Mörderisches Paradies
wirklich nicht von der Polizei, sondern …”
“Jetzt erzähl mir bloß nicht, er wäre Berufstaucher!”
“Na ja, das ist er tatsächlich”, sagte Jake.
Bevor Beth vor Wut explodierte, sprach Ashley eilig weiter. “Er arbeitet für eine Firma, die sich auf Rettungstauchen, Seenotrettung und Verbrechen auf See spezialisiert hat.”
Beth starrte ihre Freunde sprachlos an. “Und wieso durftet ihr mir das nicht erzählen?”
“Weil wir nicht wissen, woran er gerade arbeitet”, sagte Jake ungeduldig und zögerte ein paar Sekunden, bevor er weitersprach. “Manchmal arbeiten sie für die Regierung. Könnte sein, dass er im Auftrag des Staates Florida unterwegs ist oder für die Regierung in Washington. Wenn wir uns treffen, frage ich gar nicht erst danach. Woran er zurzeit auch arbeitet – es ist wichtig, dass niemand weiß, wer er wirklich ist. Keith arbeitet oft undercover. Wenn er also nicht erzählt, woran er arbeitet, dann respektiere ich das und frage nicht weiter nach. Ich will schließlich seine Arbeit nicht gefährden – und sein Leben erst recht nicht.”
Noch immer sah Beth misstrauisch aus. “Aber warum hat er mir das dann nicht erzählt? Warum vertraut er mir nicht?”
Jake schüttelte den Kopf. “Beth, wenn man undercover arbeitet, erzählt man absolut niemandem davon. Und hofft inständig, dass man bei seiner Arbeit nicht zufällig jemanden trifft, den man kennt. Und wenn das doch passiert, hofft man eben inständig, dass die Leute ihren Mund halten können.”
“Wem hätte ich das denn um Himmels willen erzählen sollen?”, wandte Beth ein.
Wieder schüttelte Jake den Kopf. “Vermutlich würdest du es nicht absichtlich tun. Aber was wäre, wenn dir beispielsweise gegenüber Ben etwas rausrutscht? Immerhin ist Amber in Gefahr.”
“Bitte veranlasse, dass sich jemand um sie kümmert, Jake”, bat Beth. “Bitte.”
“Schon gut.”
Während er kurz wegging, um wegen Amber zu telefonieren, blieben die beiden Frauen allein zurück. Beth ärgerte sich immer noch ein wenig.
“Du hättest mir ruhig einen Tipp geben können”, sagte sie zu Ashley.
“Beth, der Punkt ist, jeder sagt einmal unabsichtlich irgendwas. Man lernt einfach, den Mund zu halten.”
“Na, toll”, schnaubte Beth. “Dann wollen wir mal sehen, was ich überhaupt sagen kann. Offenbar kapern Brad und Sandy – oder wie sie auch heißen mögen – Luxusjachten und bringen Leute um. Wahrscheinlich haben sie ihr Aussehen verändert und sind hierher gekommen, um ihr nächstes Opfer auszukundschaften. Irgendwie bekamen sie das Gefühl, dass ich ihnen auf der Spur bin – vermutlich weil sie uns beide im ‘Nick’s’ gesehen haben. Also haben sie mich angegriffen. Sie stecken irgendwo in der Nähe, und Keith Henson – oder wie er auch heißen mag – hat sich an ihre Fersen geheftet. Und wird sie hoffentlich unschädlich machen.”
“Es wird bereits landesweit nach ihnen gefahndet”, sagte Ashley.
“Na, jedenfalls saßen sie hier. Nur ein paar Tische weiter”, meinte Beth. “Und das auf der Insel war wohl tatsächlich ein Totenschädel. Keith kam unmittelbar nach mir auf die Lichtung. Hat er ihn mitgenommen? Oder irgendwo hingebracht? War es einer der Monocos?”
Ashley schüttelte den Kopf. “Ich weiß es nicht.”
Auf einmal ärgerte Beth sich maßlos über sich selbst. “Ich würde ja eine großartige Kommissarin abgeben! Ich dachte, Eduardo Shea hätte etwas mit der Sache zu tun, weil … weil er so gute Geschäfte mit dem Tanzstudio macht. Oder Amanda. Wahrscheinlich wollte ich ihr liebend gern etwas anhängen.”
Dann verstummte sie plötzlich. Hatte Keith Henson Amanda ausgefragt? Hatte sie die Situation vollkommen missverstanden?
Jake kam zurück. “Für Amber ist gesorgt”, versicherte er Beth.
“Jake, es ist völlig egal, was es kostet. Ich bezahle es. Aber du hast jemand Vertrauenswürdiges beauftragt, oder?”
“Beth, ich habe Leute angerufen, denen ich bedenkenlos mein eigenes Leben anvertrauen würde – oder Ashleys oder das der Kinder”, erwiderte er eindringlich. “Und es sind gute Freunde, die mir damit einen Gefallen tun. Mach dir keine Sorgen.”
“Gut, vielen Dank”, sagte Beth erleichtert.
In ihr breitete sich eine unendliche Leere aus. Eben noch war sie verängstigt und aufgebracht gewesen. Aber jetzt kam sie sich vor wie ein Luftballon, aus dem die Luft entwich.
“Beth, bist du in Ordnung?”, fragte Ashley besorgt. “Du siehst so blass aus.”
Sie hob hilflos
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