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Mörderisches Musical

Mörderisches Musical

Titel: Mörderisches Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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Wangen, und sie wischte sie ungeduldig mit den Fingerspitzen
weg. »Er hat Dilla verrückt gemacht. Anrufe zu jeder Tages- und Nachtzeit. Er
ließ uns einfach nicht in Ruhe. Ich habe ständig auf sie eingeredet, sich zu
wehren, und sie fing gerade an...«
    »Komisch, ich dachte immer, Dilla wäre
diejenige, die sich durchsetzt, die Mort um den kleinen Finger wickeln könnte.«
    »Ach, Leslie, wie wenig du weißt. Die Leute
haben sie verkannt. Sie war nicht so stark. Und sie traf gefühlsmäßige
Entscheidungen, die sie oft in Schwierigkeiten brachten.« Sie rührte Zucker in
ihren Tee. »Dilla und Mort hatten eine tolle Auseinandersetzung Freitag nacht
im Theater.« In ihrer Stimme klang Genugtuung.
    »Woher weißt du das?«
    Susan starrte sie an. »Dilla hat mich angerufen.
Sie hatte Angst. Ich konnte es an der Stimme hören. Sie war schon die ganze
Woche nicht sie selbst gewesen, irgendwie reizbar und nervös. Ich dachte, es
wäre wegen der Finanzierungslücke bei der Show. Ich wollte mich in ein Taxi
setzen und sofort hinfahren, aber sie sagte nein. Sie würde es ein für allemal
klären und käme später nach Hause. Aber sie ist nicht gekommen.«
    »Um Gottes willen, Susan, hast du dir keine
Sorgen gemacht?«
    »Sorgen? Ich war wütend. Es ist so komisch.« Sie
lachte nicht.
    »Wütend?«
    »Ich dachte, sie würde sich mit Mort aussöhnen,
indem sie die Nacht bei ihm verbrachte. Er verlangt totale Loyalität. Er haßt — haßte- mich, weil Dilla mich immer an die erste Stelle setzte. Sie war
meine Geliebte. Es wird keine andere mehr für mich geben.« Ihre Augen waren wie
Magnete auf Wetzon gerichtet. »Ist es dir unangenehm, daß ich lesbisch bin?«
    »Überhaupt nicht.«
    »Das dachte ich mir, aber ich war nicht ganz
sicher.«
    »Ich dachte immer, Mort wäre ambivalent in bezug
auf Frauen.«
    »Mort ist in vielen Dingen ambivalent, besonders
was sein Bekenntnis zum Schwulsein betrifft. Das ist es, was ihn so gemein
macht. Er und Poppy... na ja, weißt du...«
    Wetzon preßte eine Zitronenscheibe in ihren Tee
und zuckte zusammen, als der scharfe Saft mit einem Schnitt von einer
Papierkante an ihrem Finger in Berührung kam. Sie ließ die Scheibe in den Tee
fallen und leckte die Wunde. »Warum bin ich hier, Susan?«
    »Ich habe über dich gelesen, Leslie. Über dich
und deine Geschäftspartnerin. Ich weiß, daß ihr mit solchen Dingen zu tun
hattet.«
    »Nicht direkt.« Verdammter Mist, dachte
Wetzon. Sie wird mich bitten herauszubekommen, wer Dilla ermordet hat. Dennoch verspürte sie eine gewisse Erregung.
    »Ich hoffe also, du wirst es für mich tun. Ich
kann dich bezahlen. O Izz.« Die Hündin tollte mit einem Strohhut im Maul in die
Küche. Vor Wetzons Füßen ließ sie den Hut fallen und wedelte mit dem Schwanz,
während sie Lob erwartend zu Wetzon aufblickte. »Sie mag dich.«
    Wetzon lachte. »Ja, bestimmt.«
    »Lach nicht. Bei Menschen besitzt Izz einen
sechsten Sinn.«
    Wieder wurden in dem anderen Zimmer Stimmen
laut, außerdem Geräusche von dumpfen Schlägen.
    »Ums Geld geht es nicht...«
    »Was dann?«
    »Ich bin kein Detektiv.«
    »Aber du weißt, wie man’s macht. Auch wenn wir
uns viele Jahre nicht gesehen haben, vertraue ich dir. Ich glaube, du wirst mir
die Wahrheit sagen.« Susans Gesicht war trostlos. Wetzon ertappte sich dabei,
daß sie auf die verzweifelte Bitte in Susans tränennassen Augen reagierte.
    Sie fragte langsam: »Was hältst du für die
Wahrheit, Susan?«
    »Daß Mort Dilla getötet hat.«

  »Mort?
Du meine Güte, Susan, Mort doch nicht. Niemals! Er ist ein Tyrann und ein
Feigling, aber doch kein Mörder.«
    »Leslie, hast du jemals einen Menschen töten
wollen?«
    Wetzon hob die Tasse hoch; ihre Hand zitterte,
und sie setzte sie ab. Smith’ letzter Liebhaber, Richard Hartmann, würde auf
Wetzons Liste der Todeskandidaten ganz oben stehen. »Ja, aber ich würde es
nicht tun. Wie steht es mit dir?«
    Am anderen Ende der Wohnung ging der Tumult
wieder los, nur dieses Mal noch lauter, dazu weiter Schläge. Glas splitterte.
Izz schoß von Susans Schoß und raste kläffend aus der Küche.
    »Der Teufel soll sie holen! Entschuldige mich.«
Sie ließ Wetzon in der Küche allein. Der Geräuschpegel stieg.
    Wetzon goß sich noch eine Tasse Tee ein und nahm
ein Gebäckstück. Beim ersten Bissen merkte sie, daß es altbacken war. Sie stand
auf und schaute sich um. Kein Mülleimer oder Müllsack zu sehen. Sieh unterm
Spülbecken nach, Dummkopf, schalt sie sich. Du kannst deine

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