Moerderjagd
her.
»Doktor Ernst ist der typische Geschäftsmann für mich. Schicker Anzug, perfekter Sitz, geschmackvolle Krawatte. Überhaupt sieht er mit seinen fast zwei Metern imposant aus.« Ich blickte Hansen verwundert an. »Lassen Sie uns lieber über Rupp sprechen. Ihn sollten wir uns noch einmal ansehen. Es gibt eine Gemeinsamkeit …« Ich brach meine Worte ab, Metzger betrat das Zimmer. Er hatte Doktor Ernst noch bis zur Pforte begleitet.
»Ich habe mich über Doktor Ernst etwas schlau gemacht. Er besitzt etliche Firmen. Angefangen vom Textilhandel über Lederwaren bis hin zu einem Vertrieb für Kosmetik und seinen Anteilen an Luvamat. Der Mann hatte es immer geschafft, aus verlustreichen Firmen wieder Gewinne herauszuholen.«
Ich blickte ihn versonnen an, die Nachricht brachte uns auch nicht weiter. Enttäuscht stand ich auf, um mir einen Kaffee zu holen, als Metzger mich am Arm festhielt.
»Es gibt aber noch etwas, das dürfte Sie mehr interessieren. Für diese Information hätte ich es eigentlich verdient, dass Sie den Abend mit mir verbringen.«
Ich zog meine Augenbraue hoch, löste mich aus seinem Griff. Mir fiel Manfred wieder ein. Warum sollte ich nicht einmal ihn sitzenlassen?
»Wir können heute Abend gemeinsam mit dem Hund meiner Eltern spazieren gehen, falls die Information wirklich so gut ist.« Ich blickte in Metzgers Augen, die mich anstrahlten, es gefiel mir. Kollege Hansen hätte beinahe die Gießkanne fallen gelassen und brachte mich mit einem lauten »So, so, mit Metzger wollen Sie spazieren gehen« auf den Boden der Tatsachen zurück.
Metzger sah mich wohlwollend an, er strahlte richtig. »Doktor Ernst hatte vor drei Jahren bei einem Bankunternehmen in Frankfurt sehr viel Geld durch Aktienspekulation verloren, und in diesem Zusammenhang bin ich auch auf den Namen Paul Weinand gestoßen.«
»Sie wollen damit zum Ausdruck bringen, dass er auch eine größere Summe Geld verloren hat?«
»Verloren?« Hansen kam zu uns herüber. »Wer versucht, auf die Schnelle sein Geld zu machen, sollte mit solchen Verlusten rechnen.«
»Trotzdem«, entgegnete ich ihm, »Doktor Ernst scheint im Allgemeinen zu wissen, was er tut.«
»Wir sind also heute Abend verabredet?« Metzger reichte mir noch eine Mappe, in der die genaue Summe stand, die Doktor Ernst verloren hatte. Es waren über 1,3 Millionen Euro, eine Menge Geld.
»Kann er diese Summe verkraften?«
»Frau Augustin!«, lachte Metzger. »Sie dürfen solche Leute nicht am Gehalt eines Polizisten messen!« Dann drehte er sich um und ging. In der Tür blieb er noch einmal stehen, blickte zu mir. »Aber was außerordentlich interessant ist, er und Arno Weber hatten einen Vertrag. Sollte einem von beiden etwas zustoßen, fallen alle Anteile dem Überlebenden zu. Was bedeutet, Doktor Ernst dürfte durch den Tod von Arno Weber alle Geldsorgen vergessen können. Ist Ihnen halb neun recht?«
Ich nickte nur, dann zog Metzger grinsend die Tür hinter sich zu.
»Sie hätten auch mich mitnehmen können«, nörgelte Hansen. Mit den Händen in den Hosentaschen blieb er vor mir stehen. Er war unrasiert.
»Alles in Ordnung bei Ihnen? Wir kennen uns jetzt so lange, Sie können offen mit mir reden«, versuchte ich noch einmal auf seine private Situation einzugehen.
»Wie man es nimmt.« Er drehte sich wieder zu meinem Fenster um und blickte hinaus.
»Meine Frau ist auf Kur.«
»Ah!« Ich holte tief Luft.
»Was hatten Sie denn gedacht?« Hansen drehte sich zu mir um, er grinste. »Kann es mir schon denken.«
»Lassen wir das Thema private Beziehungen!« Ich hob lachend meine Hand.
Hansen kam wieder ein Stück näher. »Wenn es Ihnen recht ist, gehe ich jetzt. Ich komme dafür morgen eine Stunde früher ins Büro. Mein Magen, mir ist nicht so gut. Seit meine Frau weg ist, esse ich zu viel Fastfood. Sehen wir uns morgen früh?«
»Ja, morgen ist zwar Samstag, aber …«
»Oh! Haben Sie Bedenken, das könnte dem Journalisten nicht gefallen, wenn Sie
»Hansen! Mein Privatleben geht Sie auch nichts an. Außerdem ist Manfred ein Mann, der sich beschäftigen kann.«
»So, wie mit der kleinen Rothaarigen?«
Hansen zog rasch die Tür hinter sich zu. Ihm war nicht entgangen, dass ich vor Wut kochte und mit meiner rechten Hand einen Ordner umfasste.
Annemarie Weinand
Ich war gerade am Malen, da stand die Kommissarin wieder vor meiner Tür. »Hört das nie auf?«, habe ich sie barsch begrüßt, mich aber dann entschuldigt und sie in mein Atelier gebeten. Sie
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