Mörderisches Paradies
Clubmanagerin liebte Beth genauso, wie sie die meisten Mitglieder mochte, weil sie überwiegend offen und freundlich waren.
Bis auf Amanda.
Glücklicherweise kam sie nicht jeden Tag in den Club – nicht einmal jede Woche. Der Bootsnarr war Hank. Schon sein Vater war in dem 1910 gegründeten Segelclub aktiv gewesen. Angefangen hatte alles damit, dass zwei dicke Freunde, Clubpräsident Isaak und Vizepräsident Gleason, sich im Ruhestand regelmäßig auf ein Bier getroffen hatten. In den Zwanzigerjahren gab es dann schon zehn Mitglieder, und bis zum Zweiten Weltkrieg wurden es an die hundert. Eine Weile war das Clubhaus der Treffpunkt von Kriegsheimkehrern der Navy gewesen. In den Fünfzigerjahren stieg die Mitgliederzahl wieder, und in den Siebzigern galt der Club als beliebter Treffpunkt. Als aus den Hippies Yuppies wurden, schnellten die Eintrittsgebühren nach oben. Inzwischen zählte der Club um die zweihundert Mitglieder, von denen einhundert einen eigenen Liegeplatz besaßen. Mindestens fünfzig Mitglieder bildeten den aktiven Kern des Vereins. Der Vater von Ben und Beth war ebenfalls Clubpräsident gewesen, und mit seinem Tod ging die Mitgliedschaft an Ben.
Und Beth hatte nach ihrem Marketingstudium einen Job im Club angenommen.
Wäre ihr damals klar gewesen, dass sie es mit den Amandas dieser Welt aufnehmen musste, hätte sie es sich vielleicht anders überlegt. Amanda war der Typ Frau, der ihr einen Brief auf den Schreibtisch legte und ohne sie auch nur anzusehen erklärte, sie bräuchte Kopien davon. Sobald irgendein Clubangestellter auch nur den kleinsten Fehler machte, beschwerte sie sich. Zwei Kellnerinnen aus dem Clubrestaurant hatten gekündigt, nachdem Amanda sie zum Weinen gebracht hatte.
Ben reagierte nicht auf Amanda, er schien gegen ihren verrucht-sinnlichen Charme immun und taub für ihre dauernden gemeinen Sticheleien zu sein.
Ihn über Amanda aufzuklären, hätte jedoch wenig Sinn. Er würde es einfach nur für den üblichen Zickenkrieg halten.
“Wenn sie auch dabei sind, könnte es gar nicht besser sein”, versicherte sie daher lahm.
“Amanda”, maulte Amber und schnitt eine Grimasse.
Genervt verdrehte Ben die Augen. “Stimmt etwas nicht mit ihr?”, fragte er.
“Dad, sie ist eine alte Hexe.”
“Amber!”
“Das war kein schlimmes Wort”, sagte Amber.
“Kein Fluch oder so was”, pflichtete Kim ihr bei.
“Beth”, meinte Ben, “willst du nicht etwas dazu sagen?”
“Sie nennen sie eben so, wie sie sie sehen”, erklärte sie.
“Aber mir gefällt die Wortwahl nicht.”
“Amber, deinem Vater gefällt die Wortwahl nicht. Bitte benutze dieses Wort nicht.”
“Ist gut”, meinte Amber. “Miss Mason ist eine rücksichtslose egoistische Schlange, wie wär’s damit?”
“Mit richtig großen Titten”, fügte Kim hinzu.
“Kim!”, protestierte Ben.
“Entschuldigung”, antwortete Kim wenig überzeugend.
Eindringlich sah Ben sie an. “Dass du dich bloß benimmst!”
“Aber klar”, witzelte Beth. “Schließlich ist Amanda auch immer unheimlich höflich.”
Da gab Ben auf, kehrte ihnen den Rücken und ging zu seinem Zelt. “Vielleicht gefallen euch unsere neuen Bekannten ja besser”, meinte er über die Schulter.
Im Moment gab es niemanden, den sie weniger gemocht hätte, dachte Beth.
Obwohl es nicht gerade eine Abendeinladung war, beschloss Beth, sich etwas überzuziehen, und die Mädchen machten es genauso. Dann nahmen sie ihre Kühlboxen mit Bier und Mineralwasser, den Salat und die Chips und gingen los. Zum Glück kamen sie vor den Masons an. Nur das Pärchen war bereits da, Sandy Allison und Brad Shaw.
Passend zu ihrem Namen hatte Sandy sandfarbenes Haar und hübsche bernsteinfarbene Augen. Sie war mittelgroß und trug ein Oberteil über ihrem Bikini, während Brad zu seinen Schwimmshorts ein Surfershirt angezogen hatte. Die beiden waren sehr nett und kamen von der Westküste, wie Brad erzählte.
“Aber mir gefällt’s hier”, versicherte er. “Seit unserem ersten Tauchgang will ich hier gar nicht mehr weg.”
“Es ist wirklich wunderbar”, stimmte Sandy zu und legte ihren Arm um seine Hüften. “Hier gibt es Stellen, da kann man praktisch direkt vom Strand ins Korallenriff laufen.”
“Das ist schon manchem Schiff zum Verhängnis geworden”, gab Keith zu bedenken. “Früher jedenfalls. Mittlerweile ist die Gegend gut kartiert.”
“Es ist ja auch schon ein paar Jahre her, seit die ersten Europäer hier waren”, sagte
Weitere Kostenlose Bücher