Mörderisches Musical
ist ein
prima Kerl, aber schwer zu handhaben.«
»Hm?«
»Und er ist ein Alptraum für die
Rechtsabteilung.«
»Ach. Aber Sie sagen doch, daß seine Registrierung
in Ordnung ist und daß Sie keine Überraschungen in seine Papiere schreiben
werden?«
»So ist es. Genügt Ihnen das, Wetzon?«
»Ich kann damit leben. Danke, Skip.« Sie blickte
auf den >Fahndungsbogen< vor sich. »Ich habe hier einen, der zehn Jahre bei
Faulkner und Söhne an der Madison war. Das Hauptgeschäft hat er mit
Kommunalobligationen gemacht, dazu ein paar Staatsanleihen und
Hypothekenpfandbriefe. Letztes Jahr ist er auf dreihundertfünfzigtausend brutto
gekommen und hat bis heute über dreihundert eingefahren.«
»Hört sich an wie einer für mich.«
»Sein Geschäftsführer ist zum Regionalchef
aufgerückt, und jetzt leitet eine Frau das Büro, was normalerweise in Ordnung
wäre, aber diese hier ist ein Flop. Ich kenne sie. Kein Sinn für Humor. Für sie
gibt es nur Wettlauf. Der neueste Preis ist ein zweisames Abendessen bei ihr zu
Hause. Damit war für Steve Zuckerman das Maß voll. Sie sind morgens um acht
da?«
»Wenn ich es nicht wäre, hätte ich meinen Job
nicht mehr. Verabreden Sie etwas. Acht paßt mir gut, aber er soll mich im
Edwardian Room des Plaza treffen. Morgen wäre schön oder diesen
Donnerstag.«
»Prima, Skip. Ich rufe zurück zur Bestätigung
und schicke Ihnen Steves Kurzbiographie.«
»Wissen Sie, ich freue mich jedesmal, wenn ich
auf Kosten der Firma essen gehen kann.«
Sie legte auf und trug ein paar Notizen auf
Steve Zuckermans >Fahndungsbogen< ein, dann stand sie auf und öffnete die
Tür, gerade als B. B. klopfen wollte. B. B. reichte ihr McMartins
>Fahndungsbogen< und einen Becher Kaffee.
McMartin sah von Max’ Tisch zu ihr auf, ein
richtiges Häufchen Elend. Er hatte tatsächlich Tränen in den Augen. »Haben Sie
ihn erreicht? Was hat er gesagt?«
»Danke, B. B. Kommen Sie mit, Rich.« Sie hielt
ihm die Tür auf. Er sah phantastisch aus, glattrasiert, klare blaue Augen,
geschmackvoll gekleidet, mit den breiten Schultern und schmalen Hüften eines
Sporüers. Er sah einen direkt an, wenn er redete, wirkte aufrichtig und
freundlich, hatte perfekte Manieren und ein unwiderstehliches Lächeln. Was
hatte er also an sich, das ihr Unbehagen bereitete? Dann wußte sie es. Es war
alles Fassade. Rich war ein Zwanzig-mal-dreißig-Hochglanzfoto, wie sie im
Showbusineß sagten.
»Haben Sie mit Skip gesprochen?« fragte er. »Hat
er Ihnen gesagt, warum?«
»Ich habe, er hat nicht. Er hat nur gesagt, daß
nichts in Ihr Zeugnis kommt, wenn Sie ausscheiden.«
»Ich kann es nicht begreifen. Ich hatte tollen
Erfolg. Es wäre das beste Jahr geworden, das ich jemals hatte...«
»Ich könnte mir denken, daß Sie einem, der Macht
hat, auf den Schlips getreten sind.«
»Hm, ich habe da einem Händler von
Staatsanleihen Bescheid gestoßen.«
»Vielleicht hat er sich beschwert. Vielleicht
war es ein Fall von er oder ich.«
»Ich frage mich, ob es mit der
Zeitungsgeschichte zu tun hat.«
Allmählich dämmerte es. »Welche
Zeitungsgeschichte?«
»Also ich habe mit Newsday ein Interview
gemacht. Es ist Samstag erschienen. Ich bin sicher, daß es keiner gesehen hat.«
Berühmte letzte Worte, dachte Wetzon. »Was haben
Sie gesagt, Rich?«
»Ich habe gesagt, jeder, der Markenprodukte einer
beliebigen Firma kauft, sei ein Trottel. Eigentlich habe ich >Dackel<
gesagt, aber sie haben >Trottel< gedruckt.«
»Vielen Dank. Wenigstens haben wir die
Erklärung. Ob Trottel oder Dackel, keine Firma möchte, daß ihre Makler
andeuten, die Öffentlichkeit würde hinters Licht geführt.«
»Okay, verstehe.« Rich schien das ziemlich kalt
zu lassen. »Aberjetzt, Wetzon, müssen Sie mir helfen. Ich muß irgendwo
Unterkommen, und zwar schnell.«
Sie gingen eine Liste von Firmen durch und
einigten sich auf Rosenkind Luwisher als erste Wahl und Simson, Milgram und
Quinn — in der Wall Street als SMQ geläufig — als zweite, und während Rich sich
zum zweitenmal an Max’ Schreibtisch begab, machte Wetzon Termine aus. Sie
teilte beiden Geschäftsführern genau mit, was Skip Beck über Rich gesagt hatte
und gab ihnen Skips Telefonnummer, so daß sie es selbst überprüfen konnten.
Beide Geschäftsführer waren sehr an Rich interessiert, deshalb verabredete sie
ein Gespräch bei Rosenkind Luwisher um elf und bei SMQ um halb drei noch an diesem
Tag. Sie wußte, daß Rosenkind Luwisher, falls Rich ihnen zusagte, alle Register
ziehen und
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