Mörderisches Musical
Rich zum Mittagessen in den Speisesaal der Leitenden im Turm
hinaufbitten würde. Sie waren ständig auf der Suche nach Topleuten, und es war
eine Freude, mit ihnen zu arbeiten. Sie bewunderte ihren Stil.
Wetzon begleitete Rich zur Tür, als Smith aus
einem Taxi auftauchte, lange schlanke Beine zuerst, dann der ganze bezaubernde
Rest. Sie betrachtete Rich, dann Wetzon.
Wie wenn man auf einen Lichtschalter drückte, knipste
Rich seinen Charme an. Sein Leuchten hüllte Smith ein. »Tag.«
Und Smith strahlte ihn an.
Wetzon mischte sich ein. »Meine Partnerin, Xenia
Smith. Smith, das ist Rich McMartin. Wir haben ihn vor fast vier Jahren bei
Loeb Dawkins untergebracht. Weißt du noch?«
Das Strahlen verschwand von Smith’ Gesicht wie
eine Überblendung im Film. Smith konnte Börsenmakler nicht ausstehen, nannte
sie Scheißkerle und verlogene Schweine. Sie zog den Umgang mit ihren Kunden
vor, den Chefs von Maklerfirmen. Wetzon dagegen fand, daß ihre Kunden nicht
anders waren als ihre Kandidaten — die Makler. In Wirklichkeit mochte sie
Börsenmakler. Auch sie war eine Verkäuferin, beinahe eine von ihnen. Wetzon
waren ihre Unsicherheiten und verwundbaren Stellen vertraut; sie verstand im allgemeinen
ihre Arroganz. Sie erinnerten sie an ihre Leute, die Schauspieler, Sänger und
Tänzer aus ihrem früheren Leben am Theater.
»Worum ging es hier?« fragte Smith, als sie
drinnen waren. Sie runzelte die Stirn, als sie ihren Stuhl an Wetzons Tisch entdeckte,
und rollte ihn zu ihrem zurück.
»Skip hat ihn gebeten, die Firma zu verlassen.«
»Wieviel produziert er?«
»Vielleicht sechshundert für die laufenden
zwölf.«
Smith’ Stirn glättete sich. »Und wo präsentieren
wir ihn?«
»Rosenkind und SMQ.«
»Irgendwelche Probleme?«
»Nein.« Sie sah Smith an, daß sie die Honorare
im Kopf ausrechnete. Wetzon hatte bereits dasselbe getan. Sie grinsten sich an
und schlugen die Hände gegeneinander.
»Das laß ich mir gefallen!« sang Smith.
»Liegt für Freitag etwas Wichtiges an?« Wetzon
setzte sich an ihren Schreibtisch und überflog ihren Terminplan. Sie mußte es
noch einmal bei Susan Orkin probieren.
»Nein, Herzblatt.«
Wetzon warf einen Blick auf ihre
Geschäftspartnerin. Smith lächelte ihr unergründliches Katzenlächeln. Was hatte
sie vor?
»Wenigstens nicht in New York, Herzblatt.«
Wetzon ärgerte sich. Sie konnte Smith’ Spielchen
nicht ausstehen. »Und was soll das heißen, Herzblatt?«
»Du weißt genau, was es heißt, und du bist
wütend, weil du es haßt, mit mir zu teilen«, sagte Smith, die geradezu in
Selbstgefälligkeit schwelgte. »Du möchtest deine Theaterverbindungen und deine
Morde einfach für dich allein haben.«
»Smith! Verdammt.« Wetzon stampfte mit den Füßen
auf. Warum ließ sie sich von Smith ärgern? Auf zehn zählen. Langsam atmen.
»Du brauchst nicht gleich hysterisch zu werden,
Schatz. Ich habe gehofft, du würdest erwachsener reagieren, von großzügig ganz
zu schweigen...« Als Wetzon sie mit Blicken durchbohrte, fuhr Smith gelassen
fort: »Joel Kidde hat mich angerufen. Ich fliege Donnerstag abend mit dir nach
Boston zu unserer Premiere.«
»Und
ich werde Mark überraschen.« Smith übersah Wetzons bestürztes Gesicht und
redete immerzu weiter. »Mein süßes Baby hat in seinen Frühlingsferien Kurse in
Harvard belegt. Ist das nicht reizend?«
»Ist das nicht reizend?« wiederholte Wetzon.
»Ist das nicht reizend, Wetzon? O ja, allerdings, es ist total reizend. Jetzt
können wir alle eine Pyjamaparty im Ritz feiern.«
»Das Ritz? Aber nein, Zuckerstück. Ihr
Theaterleute könnt das Ritz haben. Ich wohne immer im Four Seasons .«
Wetzon warf die Hände hoch und verdrehte die
Augen. »Ach ja, selbstverständlich.«
Smith sah sie scharf an und schlenderte zu ihr,
um die Hände auf Wetzons Schultern zu legen. »Habe ich es mir doch gedacht. Du
bist verspannt. Ich kann immer sagen, wenn etwas nicht in Ordnung ist.« Sie
drückte Wetzons Schultern.
»Geh weg, Smith.«
»Und du siehst spitz aus. Was ist los? Ist es
Alton? Ich glaube, es ist Zeit für einen Mann in deinem Leben.« Smith begann,
Wetzons Schultern zu massieren.
»Klar. Je mehr, desto fideler.« Genaugenommen
war es beinahe lustig. Wetzon hätte gelacht, wenn sie nicht so deprimiert
gewesen wäre. Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das ist es nicht.«
»Was ist es dann? Du weißt, du kannst mir alles
sagen.« Smith knetete weiter.
»Au!« Mensch. Smith hatte recht. Sie war
verkrampft, so
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