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Mörderisches Musical

Mörderisches Musical

Titel: Mörderisches Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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Street und machst Geld mit dem Abschaum und
Dreck. Du hältst dich für die beschissene Jeanne d’Arc? Du weißt doch, was ihr passiert ist, Weibsstück?«
    Wetzon kehrte ihm den Rücken und ging in die
Toilette. Sie betrachtete ihr Gesicht im Spiegel. Angetrocknetes Blut stand ihr
nicht. Sie befeuchtete ein Papierhandtuch und tupfte vorsichtig die Flecken ab.
Morts Drohung klang ihr in den Ohren.
    Am liebsten hätte sie Boston auf der Stelle
verlassen. Der alte Witz ging ihr durch den Kopf — mit wem muß ich bumsen,
um aus dieser Show auszusteigen — , und sie mußte lachen.
    Sie ging zur Tür und lehnte sich an den Rahmen.
Mort, dem vor Wut die Augen hervorquollen, starrte sie an. »Wenn du mir das
versprichst, gehe ich morgen zu Susan«, versicherte sie ihm.
    »Das läßt sich leicht versprechen. Der Junge
wird sowieso allmählich ein wenig lästig. Wohin ich auch gehe, steht er mir im
Weg herum.« Er machte ein einfältiges Gesicht. Und der Sturm war vorbei.
    »Denk aber daran, daß du das mit Madigan klären
mußt.«
    Sie ließ ihn stehen, während er sich im Spiegel
bewunderte. Aber sein Stich hatte getroffen. War etwas Wahres an dem, was er
gesagt hatte? War sie selbstgerecht? Hatte sie nie eine richtige Beziehung
gehabt?
    Hinten im Zuschauerraum sprach Madigan mit zwei
Männern, von denen einer eine Ärztetasche trug, während der andere mit Kameras
behängt war. Da sie ihre Aussage bereits aufgenommen hatten, ging sie
gemächlich durch den Gang weiter. Jetzt könnte sie einmal versuchen, im Büro
anzurufen. Madigan winkte sie zu sich.
    »Ach, Miss. Einen Augenblick bitte.«
    Verdammt. Sie ging denselben Weg zurück.
    Madigan beendete seine Unterredung. »Nehmen Sie
Platz. Ich bin sofort bei Ihnen.«
    Sie seufzte. Den Tag konnte sie abschreiben. Sie
beneidete Smith, die in seliger Unkenntnis von dem Mord an Sam in Gloucester
beim Mittagessen saß. Sie setzte sich nicht.
    »Also dann, nur noch ein paar Fragen.« Madigan
hatte seinen Mantel über die Lehne des Sitzes gelegt. Murrend sah er
irgendwelche Notizen durch. »Sie waren die erste Person, der Juliette Keogh
mitteilte, daß sie die Leiche gefunden hatte?«
    Juliette Keogh? Wer hätte gedacht, daß die Frau
mit dem orangefarbenen Haar einen Namen wie Juliette hatte? »Stimmt.« Sie trat
von einem Fuß auf den anderen.
    »Nehmen Sie Platz«, wiederholte er. Diesmal war
es ein Befehl.
    Sie setzte sich auf die Stuhlkante, bereit zu
flüchten.
    »Sie hat ausgesagt, Sie hätten am Telefon nahe
dem Bühneneingang gestanden.«
    »Ich habe versucht, mit meinem Büro zu sprechen,
aber es herrschte ein solcher Betrieb hin und her und zur Tür hinaus, ganz
davon zu schweigen, daß jeder mich anquatschte, so daß ich es schließlich
aufgab. Ich glaube, das war, bevor sie... hm... Juliette... wegen des komischen
Geruchs nachsehen ging.«
    »Ich möchte wissen, wer alles hereingekommen
oder hinausgegangen ist.« Madigan hatte eine kleine weiße Narbe in der Mitte
der linken Augenbraue, um die sich die Haare teilten.
    Ihre Hand berührte die eigene Narbe, als wollte
sie nachsehen, ob sie noch da war. »Jeden einzelnen? Du meine Güte, das war ein
richtiges Heer von Leuten.« Sie überlegte einen Moment. »Fran Burke, Phil
Terrace, Poppy Hornberg, Walt Greenow und ein Bühnenarbeiter. Eine vom Ensemble
— Nancy, glaube ich — war vor mir am Telefon. Fast alle sind vorbeigekommen.
Bis auf Mort und Carlos.« Madigan streckte eine Hand aus und befühlte den
verfilzten Pelz ihres Mantels. »Glauben Sie, daß mich vielleicht jemand
gestreift hat und so das Blut auf den Mantel gekommen ist?«
    »Das werden wir wissen, wenn das Labor sich
angesehen hat, was Bryant abgekratzt hat.« Er schaute wieder auf seine Notizen.
»Noch jemand?«
    Mark. Sie seufzte. Es führte kein Weg daran
vorbei. »Mark Smith. Der, den sie Smitty nennen.«
    »Treiben Sie Sport? Gewichtheben, Krafttraining,
Ballspielen?«
    »Ich besuche Tanzkurse. Möchten Sie meine
Muskeln fühlen?« Sie sah ihn streng an. »Ich habe Sam nicht getötet, Detective.
Ich hatte weder ein Motiv noch die Mittel. Und ich bin eins achtundfünfzig groß
und wiege vierundvierzig Kilo. Wenn ich jemanden töten wollte, würde ich etwas
verwenden, was meine Größe und mein Gewicht ausgleicht, zum Beispiel ein Auto.«
    Sie bemerkte ein kurzes, knappes Lächeln. Nicht
viel, doch verriet es immerhin, daß er ihre Logik anerkannte.
    Irgend etwas schoß ihr durch den Kopf.
Herrentoilette... Sie hatte am Colonial gespielt... Dann

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