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Moerderjagd

Moerderjagd

Titel: Moerderjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Lewentz
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der meinem Ziel im Weg sein kann. Ganz ohne, dass ich mir die Hände schmutzig gemacht habe … Sie war schön, wirklich schön. Ich durfte ihren makellosen Körper im Schwimmbad bewundern … Die Idee, ihre Kleider zu stehlen, war grandios!!! Ich bin grandios!!!
    Zeit! Ich brauche Zeit, viel mehr, als mir verbleibt … Meine Blumen lassen ihre Köpfe hängen. Meine Zeit ist so begrenzt, dass ich selbst meinen Garten vernachlässigt habe.
    Als kleines Kind war ich schon durch diesen Garten gelaufen … Er gehörte meiner Großmutter. Für mich war er der schönste Garten auf Erden. Später habe ich dieses Grundstück gekauft und meinen Garten versucht, nach den Erinnerungen anzulegen. Alle Farben blühen hier … Schmetterlinge und Vögel kommen gerne …
    Meine Hände sind rau. Sie sehen alt aus. Das war nicht immer so. Heute Morgen kam ich kaum aus dem Bett. Die Krankheit fordert mich. Trotzdem bin ich diszipliniert. Jeder Tag kann der letzte sein … Immerhin habe ich noch meine Hausaufgaben gemacht … auch tagsüber versuche ich mich so zu verhalten, dass niemand etwas merkt. Das ist nicht leicht, jeder andere würde nur im Bett liegen und jammern, nicht aber ich!
    Rache? Wieso Rache? Nein! Genugtuung, Gerechtigkeit und …
    Ich komme ohne diese Tabletten nicht mal mehr die Treppe in den ersten Stock hinauf. Die Stunden tagsüber sind oft so anstrengend, ich bin am Abend völlig kraftlos. Heute bin ich dreimal auf meine Gesundheit angesprochen worden. Auch ich solle mal etwas kürzertreten, an mich denken. Pah! Kürzertreten, wenn die wüssten, dass ich dazu keine Zeit mehr habe. Mit einem gequälten Lächeln habe ich geantwortet, mir anschließend wieder Tabletten in den Rachen geworfen und weitergemacht. So fahrig sei ich doch früher nicht gewesen, habe ich mir heute anhören müssen. »Kann doch jeder mal was verwechseln«, habe ich geschrien.
    Ausgehen sollte ich öfter. Ja, ausgehen und das Leben genießen. Jedenfalls das, was ich an Leben noch habe … was ich noch erwarten darf.
    Eigentlich bin ich doch ein Engel. Der Paul brauchte nicht so zu leiden, wie ich es tue. Sechs Monate werden mir noch bleiben, vielleicht noch ein paar Wochen mehr, wer weiß. Jeder Tag ist jetzt schon eine Qual. Und der Arno? Wie geil er auf die Eleonora geschaut hat im Schwimmbad. Sein Ende war doch auch ganz schnell gekommen, viel zu schnell … für so einen Kerl.
    Mir geht’s nicht gut, der Schweiß läuft mir an der Stirn hinunter, verdammt! Gestern habe ich meine eigene Beerdigung organisiert. Einen Sarg aus Mahagoniholz habe ich mir ausgesucht, dazu Blumen, die meinen Sarg schmücken, bunte Blumen!! Viele bunte Blumen werde ich haben, o ja! Ich liebe doch Blumen. Sogar einen Gärtner habe ich schon im Voraus bezahlt, für ein Jahr. Er soll immer frische Blumen auf mein Grab stellen … bunte Blumen … viele.
    Musik? Nein! Es wird keine Musik erklingen. Vielleicht sollte ich diesen Punkt noch einmal überdenken? Ja, das werde ich tun, wenn es mir besser geht. Drei Tabletten darf ich nehmen, drei Stück am Tag. Jetzt nehme ich die fünfte. Ist aber auch ein anstrengender Tag heute …
    Eigentlich dürfte ich keine Tabletten mehr nehmen …
    Alles verrückt, richtig beschissen! Eine Ironie des Schicksals. Wem soll es etwas bringen? Wer wird mich vermissen?
    Es war gut so, alles war richtig und gut.
    Er hat mich gereizt. Kennen Sie das? Jemand sagt etwas, und Sie könnten diesen Menschen erwürgen?
    Für mich spielt es keine Rolle mehr … es ist doch zu spät.

    Des Nachts … mitten in der Nacht … er kommt immer wieder … Nacht um Nacht: Schweiß – Tropfen um Tropfen …

    Ich hasse diese Träume nachts. Ich komme nicht davon los. Blut! Blut! Überall sehe ich Blut, und ich kann es riechen … Der Arno wollte mir den Hahn zudrehen. Jeder sei ersetzbar, sagte er, jetzt, wo der Paul tot sei – und zwinkerte dabei mit den Augen. Der Arsch! Nur weil er … Es hätte nicht sein müssen, das weiß ich ja.

    Luft! Ich bekomme keine Luft, habe Angst, dass die anderen meinen Zustand bemerken. Es ist wohl zu spät, um über Musik für meine Beerdigung nachzudenken. Der Brief, ich muss ihn jetzt holen. Sie sollen wissen, wie grandios ich bin, wie sehr ich stets unterschätzt wurde. Meinem Leben ein so jähes Ende zu geben … Gott, wenn es dich gibt, dann nimm dir die Zeit, es mir zu erklären. Warum nur ich?
    Meine Hände, sie zittern. Ich kann nicht mehr auf den Beinen stehen. Luft! Ich brauche Luft, und ich … muss

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