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Mörderisches Musical

Mörderisches Musical

Titel: Mörderisches Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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Müllsäcke
vielleicht für alle sichtbar herumstehen lassen, aber das hier ist der Verein
der Fifth Avenue. Sie verstecken ihren Müll. Sie machte die Tür des
Schränkchens unter der Spüle auf und sah Reinigungsmittel, Flaschen und irdenes
Geschirr sowie einen braunen Plastiksack, in den sie das angebissene Stück
warf. Die Küchenfenster boten einen Blick auf eine Straße mit schönen alten
Reihenhäusern und Villen. Die Nacht war schnell hereingebrochen. Unten, in den
Reihenhäusern, wurde das Licht durch Jalousien und Vorhänge gedämpft. Sie
wünschte, sie wäre zu Hause oder wenigstens bei Sonya.
    Als Susan nicht zurückkam, schlenderte Wetzon in
den Flur. Ein gewaltiger Geschirrschrank stand an der Wand gegenüber der Tür.
Der sonnengebleichte Schädel eines Ochsen hing daneben. Auf dem Boden lag ein
indianischer Läufer in lebhaften Farben. Es sah sehr nach Santa Fe aus.
    Die fest geschlossenen Türen des Schranks
forderten sie auf, sie zu öffnen. Solche Einladungen ließ sie nie aus. Der
lautstarke Streit in anderen Teilen der Wohnung hielt unvermindert an, ebenso
das Geräusch von schweren Möbeln, die weggerückt wurden. Wetzon öffnete die
Schranktüren. Vor ihr stand eine erstaunliche Kollektion von blau-weißem altem
Kantonporzellan, Platten, Teekannen, Servierschüsseln, Teller, Tassen mit
Untertassen, Krüge, Schalen und eine elegante langhalsige Vase. Sehr schön.
Sehr wertvoll. Sie fragte sich, wem es gehörte. Auch sie hätte nichts gegen ein
paar Stücke Kanton gehabt.
    Plötzlich wurde sie sich der Ruhe bewußt. Eine
Tür knallte. Sie saß wieder an dem Kirschbaumtisch, als Izz in die Küche
stürmte, direkt auf Wetzon zu, und etwas im Maul trug. »Was bringst du da,
Izz?«
    Mit wedelndem Schwanz ließ Izz ihre Gabe vor
Wetzons Füßen fallen. Es war ein Beutel in Petit point, gefüllt mit — sie
machte ihn auf — Schmuck, Diamanten, Ringe und goldene Armbänder. Mann! Sie
ließ den glitzernden Schatzfund durch die Finger rieseln. Auf das Innenfutter
der Verschlußklappe waren Worte gestickt: Lenny/Celia. Schon wieder
Lenny. Und wer war Celia? Wetzon schloß den Beutel und behielt ihn auf dem
Schoß, während Izz herumtänzelte und hochgehoben werden wollte.
    »Wo hast du das gefunden?«
    Plötzlich stürzte sich Susan auf sie. Sie riß
den Beutel an sich, drehte und wendete ihn in den Händen, prüfte ängstlich die
Schließe.
    »Izz hat ihn mir gebracht. Tut mir leid, daß es
dich so aufgeregt hat.«
    »Izz, fort mit dir, böses Mädchen.« Susan
lächelte. »Verzeih mir, Leslie. Aber ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht,
seit Dilla nicht mehr da ist. Ich kann anscheinend nicht mehr zwischen Freund
und Feind unterscheiden.«
    »Ich bin nicht dein Feind, Susan.«
    »Das weiß ich.« Susan seufzte, öffnete das
Schränkchen unter der Spüle und verstaute den Beutel dort. Was für ein
eigenartiger Platz für den ganzen Schmuck, dachte Wetzon.
    »Susan, ich habe einen Termin...«
    »Glaub nicht, daß ich dir das durchgehen lasse,
du Hexe!« kreischte eine Frauenstimme.
    Susan wandte sich um, das Gesicht fleckig vor
Zorn.
    Wetzon stand auf, um die ungeheuer dicke Frau,
die in einem mehrere Nummern zu kleinen Nerzmantel im Flur stand, besser sehen
zu können. Ihr Haar war so schwarz, daß es stellenweise blau leuchtete. Sie
sprach jede Silbe deutlich und voller Wut aus und klopfte dazu mit einem
Spazierstock auf den Boden.
    »Ich glaube, ich bin sehr vernünftig gewesen,
Ruth.« Susans Stimme war wie Eis. »Ich brauche mir das nicht gefallen zu
lassen. Das ist mein Zuhause. Sie sind nicht meine Mutter. Sie haben Dilla das
Leben zur Hölle gemacht, aber Sie haben keine Macht über mich. Nehmen Sie die
Sachen und Ihre Familie, und verschwinden Sie.«
    Das Gesicht der dicken Frau verzerrte sich.
»Dieser Palast hat Dilla gehört.«
    Wer hätte vermutet, daß die schicke alte Dilla
überhaupt eine Mutter hatte, dachte Wetzon, geschweige denn so eine.
    Susans Lippen bewegten sich, doch sie lächelte
nicht. »Aber da irren Sie sich. Diese Wohnung steht auf meinem Namen.«
    »Das ist unmöglich. Sie lügen«, schrie Ruth.
»Dilla hat mir alles über Sie erzählt. Dilla hat alles gezahlt. Wir bringen Sie
vor Gericht.«
    »Mutter!« Eine Erscheinung, der Mutter sehr
ähnlich, wankte in Sicht. Sie sah aus wie eine mit Gas aufgeblasene Dilla.
    »Shirley, bitte nimm, was du willst, und scher
dich zum Teufel.« Susan begann zu weinen. Izz heulte.
    Shirley schrie: »Rudy, bring die Taschen!«
    Dieser

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