Mörderisches Musical
Offenbar hatte es jemand auf Mort abgesehen.« Sie blieben vor dem
Beleuchtungsmonitor stehen.
»Scheint so.«
Als Wetzon zum Bühneneingang kam, schloß ein
Elektriker die Telefondrähte an, während Juliette Keogh ihn erstaunlich genau
über den Mord ins Bild setzte.
»Ach ja?« sagte der Elektriker immer wieder. »Im
Ernst?«
Wetzon wartete ungeduldig, daß er seine
Werkzeuge einpackte und ging, doch er hatte es nicht eilig. Wahrscheinlich war
es seine letzte Arbeit an diesem Tag.
»Seine Frau, hm?« sagte der Elektriker zu Juliette-Cerberus,
als Wetzon endlich das Telefon benutzen konnte. Als sich die Vermittlung
meldete, sagte sie: »R-Gespräch. Wer sich meldet.« Sie schaute auf den
Betonboden hinunter. Jemand hatte das Blut aufgewischt.
»Guten Tag, Smith und Wetzon.« B. B. klang
erschöpft.
Sie wartete, bis er sich bereit erklärte, die
Kosten zu übernehmen. »Hallo, B. B. Was läuft bei euch?«
»O toll, Wetzon. Ich nehme an, du hast meine
Nachricht erhalten.« Die Erleichterung war durch die Telefondrähte zu spüren.
»Nein. Ich bin im Theater. Was ist los?«
»Lois Danzigger hat das Angebot von Paine Webber
angenommen.«
»Super. Ich gratuliere. Wann fängt sie an?«
»Montag in zwei Wochen.«
»Ziemlich flott, B. B. Sorge dafür, daß sie sich
das Übliche kopiert. Sonst noch was?«
Die einzige Nachricht, die sich dringend
anhörte, stammte von Artie Agron, und die Nummer, die er hinterlassen hatte,
war seine Privatnummer, wie sie an der Vorwahl 201 merkte. Sie riß einen rosa
Merkzettel aus ihrem Ringbuch und schrieb sie auf. »Ich rufe ihn an. Das andere
kann bis Montag warten. Hat Smith Nachrichten?«
»Richard Hartmann.«
»Hast du ihm gesagt, daß Smith im Four
Seasons wohnt?«
»Ja. Sollte ich nicht?«
»Ruf ihn an und sag ihm, daß sie im Ritz ist.«
»Er kommt nach Boston.«
»Wirklich?« Köstlich, dachte sie.
Hartmann vs. Kidde. Da würden Funken sprühen.
»Der andere Apparat läutet. Kannst du
dranbleiben?«
»Ja, aber mach schnell.« Sie klopfte mit dem Fuß
und wartete. Cerberus hatte ihr Publikum verloren. Nun steckte sie die Nase in
den Bostoner Herald, der ein großes Foto von Mort brachte, wie Wetzon
bemerkt hatte.
B. B. fragte: »Bist du noch da, Wetzon?«
»Ja. Hast du noch was?« JoJo ging mit Joclyn
Taylor vorbei, seine Hand auf ihrem Hintern. Er sprach mit ihr über ihren
höchsten Ton, doch seine Stimme und Körpersprache waren verführerisch. Die Tür
ging auf, um einen Zug schneidend kalter Luft hereinzulassen, und das Paar
verlor sich in der Gasse hinter dem Theater.
»Ja. Max hatte heute morgen einen Anruf von
Detective Bernstein. Bernstein wollte wissen, wo du bist. Ich habe
zurückgerufen und ihm gesagt, daß du im Ritz bist, und er hat gesagt,
daß er es dort versucht und eine Nachricht hinterlassen hat, aber falls ich von
dir höre, sollst du ihn sofort anrufen und...«
Ihre Füße machten einen ungeduldigen Schritt.
»Spuck’s aus, B. B. Ich komme zu spät.«
»Du sollst nicht mit Reportern reden.«
»Danke,
daß du mir Mort auf den Hals gehetzt hast, alter Kumpel«, sagte Wetzon, als
sie sich an Carlos’ Tisch setzte. Ein doppelter Martini stand unangerührt vor
ihm.
Er grinste sie an, oder zumindest sollte es ein
Grinsen sein. »Ich dachte, du wolltest helfen, Herzblatt.«
»Will ich auf. Und ich tu es für dich, nicht für
ihn. Wenn es nicht dir zuliebe wäre, dann säße ich nicht einmal hier. Wie ich
das hasse.« Ihre Heftigkeit überraschte sie.
»Tut mir leid, Häschen.«
»Schon gut. Ich glaube, Susan hat einen
Nervenzusammenbruch. Sie glaubt, daß sie als nächste auf der Liste des Mörders
steht. Ich weiß nicht, ob sie es riskiert herzukommen, wo sich nach ihrer
Überzeugung auch der Mörder aufhält. Ich rufe sie an und versuche, mich zum
Mittagessen mit ihr zu verabreden, aber offen und ehrlich, Carlos.«
»Ich nehme einen Champignon-Cheeseburger mit
allem Drum und Dran, Pommes frites und alles«, sagte er zum Kellner. »Und du,
Häschen?«
Sie betrachtete die Karte. »Heute ist doch
Freitag.«
Der Kellner nickte.
»Dicke Muschelsuppe Neuengland. Und einen
Wodka-Martini pur, sehr trocken.« Sie brauchte etwas sehr viel Stärkeres als
Bier.
»Ich weiß, Häschen. Mort ist das größte
Miststück, und ich weiß, daß wir beide den heimlichen Verdacht hegen, daß der
arme alte Sam den Schädel nicht eingeschlagen bekam, weil er der arme alte Sam
war.«
»Wahrscheinlich.« Sie lächelte, ein blasiertes
Smith-Lächeln,
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