Mörderisches Paradies
durfte.
“Beth”, sagte er dann, “der Tag war ziemlich verrückt.”
“Lass mich einfach in Ruhe, okay? Jake ist hier, mir geht’s gut.”
Damit legte sie auf.
Für ein paar Sekunden schaute Keith auf das Telefon in seiner Hand, bis er merkte, dass sie ihn einfach abgefertigt hatte.
Was zum Teufel hätte er auch erwarten können?
Es spielte keine Rolle. Trotzdem ging er nur höchst ungern wieder. Nichts war geregelt. Jake hatte einen Job und eine Familie. Er konnte sich nicht rund um die Uhr um Beth kümmern.
Sein Handy klingelte. Weil er Jake erwartete, nahm Keith sofort ab.
“Wo zum Teufel steckst du?”
Es war Lee, und er war sauer.
“Ich hab zu tun. Was gibt’s denn?”
“Die Schlinge zieht sich zu. Wir müssen wirklich weg hier.” Lee schwieg einen Moment. “Sie haben wieder einen Taucher gefunden. Kam gerade in den Nachrichten. Wir müssen mit dem Boot raus.”
“Ich weiß, dass wir wieder raus müssen. Aber ich brauche hier noch ein bisschen.”
Lee schwieg. “Ich habe dir schon mal gesagt, dass wir uns auf das Wesentliche konzentrieren müssen. Wir haben einen Auftrag und basta.”
“Ich komme, so schnell ich kann.”
“Hör mir zu, Keith. Wir müssen zurück zu dem Riff.”
“Ich komme ja. Ich muss nur noch was erledigen.”
“Hör mal”, begann Lee und klang jetzt ernstlich böse. “Wir müssen reden. Wir haben einen Auftrag. Wir können nicht die ganze Welt beschützen. Spätestens morgen früh müssen wir wieder bei dem Riff sein.”
“Wo seid ihr denn jetzt?”
“Wo wir die ganze Zeit schon sind. Und auf dich warten.”
“Ich beeil mich.”
“Das solltest du auch”, gab Lee zurück.
Keith legte auf und dachte kurz nach. Nach einem kurzen Zögern wählte er ein weiteres Mal Beths Nummer. Sie war angegriffen worden. Jemand hatte einen Schädel auf ihren Schreibtisch gelegt. Das musste doch etwas bedeuten.
Warum nur fand er die Verbindung nicht?
Einen Moment schloss er die Augen. Es ging um Geld, um sehr viel Geld. Vielleicht hatte Mike recht. Sehr oft hatte Geld mit Bestechlichkeit zu tun.
Entschlossen, ihr wenigstens ein paar Erklärungen zu geben und sich einen Dreck um die Konsequenzen zu scheren, ließ er es klingeln. Wieder schaltete sich der Anrufbeantworter ein.
“Beth, ich weiß, dass du sauer bist. Das ist ja auch kein Wunder. Aber ich mache mir wirklich Sorgen um dich. Jake kann nicht ewig bei dir bleiben. Hör zu. Ich glaube, dass dir heute jemand gefolgt ist, als du vom ‘Nick’s’ zum Club gefahren bist. Direkt nach dir ist ein Pärchen ebenfalls aufgebrochen. Deshalb bin ich dir gefolgt. Ein
Pärchen
, Beth. Vielleicht waren es Brad und Sandy, gut getarnt. Wenn sie Piraten sind, sind sie gefährlich.” Er machte eine kurze Pause. “Dann haben sie einen Mord auf dem Gewissen. Jake muss früher oder später nach Hause. Du musst irgendwo bleiben.”
“Was soll das alles?” Sie hatte doch noch abgenommen. “Wieso gehst du dann einfach und kommst plötzlich so besorgt und entschlossen wieder zurück?”
“Ich hatte eine Verabredung, das ist alles. Ich habe dir doch gesagt, dass ich wiederkomme. Wenn du nur streiten willst, gib mir lieber Jake. Hör zu, ich erklär dir alles, sobald ich kann, versprochen. Aber erst mal … bitte, pack ein paar Sachen zusammen und fahr mit zu Jake.” Er verstummte. “Ich gehe hier nicht weg, bevor ich euch nicht abfahren sehe.”
“In Ordnung.” Sie legte auf.
Keith blieb, wo er war, und überlegte, was er als Nächstes tun sollte. Da klingelte sein Handy. Auf dem Display erkannte er, dass sie die Rückruftaste gedrückt hatte. “Beth?”
“Hier ist Jake. Sie kommt mit zu mir.”
“Danke.”
“Aber sie weigert sich weiterhin, Anzeige zu erstatten. Ich habe alles versucht außer nackter Gewalt”, meinte Jake.
“Pass einfach gut auf sie auf, ja?”
“Darauf kannst du wetten”, versprach Jake.
Auch nach dem Anruf blieb Keith, wo er war. Er richtete sich schon auf eine längere Wartezeit ein, aber es dauerte keine zehn Minuten, bis Jake und Beth aus dem Haus kamen. Sie schloss hinter sich ab, schaute aber nicht in seine Richtung. Aber Jake winkte ihm zu, als er in ihren Wagen einstieg.
Obwohl Jake dabei war, fuhr Keith hinter ihnen her. Erst als er merkte, dass sie zu Ashleys und Jakes Haus fuhren, das ein paar Häuser vom ‘Nick’s’ entfernt war, rief er Lee an.
“Ich bin in ungefähr zehn Minuten da”, sagte Keith. “Nimm das Beiboot und hol mich am Steg vom ‘Nick’s’
Weitere Kostenlose Bücher