Mörderisches Paradies
seine Zweifel, glaubte ihr aber immerhin, dass sie etwas gesehen hatte. Und dem Übeltäter, der für diesen üblen Streich verantwortlich war, wollte er unbedingt das Handwerk legen.
Als Garth endlich gegangen war, blieb Beth mit ihrem Bruder allein zurück.
Ben sagte nichts, sondern saß schweigend in einem der Sessel vor ihrem Schreibtisch. Lange sah er einfach auf seine Hände hinunter, die verschränkt in seinem Schoß lagen.
“Beth”, begann er dann vorsichtig.
“Nein, Ben, fang nicht wieder damit an. Ich bin nicht plötzlich wahnsinnig geworden oder so etwas.”
“Ich glaube ja nur nicht, dass es ein echter Schädel war.”
“Du willst mir einfach nicht glauben.”
“Natürlich will ich das nicht”, erwiderte er ungeduldig. “Mir gefällt der Gedanke nicht, dass wir in Gefahr sind.”
“Ben, es geht um mich, nicht um uns.”
Er grinste schief. “Das macht für mich keinen großen Unterschied.”
Dieser Satz zauberte ein kleines Lächeln auf ihr Gesicht. Dann beugte sie sich über den Schreibtisch und berührte sanft seinen Arm. “Ich schwöre dir, ich bin wirklich nicht verrückt geworden.”
“Ist gut, Beth. Wenn du es sagst”, meinte er, klang aber nicht überzeugt.
Zu ihrem Erstaunen stand er plötzlich auf und wollte hinausgehen.
“Ben?” Sie lief hinter ihm her.
Auf der Treppe blieb er stehen und drehte sich nach ihr um. “Ich muss etwas nachsehen. Aber du kannst nicht mitkommen.”
“Wieso denn?”
“Ich muss in die Männerumkleidekabine.”
Entgeistert sah sie ihn an. “Was willst du denn da?”
“Nur etwas nachsehen.”
“Was denn?”
“Beth, hör auf. Was machst du überhaupt an einem Samstag in deinem Büro? Genieß dein Wochenende. Geh nach Hause und entspann dich. Schau dir einen Film an. Mach irgendwas.”
“Verdammt, Ben …”
“Okay, Beth. Vor ein paar Tagen kam mir in der Umkleidekabine etwas merkwürdig vor. Ich glaube, jemand war an meinem Spind. Ich will nachsehen, ob er meinen Halloween-Schädel geklaut hat.”
“Also glaubst du mir doch?”
“Ich glaube, dass deine wilde Geschichte von der Insel die Runde gemacht hat und jemanden zu einem bösen Scherz angestachelt hat, okay? Es geht um einen Streich, Beth. Nichts weiter. Du kannst nicht ewig herumlaufen, als wärst du plötzlich für ‘CSI: Miami’ gecastet worden, verstehst du?”
“CSI! Ich! Du hast ja einen Vogel! Wer benimmt sich hier eigentlich merkwürdig?”
“Ich glaube, mein Schädel ist verschwunden. Verstehst du denn nicht? Ich muss nachsehen, ob das wirklich der Fall ist. Na gut, es kommt mir wirklich ein bisschen merkwürdig vor. Wie ein Déjà-vu.”
“Na, dann prüf mal, ob dein Schädel noch am Platz ist”, meinte sie trocken.
“Und dann gehst du, ja?”, bat er. “Ich mach dann auch Schluss hier. Ich wollte das Boot saubermachen, aber das kann warten. Ich hole die Mädels und wir fahren nach Hause, einen Film sehen oder so. Willst du nicht mitkommen?”
“Ich will wissen, ob dein Schädel noch im Spind ist.”
Er seufzte. “Na gut.”
Sie begleitete ihn nach unten zum Pool. Als sie durchs Restaurant gingen, spürte Beth, wie sie rot anlief. Die Leute starrten sie an. Sie sprachen sie nicht an – sie starrten einfach.
Immerhin winkten Manny und Maria ihr zu, als sie an ihnen vorbeikam, aber selbst sie wirkten irgendwie peinlich berührt – die heile Welt der Jachtclubs war gestört.
Als sie sie kommen sahen, sprangen Amber und Kim sofort auf. Ben ging gleich weiter zu den Umkleidekabinen.
“Bist du in Ordnung?”, fragte Amber besorgt.
“Natürlich, mir geht’s gut.”
“Aber da lag doch ein Schädel auf deinem Schreibtisch”, meinte Amber ohne den geringsten Zweifel in ihrer Stimme.
“Stimmt.”
Amber schaute Kim vielsagend an.
“Sie war’s”, meinte Kim überzeugt.
“Jede Wette”, bestätigte Amber.
“Wer war was?”, wollte Beth wissen.
Amber senkte die Stimme. “Amanda. Amanda Mason. Sie hat es auf Keith abgesehen, weiß aber, dass er auf dich scharf ist. Sie ist eifersüchtig und versucht dich bloßzustellen.”
“Amber”, begann Beth, überlegte jedoch, ob bei aller Bosheit nicht ein Funken Wahrheit an dem sein mochte, was ihre Nichte vermutete.
Wenn man großzügig übersah, dass Keith Henson durchaus nichts dagegen hatte, Amanda Mason die Ehre seiner Anwesenheit zu gewähren.
Amber schnaubte abfällig. “Ach komm, Tante Beth. Tu doch nicht immer so, als würden Erwachsene sich nie danebenbenehmen.”
Beth musste
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