »Probierst du eines von deinen psychologischen Profilen an
mir?«
    »Vielleicht sollte ich. Ich könnte
herausbekommen, warum ich...« Er brach mitten im Satz ab, stand auf und ging
aus dem Zimmer.
    Sie war niedergeschlagen. Sie schob die
Kaffeebecher beiseite, legte den Kopf auf die Arme auf dem Tisch. Als er wieder
hereinkam, war er bis auf die Jacke angezogen. Er rückte seine Schulterhalfter
zurecht.
    »Entschuldige«, murmelte sie, ohne den Kopf zu
heben. »Danke für letzte Nacht.«
    Er legte seine Hand auf ihr Haar. »Les, du bist
ein solcher Dickkopf.«
    Sie wurde zornig — sie konnte nichts dagegen tun
— und baute sich vor ihm auf, ganze stolze hundertachtundfünfzig Zentimeter.
»Tausend Dank, Silvestri.«
    »Sag mir, daß ich mich irre.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Bist du noch mit Pinkus zusammen?«
    Sie nickte.
    »Er ist zu alt für dich.« Dann fügte er hinzu:
»Und du hast ihn vermutlich um den kleinen Finger gewickelt. Er sagt bestimmt
nie nein zu dir. Der arme Trottel.«
    »Mach, daß du rauskommst, Silvestri. Hör endlich
auf, mir zu sagen, was ich tun soll.« Sie war wütend; die Hände waren zu
Fäusten geballt.
    Doch Silvestri schien es nur zu belustigen, was
sie noch mehr in Rage brachte. Und Alton sagte wirklich nie nein zu ihr. Da
hatte Silvestri recht.
    »Muß ein bißchen langweilig sein.« Er zog die
Jacke an.
    »Hm?«
    »Wie ein guter Papi...«
    Sie stürzte sich auf ihn, bearbeitete ihn mit
den Fäusten, und er lachte, hielt ihre Hände fest und küßte sie, und sie waren
wieder da, wo sie angefangen hatten.
    »Verschwinde aus meinem Leben, Silvestri«,
flüsterte sie in sein Hemd.
    »Nicht im Traum«, erwiderte er. »Außerdem werde
ich mit Bernstein an dem Crosby-Fall arbeiten.«

  »Ich
müßte verrückt sein, zu wechseln, Wetzon. Er möchte, daß ich nach New York
umziehe, so ein Scheiß, und eine Kürzung hinnehme.«
    »Damit ich das richtig verstehe, David. Er hat
Ihnen zehntausend im Monat über sechs Monate gegen eine Auszahlung von sechzig
Prozent geboten? Das ist kein Pappenstiel.«
    »Wetzon, er hat mir einen Vorschuß, einen
verdammten Vorschuß, von zehntausend im Monat geboten, mit Rückzahlung, wenn
ich es nicht verdiene. Ich möchte fünfzehn, oder ich komme nicht. Sagen Sie dem
Scheißer, wenn er glaubt, daß er so ein toller Hecht ist und aus mir einen

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