Moerderjagd
aufgeklappt war, weil er im Stehen pinkelte. Aber trotzdem, jetzt fehlt er mir. Er war ein Talent … auf vielen Ebenen, Sie verstehen?
Ich grinse doch nicht!
Kann ich Ihnen einen Kaffee anbieten?«
»Sehr gerne!«
»Möchten Sie den Kaffee mit Milch?«
»Mit Milch, bitte. Ihr verstorbener Mann hatte sehr viel Geld auf seinen Konten.«
»Was? Ach so. Ja, Sie haben Einblick in Pauls Konten genommen. Jetzt wundern Sie sich über die hohe Summe? Da sind Sie nicht die Einzige. Auch Doktor Ernst und der tote Arno Taun waren überaus verwundert, als Paul ihnen die Summe nannte, mit der er sich selbst an einem Windrad beteiligen wollte. Er hatte dann von seinen Spekulationen berichtet und angeboten, gegen gutes Geld, versteht sich, die beiden auch diesbezüglich zu beraten.«
Frau Augustin hob nach meinen Worten lässig ihre Hand, dann war für sie das Gespräch zu Ende. Wenn ich diese Frau sehe, denke ich an Dunkelgrün, vielleicht noch Rot, jedoch ins Dunkel gehend. Sie ist für mich keine Stimmungsbringerin zum Malen. Ein einziges Mal hat ein Lächeln ihre Mundwinkel umspielt. Eine Schande, wenn Sie mich fragen. Die Frau ist noch so jung.
Metzger
Jil Augustin ist eine klasse Frau. Mich stört es auch nicht, dass die Kommissarin neun Jahre älter ist als ich. Im Gegenteil, ich habe mich schon immer für reifere Frauen interessiert. Zu blöd aber auch, dass Jil an dem Abend erst so spät Zeit hatte. Der Spaziergang mit Balu war klasse. Auch Jils Eltern sind in Ordnung. Der Vater ist ziemlich ruhig, die Mutter dafür umso lebendiger und aufgeschlossener. Ihre Mutter hatte wie elektrisiert mich von oben bis unten gemustert, dann zufrieden gelächelt und mir einen Tee angeboten. Die Frau ist schon eine besondere Erscheinung mit ihren roten Locken. Sie lacht ständig laut und wirft dabei ihre Locken hin und her, wie ein Teenager. Schade nur, dass Jil nicht etwas mehr von der Lebensfreude ihrer Mutter hat.
Richtig gut gekocht hatte die Mutter, an den Service könnte ich mich gewöhnen. Allemal besser als das Essen in der Kantine.
Die Skulpturen im Garten hat alle Jils Mutter gemacht, sie ist Künstlerin. Einige ihrer Bilder im Haus sind ganz schön … wie soll ich mich ausdrücken … sie sind eben heiß!
Da merkt man eben, dass die Frau aus der Großstadt kommt.
Im Wald, beim Spaziergang, da hat Jil, also Frau Augustin, das erste Mal mit mir über persönliche Dinge gesprochen.
Wir haben dann auch viel gelacht. Es war eine gelöste Stimmung. So würde ich die Kommissarin am liebsten immer sehen. Über Manfred Luck haben wir nicht gesprochen. Ich habe dieses Thema absichtlich ausgelassen. Die Kommissarin schien ihn immer noch gerne zu sehen.
Gestern der Bericht in der Tageszeitung war nicht schlecht, das muss ich neidvoll zugeben. Der Mann kann schreiben.
Jil blieb mit einem Mal stehen und nestelte an ihrem Pullover herum. Sekunden später haben sich unsere Hände berührt. Ich hätte Jil, so nenne ich sie in Gedanken schon, am liebsten festgehalten und geküsst. Die knisternde Stimmung wurde von Balu mit lautem Gebell unterbrochen. Er hatte allem Anschein nach keinen Sinn für Romantik und wollte zurück in sein Körbchen. »Ich muss dann weiter …«, meinte Jil und wandte ihren Blick auch sogleich von mir ab. Hilflos blieb ich stehen und blickte ihr nach. Jil stapfte hinter Balu her, selbst dieser Anblick war für mich erregend.
Ihre erste Ehe mit einem Kollegen scheint der Grund für die Zurückhaltung gegenüber Hansen und mir zu sein.
Am Wochenende gibt ein Freund von mir eine Party. Ich werde die Kommissarin morgen fragen, ob sie mich begleiten möchte.
Manfred Luck
Den ganzen Abend habe ich gewartet, umsonst! Gekocht hatte ich für Jil, richtig Mühe hatte ich mir gegeben. Auf dem Balkon hatte ich Kerzen aufgestellt. Alles sah romantisch aus, für meine Verhältnisse sogar wirklich klasse. Jil war einfach nicht nach Hause gekommen. Später habe ich bei Hansen angerufen, zu Hause, nachdem bei Jil nur die Mobilbox lief. Die Nummer hat Jil an ihrer Pinnwand hängen. Dieser Idiot! Richtig glücklich war er, das konnte ich aus seiner Stimme hören, mir mitzuteilen, dass Jil mit Metzger unterwegs sei. Sie habe ihn mit zu ihren Eltern genommen, meinte Hansen und lachte. Da habe ich meine Sachen gepackt und die Wohnung verlassen. Um ein Uhr in der Nacht ging das Telefon bei mir, es war Jil. Sie habe nicht gewusst, dass ich für Sie kochen würde, dann wäre sie doch nach Hause gekommen.
Ausgelacht
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