Mörderspiel im Burghotel
frei. Dann beginnt ihr Burghotel-Wochenende als
Repräsentanten unserer Dienststelle.“
11. Misstrauen unter Kollegen
Ihre Büros lagen nebeneinander.
Mit Verbindungstür. Die Sekretärin teilten sie sich mit einem dritten Kollegen.
Aber das spielte sich auf der anderen Seite des Flurs ab.
Biegehart hatte seinen Sessel
zurückgeschoben und die Füße auf den Rand einer Schreibtisch-Schublade gelegt.
Sie enthielt unterschiedlichen Bürobedarf, nichts Wichtiges. Und weil der
Kommissar immer dieselbe Schublade für seine Entspannungshaltung benutzte,
hatte sich zwischen Büroklammern und Bleistiften Straßenschmutz angesammelt,
abgefallen von Biegeharts Schuhen, aus dem Sohlenprofil und von den Absätzen.
Der Kripomann wusste das. Aber es störte ihn nicht. So ungepflegt wie seine grobkörnige
Flaut und der Kahlschädel waren, so sah’s auch in seinem Schreibtisch aus. In
seinem Gemüt sowieso.
Jetzt zu früher Stunde rauchte
er verdrossen eine filterlose Zigarette und starrte auf den Wandkalender, den
er seit dem 1. Januar — er hatte Dienst gehabt über Neujahr — kannte. Es war
der langweilige Abreißkalender einer Firma für Autozubehör.
Mist!, dachte Biegehart.
Verdammter Mist!
Die Tür von nebenan wurde
geöffnet. Voss, dicklich und fröhlich, kam herein. Er roch nach Rasierwasser
und sein rötliches Haar glänzte ölig.
„’n Morgen!“
„Auch schon da?“
„Ich wollte dich mit dem Wagen
mitnehmen, aber du warst ja schon weg.“
Biegehart zuckte die Achseln.
Voss ließ sich auf einen Stuhl fallen.
„Hast du die Unterlagen über
den Penner?“, fragte Voss.
„Vorhin gekriegt. Aber noch
nicht alles.“
Der Bericht der
Streifenbeamten, die zum Tatort unter der Steinernen Brücke gefahren waren, lag
auf dem Schreibtisch.
„Wir werden hinfahren müssen“,
meinte Voss. „Und uns umsehen.“
„Logo!“
„Schon gehört, wie’s dem Penner
geht?“
„Habe eben im Krankenhaus
angerufen. Er kommt durch.“
„Schädelbruch?“
„Offenbar.“
„Da hat einer ganz schön
hingelangt.“
„Dieser Josef Liebert, genannt
Höhlensepp, könnte tot sein.“
„Wird vielleicht als
Mordversuch ausgelegt.“
Wieder zuckte Biegehart die
Achseln. Dann: „Mit der Sache müssen wir uns nicht rumärgern. Wir überbrücken
nur, bis Glockner heute Nachmittag weitermacht. Er hat da auch was, das diese
TKKG-Kids rausgefunden haben. Uns braucht das nicht zu interessieren. Wir sind
erst ab Montag früh wieder dabei.“
Voss holte eine Tüte mit
Lakritze aus der Hosentasche hervor und begann zu knabbern. „Was das wohl für
ein Typ ist, der einen Penner fast totschlägt.“
„Keine Ahnung.“
„Muss einer sein, dem es nicht
darauf ankommt.“
„Von denen kennen wir zur
Genüge.“
Voss nickte und grinste. Sein
linker Mundwinkel war schwarz verschmiert. Kalte Augen, die das Grinsen nicht
aufwärmte, starrten Biegehart an.
„Weshalb grinst du?“
„Ich überlege, was ich mit
meinem Anteil mache.“ Biegehart hob die Brauen. „Was für ein Anteil?“
„Mein Anteil an Hugo Maulers
Beute.“
„Häh?“ Die kleinen Narben auf
Biegeharts Gesicht schienen sich zu weiten, als werde ein engmaschiges Netz
auseinandergezogen.
„Ich wollte dich nicht stören“,
sagte Voss. „Deshalb dachte ich: Lass ihn machen. Wenn’s getan ist, reden wir
über alles.“
„Was? Was ist los?“
„Ich konnte ja nicht ahnen,
dass du den Typ fast umbringst. Aber geahnt habe ich schon immer: In Ludwig
Biegehart steckt ein ganz harter Bulle.“
„Spinnst du? Bist du betrunken?“
„Hör mit dem Scheiß auf,
Ludwig. Offenbar hältst du mich für blöd. Aber Heiner Voss ist hell auf der
Platte. Ich habe mitgekriegt, wie du Hugo Maulers Beute — die Tasche — in die
Büsche geworfen hast. Ganz genau habe ich das mitgekriegt.“
Biegehart verschluckte sich am
Rauch und begann rasselnd zu husten. Voss sah ihm zu.
Biegehart beruhigte sich,
japste aber nach Luft.
„Ich weiß nicht, wovon du
redest, Heiner.“
„Ich habe nichts gesagt. Denn
ich dachte ja: Lass ihn machen. Beteiligen wird er mich schon. Schließlich bin
ich ein Mitwisser. Und Fundunterschlagung ist kein Kavaliersdelikt. Ich dachte,
wenn ich jetzt ins Büro komme, strahlst du wie eine Zahnpasta-Reklame.
Stattdessen höre ich, dass gar nicht weit von der Stelle, wo Maulers Porsche geparkt
hat, ein Penner hinterrücks niedergeschlagen wurde. Tja, und da zähle ich doch
zwei und zwei zusammen.“
„Du irrst dich, Heiner.“
„Red keinen
Weitere Kostenlose Bücher