Moerderjagd
sollte ich mich auch noch mit Elke treffen, bei ihr zu Hause! Das auch noch freiwillig!
Mir blieb nichts anderes übrig als einzuwilligen. Alles andere würde man mir ja doch wieder falsch auslegen, wie immer.
Nach dem Telefonat mit Elke habe ich das Verlangen gespürt, mit Anna Sturm zu telefonieren, der kleinen Rothaarigen. Wollte mal wissen, wie es ihr so geht.
Sehnsucht?
Quatsch!
Mich hat nur interessiert, wie es dem Mädel jetzt geht.
Sie habe jemanden kennengelernt, er sei schon etwas älter als sie, hatte sie mir zuletzt erzählt.
Ob sie einen Komplex habe, fragte ich. Anna lachte schrill auf. Ich sei aber auch nicht mehr der Jüngste! Nachfolgend meinte sie, bei uns hätte es doch auch toll geklappt … Sie lachte laut, schrill war ihre Stimme, unterbrochen wurde sie durch ein erneutes lautes Lachen ihrerseits.
Das Telefonat endete recht bald. Ich war froh, diese alberne Göre los zu sein. Von wegen älter, ich!
Im Spiegel habe ich mich anschließend betrachtet. Anna hatte doch keine Ahnung. Mein Körper ist allemal besser gebaut als der eines Dreißigjährigen. Die wenigsten jungen Männer achten doch auf ihr Äußeres. Mein Haar war sehr grau geworden, das gab mir zu denken.
Einen Termin beim Friseur habe ich mir ausgemacht, nur so, hat nichts mit dem Telefonat mit Anna zu tun.
Das war nicht mein Tag: erst das Telefonat mit Elke und dann das dumme Gerede von Anna. Die Arbeit ging mir auch nicht so von der Hand wie sonst.
Später wählte ich die Nummer von Jil. Sie ging nicht ans Handy.
Gegen Abend traf ich mich mit Bürgermeister Karbach auf ein Bier am Rheinufer. Das war das Beste des ganzen Tages. Ich bin zwar kein Fan von dem Mann und weiß auch, dass er hinter meiner Jil her ist, aber die Informationen, die er mir über die Stadtentwicklung zusteckte, würde ich zu einem geilen Bericht verarbeiten.
Karbach hatte mir auch von der Windkraftanlage berichtet, die aufgebaut wird. Die Anwohner hatten sich damit arrangiert. Seit Pauls Tod seien auch die Gegner leise geworden. Er erzählte mir noch, dass in der Stadt das Gerücht umgehe, Eleonora Lorenz habe ihr Kind von einem anderen Mann bekommen, was mich nicht verwunderte. Aber auf Gerüchte sollte man ja nicht allzu viel geben. Er hatte auch von dem Abend nach der Beerdigung gesprochen und den Staatsanwalt Hans Pfeiffer ins Gespräch gebracht. Der gemeinsame Abend im Freibad hatte sich rasch herumgesprochen. Ich mag das Getratsche und die falsche Moral nicht. Daher habe ich das Thema schnell gewechselt.
Gegen 22 Uhr machte ich mich daran zu bezahlen. Die Straßen am Rheinufer waren noch immer gut besucht. Die Abendluft war sehr angenehm. Jil hatte ich im Laufe des Abends dreimal versucht zu erreichen. Immer war die Mobilbox eingeschaltet.
Der Bürgermeister bezahlte ebenfalls. Wir standen noch eine Weile vor der Kneipe zusammen. Zufrieden beobachteten wir eine Gruppe von Touristen, die eine Nachtführung mitmachten. Seit neuestem bot die Kommune diesen Service an, der, wie es den Anschein hatte, gut ankam. Mein Augenmerk war auf eine junge Frau gerichtet, die zu der Gruppe gehörte.
Bürgermeister Karbach gab mir plötzlich einen Schubs und lenkte mein Augenmerk auf das Rheinufer.
Mein Gesicht verlor augenblicklich jegliche Haltung. Innerlich tobte ich vor Wut. Dort stand Jil gemeinsam mit Metzger, beide lachten. Ich wollte mich so schnell es ging davonmachen, da hatte Jil mich schon entdeckt.
Toni Karbach wollte die Situation entschärfen und bot an, mit mir noch ein Bier zu trinken. Ausgerechnet er wollte mich trösten, oder war er selbst über Jil und Metzger geschockt? Keine Ahnung, in jedem Fall lehnte ich sein Angebot dankend ab. Jil schien die Situation ebenfalls unangenehm zu sein. Das sah ich an ihrem verblüfften Gesichtsausdruck. Sie kam auf uns zu und bemühte sich zu lächeln. Es wirkte gequält. Metzger war der Einzige, der strahlte. »Bübchen, kleines dummes Bübchen«, dachte ich mir.
Zehn Minuten später eilte ich mit Bürgermeister Karbach durch die Rheingasse zu meinem Wagen.
Jil hatte mich gegen Mitternacht angerufen und wollte mit mir reden. Ich habe das Telefonat einfach beendet, mein Handy ausgeschaltet.
»Ich«
Ein neuer Mord beschäftigt die Menschen der Region … so stand es heute in der Tageszeitung. Schade, aber dieses Mal habe ich meine Finger nicht im Spiel gehabt, wirklich schade. Das Gesicht hätte ich gerne gesehen. Dieses verrückte Luder. Gut so, jetzt ist sie auch weg. Wieder einer weniger,
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