Moerderjagd
habe ich sie. Sie war irritiert. Dann habe ich von dem Telefonat mit Hansen berichtet.
Sie schwieg.
»Und unsere Verabredung?«, habe ich kraftvoll in den Hörer gefragt.
Sie würde mich jetzt vermissen, und ob ich nicht zurückkommen könne, ihre Stimme war leise.
Ich war richtig sauer auf Jil, als ich das hörte. Jetzt sollte ich wieder springen.
»Nach Feierabend gehst du mit Metzger spazieren? Und jetzt soll ich wieder springen?« Meine Stimme war ungehalten. Warum sie mich sitzengelassen hat, wollte ich noch wissen, und ob sie was mit Metzger habe. Anstatt mir eine Antwort zu geben, unterbrach Jil das Telefonat. »Toll«, dachte ich noch, »es ist mitten in der Nacht, meine Freundin ruft mich an, um mir mitzuteilen, dass sie mit Metzger spazieren war.« Am liebsten hätte ich meine Jacke übergezogen und wäre noch ein Bier trinken gegangen. Es war aber zu spät, keine Kneipe würde mehr auf sein. Daher zog ich mir ein Shirt über, setzte mich an meinen Holzschreibtisch, den ich noch von meinem Vater habe, und fing an zu arbeiten. Gegen halb fünf konnte ich meine Augen kaum mehr aufhalten und ging in mein Schlafzimmer. Mein Blick fiel zufällig auf mein Handy. Ich hoffte doch, Jil habe sich noch einmal gemeldet. Stattdessen war eine Nachricht von Elke auf meiner Mobilbox.
»Ich«
Es ist grandios!! Fast wie in einem Film: ich in der Hauptrolle … nur bisher weiß es noch niemand! Einzigartig bin ich, geradezu grandios!
Was mir alles eingefallen ist für diesen Trottel, ihn den Geiern zum Fraß vorzuwerfen … Klug ausgedacht. Nichts, absolut nichts von diesem Verlierer wäre übrig geblieben.
Eine andere Idee von mir war diese: Ein Bekannter von mir hat eine Metzgerei. Ich hätte ihn ermorden und in die Fräse jagen können … anschließend Desinfektionsmittel, und keiner hätte meine Spur verfolgen können. Gut, was?
Ich bin ein Genie!!!
Diesen Arno hätte ich so gerne seine Innereien rausgenommen und mich an deren Anblick erlabt. Niemand hätte es so verdient wie dieser Kerl. Aber warum unnötig die Finger beschmutzen? Es hätte Zeit gekostet, kostbare Zeit, die ich nicht habe … Den Tieren zum Fraß hätte ich seine Innereien gegeben, alles vernichten, was …
Warum ich dann doch anders vorgegangen bin? Die Zeit … die Zeit läuft gegen mich … Es ist so unendlich gemein. Der Pfarrer, gestern war er mir auf der Straße begegnet. Komischer Zufall, ausgerechnet jetzt. Früher hätte es mal passieren sollen! Es ist zu spät jetzt … viel zu spät. Wie ein liebes Schäfchen hatte er mich gegrüßt, mein süßestes Lächeln war die Antwort für diesen unwissenden, ahnungslosen Menschen.
Der perfekte Mord wäre zu wenig gewesen. Jeder soll wissen, dass ich es war … An wen muss ich noch denken, auf wen noch Rücksicht nehmen? Es gibt nur einen Menschen, der mir verzeihen muss, den ich darum bitten werde, in einem Brief.
Diese Schmerzen … jeder Tag ist eine Qual, jede Nacht eine Tortur. Letzte Nacht habe ich ein Gedicht verfasst, verrückt! Muss an den vielen Tabletten liegen, die ich jetzt schlucke.
Meine Linde!
Als Kind ich oft an deiner Rinde lehnte,
mich nach einer Umarmung sehnte,
Niemand, der ahnte, welche Qualen ich durchmachte,
wie sehr ich mich sehnte nach Liebe und Beachtung.
Der Garten, die Blumen, wenn sie blühten in voller Pracht,
es war für mich das Schönste – selbst in jener Nacht,
die zum Schicksal werden sollte,
mich in die Hände des Bösen rollte.
In jener so dunklen Nacht wurde meine Zukunft fest gemacht.
Die Stimme, sie sagte, geh deinen Weg, suche die Rache,
nur so wirst du frei!
Die Rache, die Rache, die Rache ist mein,
und was wird mir bleiben!
Ich wollte es, o ja, mit mir endlich im Reinen sein!
Am Ende des Tages!
Nur ein schlechter Geschmack ist geblieben,
wieder diese Schmerzen, die mich reißen darnieder.
Träume, die mich Nacht um Nacht quälen,
das Blut sich ergießt auf meinem Schweiß in Fontänen …
Werde wach, schnaufe nach Luft, es war nur ein Trugschluss,
nichts davon Wahrheit.
Nur der Schmerz,
der in meinem Inneren sägt,
mir die Zeit, die noch verbleibt, mit Dunkelheit übersät.
Ich rieche Blut,
meine Augen es sehen,
getrübt ist mein Blick,
und mein Herz versucht zu verstehen.
Meine Linde,
mein liebster Platz,
ich brauche deine Stärke und suche deine Kraft!
Sentimentaler Quatsch. Heute Morgen habe ich die Zeilen zerrissen und anschließend durch den Reißwolf gejagt. Die Jagd war mein Hobby … Nichts ist mir
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