Mörderisches Paradies
Sauerstofftanks, und auf einer Tür stand auf einem kleinen Schild: Tauchausrüstung.
“Kommen Sie mit in die Kabine”, sagte Lee zu Ben. “Das wird ihnen noch besser gefallen.”
“Mir gefällt das hier auch schon ganz gut”, meinte Amanda, lächelte Ben an und hakte sich bei ihm unter. “Na, wenn das kein richtiges Boot ist.”
Ben kannte Amanda schon seit ein paar Jahren, wenn auch nicht besonders gut. Zweifellos sah sie sehr gut aus und konnte ihn auch durchaus betören, trotzdem fühlte er sich mit ihr immer ein bisschen unbehaglich. Vor einigen Jahren hatte er erleben müssen, wie mit einem geliebten Menschen immer auch ein Teil von einem selbst starb. Nichtsdestotrotz hatte er durchaus sexuelle Bedürfnisse. Und Amanda vermittelte einem Mann den Eindruck, dass sie seine Sehnsüchte noch jenseits der wildesten Wünsche erfüllen konnte. Es wäre eine Lüge zu behaupten, dass sie nicht auf ihn wirkte. Problematisch war nur, dass sie diesen Eindruck jedem Mann vermittelte. Einer solchen Frau würde er niemals über den Weg trauen. Für einige Männer war das hingegen kein Problem. Wie merkwürdig, dass sie es offenbar ausgerechnet auf ihn abgesehen hatte. Vielleicht aber auch nicht, wenn man bedachte, dass er gut aussah, gut in Form war und gutes Geld verdiente.
Aber die Insel war, wie Amanda selbst gesagt hatte, vollgepackt mit Testosteron. Lee, Matt und Keith zählten genau zu der Sorte Männer, die fast allen Frauen gefiel – gut gebaut, groß, auf eine maskuline Art gut aussehend und der Typ Abenteurer. Das zog Frauen an wie das Licht die Motten.
Warum also interessierte sich Amanda ausgerechnet für ihn?
Er war keine Spielernatur. Sein Leben drehte sich – vielleicht zu sehr, wie Beth immer wieder warnend bemerkte – um seine Tochter. Außerdem konzentrierte er sich auf seine Karriere. Ansonsten lief sein Privatleben auf Sparflamme, solange er sich nicht plötzlich wieder Hals über Kopf verliebte. Trotzdem hatte er durchaus ein Privatleben, auch wenn ihm das nicht einmal seine Schwester abgenommen hätte.
Aber es gab so einiges an ihm, von dem seine Schwester nichts ahnte.
“Cool, oder?”, murmelte Amanda und drängte sich noch ein Stückchen dichter an ihn. Sie hatte ein sehr verführerisches Parfum aufgelegt und sie wusste, wie man sich an einen Mann schmiegte.
Er lächelte und schaute sie an. “Das ist schon ein Boot der Extraklasse”, stimmte er zu.
“Kommt nach unten”, drängte Lee, und alle folgten ihm.
Lee und Matt hatten die Rolle der Bootsführer übernommen. Keith hingegen war nicht mitgekommen. Und auch wenn Ben über das Benehmen seiner Schwester nur den Kopf schütteln konnte, musste er zugeben, dass ihr freundlicher Nachbar vom Strand damit jetzt doch seinen Verdacht erregt hatte. Aber Brad und Sandy waren ja auch auf der Insel geblieben, genau wie Roger. Mochte er auch das dumpfe Gefühl haben, Keith besser im Auge zu behalten, konnte er sich nach wie vor nicht vorstellen, dass der Mann etwas Böses im Schilde führte. Er glaubte nicht an Intuition – dafür war er zu lange im Anwaltsgeschäft –, daher hatte er keine Angst um seine Tochter, ihre Freundin oder seine Schwester, wenn sie mit dem Mann zusammen waren.
“Oh, wow”, rief Amanda begeistert und fasste ihn am Arm. “Das ist ja wunderbar!”
Trotz der Enge strahlte der Raum eine ausgesuchte Eleganz aus. Links neben der Stiege ging es in eine Achterkabine. Die Stiege selbst führte in die Kombüse, die besser ausgerüstet wirkte als so manche gewöhnliche Küche. Von dort aus ging es in die große Kabine mit einem Schreibtisch, Computer, Funkgerät und anderen Geräten, die Ben nicht einmal vom Namen her kannte. Der große Tisch in dem Raum sah aus, als hätten acht Personen bequem daran Platz, und ein Flur führte zu einer weiteren Kabine im Heck. Alles war entweder aus Leder, Teakholz oder verchromt.
“Kann ich euch etwas anbieten?”, fragte Lee.
“Ein Bier”, bat Ben.
Lee ging in die Kombüse. “Amanda?”
“Haben Sie vielleicht einen Weißwein?”
“Aber sicher. Hank … Gerald?”
Auch die beiden entschieden sich für Bier. Als alle versorgt waren, ging Lee voraus in die Achterkabine. In der großen Kabine stand ein großes bequemes Bett. “Es hat Rollen”, erklärte er stolz. “Wenn man mehr Platz braucht, kann man es einfach nach draußen rollen. Natürlich nimmt es viel Platz weg, aber dafür ist es enorm bequem. Im Flur gibt es auch noch ein paar Schlafkojen. Diese Kabine hat
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