Mörderisches Musical
Street, zwischen Second und First«, sagte
sie. Der Fahrer hatte eine bestickte Kappe auf dem Kopf, und sein Dienstausweis
gab seinen Namen mit Mohammad Mohammad an, außerdem war er Fahrer auf Probe,
was ihn nicht daran hinderte, sie in halsbrecherischem Tempo zu ihrem Ziel zu
bringen.
Als sie die Außentür zum Büro öffnete, rief sie:
»Guten Morgen, Max« zu der Gestalt, die an Max’ Schreibtisch saß. Aber es war
gar nicht Max. Max wurde heute nicht vor ein Uhr erwartet.
»Guten Morgen, Wetzon.« Der Mann, der auf Max’
Platz saß, hielt einen Kaffeebecher in der Hand. Er begrüßte sie mit einem
charmanten, wenn auch schüchternen Grinsen.
»Rich McMartin. Was machen Sie denn hier?«
Wetzon hatte Rich seit über drei Jahren, seit sie ihn bei Loeb Dawkins
untergebracht hatte, nicht mehr gesehen. Es war ein nettes Honorar gewesen. Sie
hängte ihren Mantel in den Schrank, zwischen B. B.s Allwettermantel und einen,
der offenbar Richs Burberry war.
B. B., der außerhalb von Richs Gesichtsfeld saß,
zeigte auf McMartin und zuckte übertrieben mit den Schultern. »Was liegt an,
Rich?« fragte Wetzon.
»Ich habe ein kleines Problem...« Er ließ den
Satz in der Schwebe.
»M-hm«, sagte sie und zog es in die Länge.
»Kommen Sie herein und berichten Sie. Smith wird uns wahrscheinlich
unterbrechen, aber setzen Sie sich erst einmal dahin, Rich.« Sie bot ihm ihren
Stuhl an und zog Smith’ Stuhl um den Tisch herum daneben, dann ging sie zur Tür
und rief: »B. B., bring mir bitte Rich McMartins Bogen. Du findest ihn unter
Vermittlungen. Und wenn du mir einen Kaffee bringen könntest, sind wir im
Geschäft.« Sie schloß die Tür und setzte sich auf Smith’ Stuhl. »Also, was ist
los?«
»Ich bin gestern gefeuert worden.«
»Gefeuert, Sie?« Rich war einer von den Großen,
der fast eine Million produzierte, als sie zuletzt von ihm gehört hatte.
»Entschuldigen Sie, wenn ich Ihre Worte wiederhole. Ich stehe unter Schock.
Warum wurden Sie gefeuert?«
»Genaugenommen«, sagte er bedrückt, »haben sie
mir nahegelegt zu gehen, wollten mir aber keinen Grund nennen.«
»Das ist verrückt. Das müssen sie. Haben Sie ein
Problem mit der Rechtsabteilung? Wird etwas in Ihre Registrierung als
Börsenmakler eingetragen?«
»Nichts. Ich bin sauber. Sie müssen etwas Neues
für mich finden. Ich habe ein paar Megakunden, die ich nicht verlieren möchte.
Skip hat mein Kontenbuch wahrscheinlich schon herausgegeben.«
»Dann muß ich also Skip anrufen und sehen, was
ich herauskriege, bevor ich Sie irgendwohin schicke. Wir müssen wissen, was uns
erwartet, damit wir keine Überraschungen erleben.« Sie bat Rich, sich wieder an
Max’ Schreibtisch zu setzen, dann schloß sie die Tür und rief Skip Beck unter
seiner direkten Nummer bei Loeb Dawkins an. Sie hatte ihn heute sowieso wegen
eines Maklers anrufen wollen, also konnte sie das jetzt gleich mit erledigen.
»Skip Beck.«
Es versetzte sie immer wieder in Staunen:
Männer, besonders Männer auf einflußreichen Posten, die weiter ihre Spitznamen
aus der Kindheit benutzten. »Guten Morgen, Skip, Wetzon hier. Wie geht es
Ihnen?«
»Phantastisch. Was haben Sie für mich?«
»Ich habe tatsächlich jemanden für Sie, aber
erst einmal etwas anderes. Heute morgen hat ein sehr unglücklicher Makler im
Büro auf mich gewartet. Rich McMartin.«
»Oh.«
»Ja, oh. Was ist los, Skip? Warum lassen Sie
einen Produzenten seines Kalibers gehen?«
»Ich weiß nicht, wie ich darauf antworten soll,
Wetzon.«
»Wie meinen Sie das, Skip? Es ist doch eine
ziemlich einfache Frage.«
»Nein, ist es nicht, Wetzon.«
»Was ist es dann? Hat er etwas Verbotenes getan?
Gibt es etwas, worüber ich Bescheid wissen sollte, das gegen seine Anstellung
bei einer anderen Firma spricht?«
»Nein. Alle finden ihn sympathisch. Er ist sehr
beliebt. Ich würde ihn sofort wieder einstellen...wenn ich nicht wüßte, wer er
ist.«
»Warum bitten Sie ihn dann auszuscheiden?« Skip
würde sich keine Blöße geben, das wurde Wetzon klar, noch während sie fragte.
Er befürchtete, verklagt zu werden. Dabei prozessierten Börsenmakler selten
gegen ihre Firmen, weil sie Angst hatten, danach von der Wall Street
boykottiert zu werden. Und diese Angst war durchaus berechtigt.
»Wetzon, lassen Sie mich nur eins sagen, und ich
werde es wahrscheinlich bedauern — ich kann meine Worte schon aus einer anderen
Richtung zu mir zurückkommen hören...«
»Nicht von mir, Skip.«
Er zögerte. »Sagen wir einfach, Rich
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