Mörderisches Paradies
draußen vor der Insel wollte. Dass nichts so einfach war, wie es aussah.
Dann sah er wieder zu Amanda, die in der Zwischenzeit noch näher zu ihm gerückt war. Dass sie in einem Restaurant saßen, kümmerte sie nicht im Geringsten.
“Sie haben sich Hanks Boot noch gar nicht angesehen. Seine Jacht ist fast so schön wie die von ihrem Freund Lee.”
“Wo ist Hank eigentlich?”, fragte er. “Und der Rest Ihrer Familie?”
“Ach, er und mein Vater haben heute etwas Geschäftliches zu tun. Und Gerald kommt hier nicht so oft her wie wir. Sie werden alle eine Weile weg sein.”
Deutlicher konnte eine Frau einem Mann wohl kein Angebot machen.
“Sie könnten mir ein bisschen vom Angeln erzählen, und was das für ein Nervenkitzel ist, wenn Sie einen richtig großen Fisch an der Angel haben.”
Damit meinte sie offensichtlich nicht nur das Angeln.
“Und vom Tauchen. Eintauchen in eine fremde Welt. Eine magische Welt. Wo man unglaubliche Dinge entdecken kann.”
Wieder steckte ihr Satz voll sexueller Anspielungen, aber er hatte das Gefühl, dass noch mehr dahintersteckte. Sie wollte reden. Wollte, dass er redete.
Nach einem Blick auf seine Armbanduhr machte er ein bedauerndes Gesicht. “Jetzt geht es leider nicht. Ich habe noch eine Verabredung mit einem Mann wegen eines Boots.”
Wie ein kleines Kind zog Amanda eine Schnute. “Können Sie das nicht verschieben?”
“Leider nicht. Aber ich komme anschließend wieder her.”
Er stand auf und verabschiedete sich.
An der Tür drehte er sich noch einmal um.
Manny war aufgestanden. Keith sah, wie er an ihren Tisch ging und leise mit Amanda tuschelte.
Beim Hinausgehen fiel Keith die Tänzerin auf. Maria Lopez saß allein in einer Nische.
Und auch sie beobachtete Manny und Amanda.
Beth parkte ihr Auto und lief hinten herum ans Wasser. Ashley saß an einem der Außentische mit dem Skizzenblock neben sich.
Auch wenn zum ‘Nick’s’ ein öffentlicher Jachthafen gehörte, in dem dauernd Boote an- oder ablegten, entdeckte sie an diesem Morgen nur wenig Gäste. Ein paar Leute unten an den Stegen arbeiteten an ihren Booten. Auf einem der langen Piers säuberte ein Fischer seinen Fang.
Lediglich die echten Frühaufsteher waren längst draußen, und einige von ihnen, wie der Fischer, sogar schon wieder zurück.
Sie bemerkte einen alten Matrosen, einen Stammgast im ‘Nick’s’. Er saß an einem Tisch, rauchte seine Pfeife, trank Kaffee und las die Zeitung. Ein Stückchen weiter saß eine Mutter und fütterte ihre Zwillinge, die offenbar fanden, sie müssten den Möwen so viel wie möglich von ihrer Mahlzeit abgeben. Schilder warnten die Gäste davor, die Möwen am Tisch zu füttern – diese Großzügigkeit konnte schnell zu Szenen führen, die an Hitchcocks “Die Vögel” erinnerten. Wenn man sie erst einmal fütterte, gaben die Tiere nicht so schnell wieder auf.
An einem anderen Tisch saß ein Pärchen mit Sonnenbrille, das anscheinend die Nacht zum Tag gemacht hatte und entsprechend mitgenommen aussah. Die beiden kamen Beth irgendwie bekannt vor, aber sie lief weiter zu Ashley, die an einem Tisch in der Sonne saß, der allerdings von einem Sonnenschirm geschützt wurde.
“Hallo”, begrüßte Ashley Beth, die sich auf einen freien Stuhl fallen ließ. “Was ist denn los? Du siehst ganz schön wütend aus.”
“Mir geht’s prima”, erwiderte Beth.
“Das tut es nicht, aber erzähl’s mir einfach, wenn dir danach ist.”
“Später vielleicht. Erzähl du mir lieber alles. Wieso werden Brad und Sandy verdächtigt, den Monocos etwas angetan zu haben?”
Ashley schob ihr den Skizzenblock hin. Beth sah sich das oberste Bild an. Ein Paar, zwei Gesichter nebeneinander.
“Erkennst du sie?”, fragte Ashley.
“Machst du Witze?”
“Sieh dir die Augen an.”
Sie gehorchte und zögerte einen Moment. “Das könnten sie schon sein.”
Ashley machte ein enttäuschtes Gesicht.
“Woher stammen denn die Beschreibungen?”
“Zuerst habe ich die Zeichnung eines Gerichtsmediziners aus Virginia bekommen. Dann habe ich dieses überfallene Pärchen angerufen und noch ein bisschen mehr erfahren. Ich habe nicht erwartet, dass dir das viel sagen würde, aber ich dachte, ich versuch’s trotzdem mal.”
“Sie könnten es sein. Aber ich würde meine Hand nicht dafür ins Feuer legen. Es ist nicht aussagekräftig genug”, erklärte Beth bedauernd. “Aber erzähl doch bitte, wieso die Polizei so sicher ist, dass Brad und Sandy etwas mit dem Verschwinden
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