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Mörderisches Musical

Mörderisches Musical

Titel: Mörderisches Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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unverkennbar. Als Wetzon näherkam, sah sie, daß Poppy das
Gesicht von jemandem, der auf dem Boden im Gang hockte, hielt und mit Küssen
bedeckte. Smitty, denn es mußte sich um Smitty handeln, bewegte seinen Kopf ein
bißchen.
    Wetzon schnappte nach Luft und umklammerte die
Brüstung. Sie spürte fast den Boden unter ihren Füßen wanken.
    Der Mann — das heißt, es war kein Mann, sondern
ein Junge — blickte herauf. Sein Blick begegnete Wetzons Blick und drückte Ekel
aus. Poppy hörte nicht auf, ihn zu verschlingen und sein Gesicht abzuschlecken.
    Wetzon flüchtete. Smitty war Mark, Smith’ Sohn.

  »Halt,
Mädchen...«
    Sie war direkt mit Fran Burke zusammengestoßen,
zum zweitenmal innerhalb von zwei Tagen, diesmal aber so heftig, daß beiden
fast die Luft wegblieb. Sein Stock schlug gegen die Wand, und der laute Knall
schloß die plötzliche Lücke, die das Schweigen aus dem Orchestergraben
verursacht hatte.
    »Du lieber Gott, tut mir leid, Fran.« Ihr wurde
flau im Magen. Sie hörte nur noch das eigene Herz, das in ihren Ohren hämmerte.
    »Überbezahlt!« schrie Mort hinter ihnen. »Ihr
seid alle überbezahlt! Wenn ich die Regie niederlege, wird keiner von euch je wieder arbeiten!«
    »Was ist denn da los?« Unter den struppigen
weißen Augenbrauen blickte Fran ernst. Er achtete nicht auf Morts Ausbruch, und
Wetzon war zu sehr von der Entdeckung schockiert, daß Smitty Mark Smith war. In
der Gesamtsumme der Dinge, die in ihrem Leben wichtig waren, tauchten Mort und
seine Versuche, sich in Positur zu werfen, nicht auf. Sie hob den Stock mit dem
kunstvoll geschnitzten Totenkopf auf, überrascht von seinem Gewicht, und
reichte ihn Fran.
    Sie blickte in die Richtung, aus der sie gerade
gekommen war, dann preßte sie die Hand auf den Mund. Sie sah Fran an,
schüttelte den Kopf und stürzte zur Toilette, wo sie das Bier und das wenige,
was sie sonst im Magen hatte, erbrach, während sie immerzu dachte: Das ist
dumm. Dumm! Sie trocknete die Augenmit
Toilettenpapier und spülte den Mund mit kaltem Wasser über dem Waschbecken aus.
    Jemand hämmerte gegen die Tür. Fran? Falls er
seinen Stock dazu benutzte, würde er die Tür einschlagen. Was hatte Bernstein
über die Mordwaffe gesagt? Ein stumpfer zylindrischer Gegenstand? Sie packte
den Gedanken weg, um später darüber nachzugrübeln.
    »Häschen! Alles in Ordnung?«
    »Kaum.«
    »Was? Ach, vergiß es.« Carlos machte die Tür auf
und kam herein, das Gesicht vor Sorge müde.
    »Carlos! Du kannst hier nicht herein.« Eine neue
Welle von Übelkeit überfiel sie.
    »Oh, bitte!«
    »Na gut, dann tausch mit mir.« Sie schüttelte
ihren Mantel ab und warf ihn nach ihm. »Ich möchte nicht auf meinen Pelz
kotzen.«
    »Oh, verstehe.« Er grinste sie an. »Aber auf
mein Leder kannst du. Mmmm.« Er streichelte den Pelz. »Den gebe ich nicht
wieder her.«
    Fröstelnd legte sie sich Carlos’ Ledermantel um
und lächelte ihn matt an. »Danke. Bin schon wieder in Ordnung. Das kommt davon,
wenn man Bier auf leeren Magen trinkt.«
    »Wirklich, Schatz? Raus mit der Sprache. Fran
hat gesagt, daß du gerannt bist, als wäre der Teufel hinter dir her.«
    »Ich? O nein.« Sie beschäftigte sich intensiv
mit den Knöpfen seines Mantels. Hauptsache, sie wich seinem scharfen Blick aus.
»Es war nur ein Unfall in der Dunkelheit. Ich bin über seinen Stock
gestolpert...«
    »Häschen, ich weiß, daß du etwas vor mir
verheimlichst, und das erlaube ich nicht.« Er hüpfte mit beiden Füßen auf und
ab, ein Tänzer, der Rumpelmortchen gibt. Ein gescheiter Tänzer hatte Mort, als
der gerade wieder seinen Koller hatte, Rum-pelmortchen getauft, und der Name
war hängengeblieben. »Sofort sagst du es Carlos.«
    Wetzon mußte lachen und umarmte ihn. »Zuviel mit
Mort zusammen ist ansteckend.«
    »Mach dich bitte nicht über mich lustig.«
    »O Mann, ich liebe dich«, sagte sie, »aber du
wirst dich darüber auch nicht mehr freuen als ich. Und aus völlig anderen
Gründen.«
    »Häschen...«
    »Es ist Mark Smith.«
    »Mark Smith? Wer ist das? Halt, warte, nichts
verraten. Der Kleine des Barrakudas. Was hat Mark Smith mit irgendwas zu tun?«
    »Es ist dein Smitty.«
    »Smitty. Smitty?« Langsam ging ihm ein Licht
auf. »Verdammt, verdammt! Habe ich doch gleich gedacht, daß er jemandem ähnlich
sieht, den ich kenne...«
    »Carlos, er ist gerade siebzehn und...«
    »Das gibt Ärger.« Carlos sah genauso grün aus,
wie Wetzon sich fühlte. »Nicht zu glauben, daß der Barrakuda so einen

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