Mörderisches Paradies
umgab.
Zu spät. Keith bekam ihn zu fassen, und die beiden gingen unsanft zu Boden. Als Keith den Schnurrbart seines Opfers abreißen wollte, stellte er fest, dass er gar nicht angeklebt war. Der Mann war gar nicht Brad.
Aus großen Augen sah er Keith an. Er gab auf und hob die Arme.
Inzwischen kam der Wachmann herbeigerannt.
“Was haben Sie in Ihrer Tasche?”, wollte Keith wissen. Er verlor seinen falschen Bart und riss ihn ganz ab. Daraufhin wurden die Augen des Mannes noch größer.
“In Ihrer Tasche!”, wiederholte Keith. Er stand auf, griff nach dem Arm des Mannes und zwang ihn zu Boden. Dann befühlte er die Tasche, aber da war nichts. Egal. Voller Angst sah der Mann zu Eduardo Shea.
“Dieser Mann muss verhaftet werden, wegen Tätlichkeit und Körperverletzung!”, protestierte Shea und zeigte auf Keith.
“Sie kommen mit zum Verhör”, sagte Jake unbeeindruckt. “Sie können Ihren Anwalt anrufen, wenn Sie möchten.”
Einer der verkleideten Polizisten stand in der Nähe. “Ich habe einen Wagen hier, Detective”, sagte er, und Jake nickte dankbar. “Ich glaube, diesen Stummen hier sollten wir auch gleich mitnehmen”, meinte er.
“Der Mann hat doch gar nichts getan”, widersprach Shea. “Aber nehmen Sie ihn nur mit. Dann kann er auch gleich Anzeige gegen die Polizei erstatten.”
Plötzlich hatte Keith das dringende Bedürfnis, wieder ins Haus zu gehen.
“Ich nehme die beiden zum Verhör mit aufs Revier”, sagte Jake zu Keith. “Aber ich brauche handfeste Beweise.”
“Du hast doch Marias Aussage …”
“Ein erhitztes Telefongespräch. Das reicht nicht. Es sei denn, du ziehst das FBI mit heran”, erklärte Jake und folgte dem Polizisten, der Shea abführte.
Fluchend drehte Keith sich um und ging zurück ins Haus.
Die Band spielte und spielte, und einige der Clubmitglieder hatten sich offenbar vorgenommen, bis zum bitteren Ende auszuhalten. Inzwischen hatte Beth höllische Kopfschmerzen. Sie stand neben dem Präsidenten im Restaurant und hatte das Gefühl, dass der Salsa-Rhythmus ihr langsam aber sicher den Kopf zertrümmerte.
Doch als Ashley plötzlich allein neben ihr auftauchte, reagierte sie sofort.
“Wo ist Amber?”
“Bei ihrem Vater. Hör zu, Beth. Ein Kollege wird dir bis zu unserem Haus folgen. Du hast deinen Schlüssel doch dabei, oder?”
“Was ist denn passiert? Haben sie … haben sie Eduardo geschnappt, als er etwas gemacht hat? Oder Sandy? Brad?”
“Das nicht, aber … Eduardo Shea muss zum Verhör aufs Präsidium. Ich glaube, Keith ruft gerade seinen Chef an, damit der mit ein paar Beweisen herkommt. Wie auch immer, ich muss jedenfalls mit auf die Wache. Einer der Kellnerpolizisten – der Dicke – ist jetzt für euch zuständig. Ich komme nach Hause, sobald es geht.”
“Aber Ashley …”
“Mehr kann ich im Moment nicht tun, Beth. Wenn sich etwas Neues ergibt, rufe ich dich an, versprochen.”
Ashley verabschiedete sich auch vom Präsidenten und machte sich dann auf den Weg. Beth wollte ihm schon erklären, dass sie unbedingt zu ihrer Nichte musste, beschloss dann aber, nichts weiter zu sagen. Er würde noch früh genug erfahren, was an diesem Abend im Einzelnen vorgefallen war, da konnte sie sicher sein.
Also ging sie nach draußen und suchte ihren Bruder. Hier hatte sich die Party schon aufgelöst. Ein einzelner Kellner hob heruntergefallene Gläser auf.
“Ben?”, rief Beth.
Keine Antwort.
“Ben!”, rief sie lauter.
Wieder nichts. Trotz der aufsteigenden Panik versuchte Beth sich zu beruhigen. Amber war Bens Tochter. Vielleicht hatte sie darauf bestanden, doch schon nach Hause zu fahren. Sie rief ihren Bruder auf dem Handy an, aber er nahm nicht ab. Als sie es bei Amber versuchte, fiel ihr ein, dass der Akku leer war.
Fluchend versuchte sie es noch einmal bei ihrem Bruder – nichts.
Auf einmal entdeckte sie Amber. Das Mädchen schlenderte über den Bootsanleger, ziellos, wie es aussah. Wo um alles in der Welt steckte Ben?
“Amber!”, rief Beth.
Aber Amber hörte sie nicht, sondern lief weiter den Anleger entlang und war mit ihren langen Beinen im Nu ganz am letzten Steg angelangt. Atemlos rannte Beth ihr hinterher. Amber ging immer weiter, offenbar hatte sie etwas gesehen, das ihre Aufmerksamkeit erregte. Dann rannte sie plötzlich los in Richtung Stegspitze.
“Amber!”, rief Beth erneut und jagte ihr nach, so schnell sie konnte. Was auf ihren viel zu hohen Absätzen nicht ganz leicht war. Wie kam eigentlich ihre Nichte so
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