Mörderisches Paradies
Riff entlangtauchte. Mit einigen kleinen Unterbrechungen war es insgesamt fast eine Meile lang.
Lee hielt oben Wache, während Matt und er alles systematisch absuchten. Matt etwas weiter westlich, er im Süden.
Gerade sah Matt zu ihm herüber und machte das “Okay”-Zeichen.
Keith erwiderte es, und sie setzten die Suche fort. Währenddessen ging er im Kopf noch einmal das Gespräch mit Manny Ortega zwischen den Angelruten in dem großen Bootsladen durch.
“Ted Monoco hat Ihnen meinen Namen und meine Nummer gegeben?”, hatte er seine misstrauische Serie von Fragen eröffnet.
Ortega schüttelte kurz den Kopf. “Sie kannten Ted nicht, aber er wusste von Ihnen. Vor vier Jahren waren Sie in den Everglades. Als dieses Kleinflugzeug dort abstürzte. Er kannte die Leute an Bord der Maschine. Sie und Ihre Leute haben deren Tochter gerettet.”
Nach einer kurzen Pause erzählte Manny weiter. “Ich habe schon früher versucht, Sie anzurufen. Die Nummer, die Ted mir gegeben hat, ist die eines Büros in Virginia, und dort sagte man mir, Sie wären auf unbestimmte Zeit im Außeneinsatz.” Er zuckte mit den Schultern. “Also habe ich mich mit der Polizei in Verbindung gesetzt. Aber das Gesetz sagt nun einmal, dass man als Erwachsener aus freien Stücken verschwinden darf, wenn man nichts verbrochen hat.”
“Erzählen Sie weiter.”
“Als ich Ted zum letzten Mal gesehen habe, erwähnte er Ihren Namen und gab mir Ihre Nummer vom dem Büro in Virginia, damit ich Sie anrufe. Er meinte, er sei auf etwas Merkwürdiges gestoßen. Dabei wirkte er weniger beunruhigt als aufgeregt. Ich habe nicht weiter darüber nachgedacht, bis ich eine ganze Weile nichts mehr von ihm hörte. Dann begann ich mir Sorgen zu machen. Daraufhin habe ich versucht, Sie zu kontaktieren. Als das nicht klappte, wusste ich nicht, was ich noch machen konnte. Und dann sind Sie plötzlich hier aufgetaucht.”
“Und wie sind Sie an meine Mobilnummer gekommen?”
“Das war gar nicht so schwer, wie Sie vielleicht denken. Sie haben die Nummer Laurie Green gegeben, dem Mädchen, das Sie in den Everglades aus dem Flieger gezogen haben. Irgendwann kam mir der Gedanke, bei ihr anzurufen.”
“Verstehe. Und was genau erhoffen Sie sich von mir?”
“Finden Sie Ted und Molly. Tot oder lebendig. Allerdings befürchte ich, dass sie längst nicht mehr am Leben sind.”
Plötzlich wirbelte ein Rochen den Sand am Boden des Korallenriffs auf und lenkte Keiths Aufmerksamkeit wieder auf seine gegenwärtige Aufgabe. Wo der Fisch sich aufgeregt bewegte, war das Wasser trübe.
Er wollte gerade weiterschwimmen, als er es entdeckte.
Irgendetwas Schwarzes, das offensichtlich nicht zum Korallenriff gehörte.
In einem eleganten Bogen wendete Keith, um sich seine Entdeckung genauer anzusehen. Allmählich senkte sich der aufgewühlte Sand wieder. Sorgfältig und nur mit den Fingerspitzen untersuchte er die Stelle. Damit nicht wieder eine Staubwolke seine Sicht beeinträchtigte, wischte er den Sand ganz behutsam zur Seite. Bei dieser Arbeit brauchte man sehr viel Geduld, aber über die Jahre hatte er sie sich antrainiert.
Endlich wurde er für seine Bemühungen belohnt. Er fand etwas.
Es sah aus wie ein großer schwarzer verkrusteter Knopf.
Aber das war kein Knopf. Für einen Moment setzte Keiths Herzschlag aus. Er musste das Ding erst mal an Bord bekommen, war sich aber ziemlich sicher, was er da gefunden hatte.
Er legte seine Hände darum. Dann sah er zu Matt, der bereits gemerkt hatte, dass Keith auf etwas gestoßen war.
Kurz dachte er darüber nach, seinen Fund wieder fallen zu lassen, den Kopf zu schütteln und so zu tun, als hätte er sich geirrt. Um später allein wiederzukommen. Schließlich war Mike überzeugt, dass irgendjemand intern für die andere Seite arbeitete …
Und Manny Ortega glaubte, dass Ted und Molly Monoco tot waren. Das vermutete auch Keith, aber er glaubte nicht, dass sie wegen ihres Boots umgebracht worden waren.
Sondern vielmehr, dass sie in der Nähe von Calliope Key etwas gefunden hatten und diese Entdeckung mit ihrem Leben bezahlen mussten.
Zu spät.
Matt kam zu ihm, und Keith zeigte ihm seinen Fund. Matt betrachtete ihn genau, nickte stumm und begann sogleich, die Stelle weiter zu untersuchen.
Keith verstaute seinen Schatz in einem Beutel und half Matt anschließend beim Weitersuchen.
Sie waren so nah dran …
So nah.
Trotzdem verfolgte ihn der Gedanke, ob nicht vielleicht noch jemand anderes vor ihnen schon so nah dran
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