Mörderisches Paradies
sagte Ben aufgeregt. “Sieht aus, als gäbe es jede technische Spielerei an Bord, die man sich nur wünschen kann.”
“Ich spiele nun mal gern”, meinte Lee lächelnd.
“Ich bin dabei.”
“Ich würde sie mir auch zu gern mal ansehen”, gab Hank freimütig zu.
“Genau wie ich”, stimmte Gerald zu.
“Je größer die Männer, desto größer das Spielzeug”, spöttelte Amanda.
“Ich glaube, ich sehe mir die Hängematte noch mal etwas näher an”, meinte Roger.
“Sandy und ich werden ein bisschen spazieren gehen, die Insel erkunden”, sagte Brad. “Aber danke für das Angebot.”
“Beth?”, fragte Lee. “Mädels?”
“Ich würde mir das Boot liebend gern mal ansehen”, sagte Amber.
“Jacht”, brummte Beth leise.
“Andererseits …”, Amber grinste ein bisschen schief, “… hasse ich Angeln.”
“Aber das ist echt cool”, meinte Lee.
“Beth?”
“Ich bleibe mit den Mädchen hier”, sagte sie. “Aber trotzdem vielen Dank für die Einladung.”
“Hast du etwas dagegen, wenn ich gehe?”, fragte Ben seine Schwester.
“Aber nein, gar nicht!”
Dabei hatte sie etwas dagegen. Sehr sogar.
“Vielleicht komme ich doch mit euch Männern”, verkündete Amanda mit einem Säuseln. “Eigentlich ist die Sonne auf dem Wasser ja viel intensiver. Und ich kann ja immer noch abtauchen, wenn mir das ganze Testosteron rundherum ein bisschen zu viel wird. Ich hole nur schnell meine Sachen.” Sie stand auf und ging los, drehte sich aber noch einmal um. “Doch ich werde keinen Fisch putzen.”
Keith beobachtete, wie sie aufreizend zu ihrem Zelt schlenderte.
Als er seine Aufmerksamkeit wieder Beth zuwandte, musterte diese ihn gerade. Wie skeptisch sie dabei aussah, versetzte seinem Herzen einen kleinen Stich.
Erstaunlich, dass sie ihm gegenüber so misstrauisch war.
Andererseits hatte sie ja auch allen Grund dazu.
Aber dieses Spiel spielte er nicht zum ersten Mal. Und er hatte es darin zu einiger Perfektion gebracht.
Auf jeden Fall durfte sie ihm nicht in die Quere kommen.
Ihr Blick glitt über sein Gesicht. Kühl. Immer noch abschätzend.
Dann wandte sie sich ab.
Auch dieses Mal hatte er nicht bestanden.
Ob Ben merkte, dass sie wütend auf ihn war, wusste Beth nicht. Und sie hatte nicht vor, ihn vor den anderen abzukanzeln – schon gar nicht in dieser Gesellschaft.
Ewig machte er so eine große Sache daraus, seine Familie zu beschützen, aber man musste ihm nur eine große Jacht mit allem möglichen coolen Spielzeug darauf vorsetzen, und schon verschwand er über alle Berge.
Fairerweise musste sie zugeben, dass er sie für schreckhaft hielt und keinen Grund sah, seine Familie vor irgendetwas zu beschützen. Von daher konnte sie ihm also keine Vorwürfe machen. Auf der Lichtung hatten sie nichts entdeckt, dafür hatte sie in der vergangenen Nacht mit ihrem Geschrei die gesamte Insel aus dem Schlaf gerissen, nur weil sie mit ihm zusammengestoßen war.
Inzwischen war sie sich selbst nicht einmal mehr sicher, was sie eigentlich gesehen hatte. Vielleicht ja doch eine große Muschel, und möglicherweise war das, was sie im ersten Schreck für menschliches Gewebe gehalten hatte, einfach Blattwerk und Seealgen gewesen.
Vor allem bei strahlendem Tageslicht fiel es ihr nicht schwer, die eigene Beobachtung anzuzweifeln. Allerdings rückte der Abend unaufhaltsam näher.
Während sie mit den Mädchen am Strand saß, schaute sie aufs Meer hinaus. Die Schlauchboote mit den Anglern – und ihrer Begleiterin – trieben längst außer Sichtweite. Roger schlief in seiner Hängematte. Und Brad und Sandy rannten ins Meer und wieder hinaus und lachten ausgelassen, ganz das verliebte Pärchen.
Beth freute sich für die beiden. Schon merkwürdig, dass sie das einzige Pärchen unter all den Leuten hier waren. Dass Amanda mit ihrer halben Familie hergekommen war, fand Beth merkwürdig, aber sie mochte die Frau nun einmal nicht. Dabei waren Roger und Hank eigentlich ganz in Ordnung, und auch wenn sie mit Gerald lieber nicht näher bekannt werden wollte, schien er ebenfalls ein anständiger Kerl zu sein. War sie eifersüchtig auf Amanda? Für einen Moment ging sie in sich und erforschte ihre Gefühle.
Nein. Sie mochte sie einfach nicht, ganz ehrlich. Und das, wo sie doch die meisten Leute sympathisch fand.
Das machte Amanda, entschied sie mit einem schiefen Grinsen, zu einem wirklichen Miststück.
“Tante Beth, was bringt dich denn gerade so zum Grinsen?”
“Ich grinse doch gar nicht”,
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