Mörderisches Paradies
Das sagte sie ganz beiläufig.
“Nun, danke für die Blumen, aber ich wollte nur darauf hinweisen, dass wir im 21. Jahrhundert leben”, erwiderte er leichthin. “Wir leben längst nicht mehr in einer Klassengesellschaft.”
“Also nehmen Sie ihr die Geschichte mit dem Schädel allen Ernstes ab?”
“Ich bin sicher, dass sie etwas gesehen hat, ja. Ich halte sie nicht für paranoid.”
“Ach, kommen Sie. Ein Schädel? Ein echter Totenschädel?”, meinte Amanda abfällig.
“Offenbar lag ein Schädel auf ihrem Schreibtisch. Ob es nun ein echter war oder eine Halloween-Attrappe aus Plastik, keine Ahnung. Gibt es hier im Club ein paar notorische Witzbolde?”
Amanda wedelte vage mit der Hand. “Wer weiß? Die Leute hier haben gern ihren Spaß. Vielleicht wollte ihr tatsächlich jemand einen Streich spielen. Vielleicht sogar ihr Bruder.”
“Könnte sein”, meinte Keith, auch wenn ihm die Idee reichlich abwegig vorkam. Aber je mehr er darüber nachdachte, desto mehr war er überzeugt, dass die Geschichte mit dem Schädel kein Zufall sein konnte. Der Witzbold musste auch auf der Insel gewesen sein.
“Soviel ich weiß, hat Ben auch so ein Gerippe in seinem Spind”, plauderte Amanda weiter.
“Glauben Sie nicht, dass er es zugeben würde, wenn er dahintersteckt?”, meinte Keith.
“Wenn die Polizei schon auf der Matte steht? Kaum anzunehmen.” Plötzlich wurden Amandas Augen ganz schmal. “Warum sprechen Sie nicht einmal mit den beiden Schätzchen da unten?” Sie deutete mit dem Finger auf Amber und Kimberly. “Die Mädels sind doch genau im richtigen Alter für so etwas. Und sie treiben sich öfter mal in Beths Büro herum.”
“Vielleicht sollte ich sie wirklich mal fragen”, antwortete er beiläufig und stand auf.
“Aber kommen Sie wieder”, rief Amanda ihm hinterher und ließ ihre Stimme dabei gleichzeitig verführerisch und amüsiert klingen.
Er lächelte, winkte und ging zum Pool. Weil Amber spürte, dass jemand kam, hob sie den Kopf. Sie fuhr zusammen, als sie ihn sah, aber dann lächelte sie. “Hi.”
“Selber hi”, antwortete er. Die Mädchen saßen in Liegestühlen, aber nicht entspannt zurückgelehnt, sondern aufrecht mit den Füßen auf dem Boden und sahen einander an. Keith setzte sich ans andere Ende von Ambers Liegestuhl. “Wenn ich das richtig verstanden habe, haben wir miteinander gemailt, oder?”
In Sekundenschnelle liefen die beiden tiefrot an.
Er kam gleich zur Sache. “Habt ihr auch diesen Schädel auf den Schreibtisch deiner Tante gelegt?”, fragte er.
“Nein!”, rief Amber entsetzt.
Ganz fest sah er Amber in die Augen. “Ich werde es auch nicht der Polizei oder deinem Vater erzählen, versprochen. Aber ich muss es wissen.”
Doch sie schüttelte den Kopf. “Ich schwöre, ich habe nichts damit zu tun. So etwas würde ich nie machen. Ehrlich.”
“Wirklich, Keith, wir waren’s nicht”, versicherte auch Kim.
Und er glaubte ihnen. “Habt ihr eine Ahnung, wer dahinterstecken könnte?”
Amber schnaufte. “Amanda.”
“Die dumme reiche Kuh Mason”, stimmte Kim zu.
Lächelnd senkte er den Kopf.
“Kann es sein, dass ihr beiden ein bisschen voreingenommen seid, was Amanda betrifft?”, fragte er.
Kim schaute weg, aber Amber sah ihn direkt an. “Glauben Sie? Irre ich mich oder nimmt Amanda sich immer das, was sie haben will, ohne Rücksicht auf andere?”
“Wow”, murmelte er überrascht.
“Das hat gesessen”, sagte Kim beeindruckt zu Amber.
“Nun ja, immerhin habt ihr deiner Tante auch schon mal einen Schrecken einjagen wollen.”
Amber stutzte. “Das ist nicht wahr.”
“Ach, komm schon, du hast doch zugegeben, dass du an ihrem Computer herumgespielt hast.”
“Ja, ich habe von ihrem Computer aus eine E-Mail geschrieben”, gab Amber zu. “Aber ich wollte ihr doch keinen Schrecken einjagen.”
Jetzt machte Keith ein erstauntes Gesicht. “Amber …”
In diesem Moment klingelte sein Handy, und er entschuldigte sich und ging ein paar Schritte beiseite.
Es war Lee. Keith hörte zu. Sein Herzschlag beschleunigte sich und setzte dann plötzlich aus. “Wir reden später noch mal darüber. Ich muss los”, sagte er zu den Mädchen, nachdem das Telefongespräch beendet war.
Ohne ihre Antwort abzuwarten, lief er geradewegs zum Parkplatz.
Officer Garth war inzwischen wieder gegangen. Der Clubpräsident versuchte sich im Restaurant an der Aufklärung des mysteriösen Falls. Wofür Beth ihm sehr dankbar war – denn er hatte sicher
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