Mörderspiele
vernehmen müssen, entschied sie.
Einer von ihnen kontaktiert Hopkins, spekulierte sie. Mag sein, dass er sogar versucht, das Gebäude zu kaufen, mit seinen Preisvorstellungen aber nicht zum Zuge kommt. Trotzdem muss er sich Zugang verschaffen, um den grässlichen Leichenfund zu enthüllen. Wie hat er das bloß angestellt?
Geld. Hopkins brauchte finanziellen Rückhalt. Womöglich hatte er von seinem Mörder sogar Eintritt genommen, damit der sich in Nummer 12 frei bewegen konnte. Tun Sie sich keinen Zwang an, kommen Sie, so oft Sie mögen.
Wie hast du die Leiche entdeckt? Woher wusstest du davon?
Also, was hatte sie an Fakten?, fragte sie sich. Eine jüngere Schwester in einem Pflegeheim. Die Nichte arbeitet als Datenschutzbeauftragte. Der Neffe verstorben - ein Opfer der Stadtguerrillakriege. Großnichte im mittleren Verkaufsmanagement tätig, Großneffe Versicherungsmakler. Bieder und bürgerlich, keine Siegertypen, aber auch keine gescheiterten Existenzen.
Ganz gewöhnlich eben.
Nichts Aufregendes. Niemand, der Bobbies Ruhm und Reichtum nachgeeifert hätte oder ihrem frühen Tod.
Niemand, außer Hopkins, sann sie. Das war doch ein Aufhänger, oder? Deine Tochter, Schwester, Tante ist eine tote Kultfigur, aber du musst fünfunddreißig Stunden die Woche schuften, um über die Runden zu kommen. Und der Enkel des kaltblütigen Mörders versucht, aus dem Kultstatus Kapital zu schlagen. Bevor man alt und grau wird und abkratzt…
»Stopp mal, eine Minute. Serenity Bray, achtundachtzig Jahre alt. Zweiundzwanzig Jahre jünger als Bobbie. Es ist keine Schwester, sondern ihre Tochter.«
Sie stürmte zu der Verbindungstür, riss sie schwungvoll auf. »Bobbie hat ein Kind. Es ist nicht die Schwester. Der Zeitpunkt kommt hin. Sie hat ein Kind.«
Roarke zuckte mit keiner Wimper. »Ja. Serenity Bray Massey, derzeit in Scottsdale in einem Pflegeheim untergebracht. Das weiß ich längst.«
»Angeber. Sie hat ein Kind, aller Wahrscheinlichkeit nach von Hop. Aber davon wird nirgends berichtet. Auch nicht von ihrer Schwangerschaft. Allerdings trennte sie sich vorübergehend von ihm. Der Zeitraum fällt in die letzten Monate von Schwangerschaft und Geburt.«
»Nach der sie das Kind in die Obhut ihrer Mutter gab. Die dann mit ihrer Familie auf eine Ranch außerhalb von Scottsdale zog, und Bobbie kehrte zu Hop und ihrem früheren Lebensstil zurück. Während ihrer Trennung hatte sie wohl einen Entzug gemacht. In Interviews und Zeitungsartikeln aus jener Zeit wirkt sie nämlich clean und erholt. Wieder in der Szene, erlitt sie vermutlich schon nach wenigen Wochen einen Rückfall.«
Er legte den Kopf schief. »Ich dachte, du wolltest Bobbie mir überlassen.«
»Von mir aus kannst du mit der Geisterbeschwörung weitermachen. Ich übernehme den Teil mit der Leiche.«
7
S ie waren jetzt im zweiten Jahr verheiratet, und inzwischen wusste Eve, wann er sauer auf sie war. Eigentlich war es hanebüchen, regelrecht dumm, über etwas so Abstruses wie außersinnliche Erscheinungen eine Auseinandersetzung oder gar einen Ehekrach vom Zaun zu brechen. Sie brütete kurz über ihrem Ausrutscher, dann seufzte sie schwer.
»Hör mal«, hob sie an.
Nach einer Pause lehnte er sich zurück. »Ich höre.«
»Was ich damit sagen wollte, ach… Mist.« Sie lief zum Fenster seines Arbeitszimmers, von dort zurück zu der Zwischentür, wo sie sich erneut umdrehte.
Grundgütiger, ein entscheidender Vorteil ihrer Ehe war nicht zuletzt, dass sie sich alles sagen konnten, was sie bewegte.
»Ich muss damit leben«, setzte sie halb ärgerlich, halb bedauernd hinzu. »Sie verschwinden nicht einfach so auf Knopfdruck, wenn ein Fall abgeschlossen ist. Verflucht noch mal, in meinem Kopf geistert eine ganze Armee von Toten herum.«
»Für die du dich eingesetzt hast«, erinnerte er sie. »Und dauernd dein Leben riskierst.«
»Ja, klar, aber das heißt noch lange nicht, dass sie sich bei mir bedanken und dann ihre sterbliche Was-weißich-Hülle abschütteln.«
»Das wäre auch zu viel verlangt, immerhin sind sie ja schon tot.«
»Exakt. Mausetot. Aber sie haben Gesichter und Stimmen und Nöte, zumindest in meinem Kopf. Da will ich nicht auch noch groß darüber nachdenken müssen, ob mir einer von denen aus dem Jenseits eine Botschaft schicken könnte. Es ist einfach zu viel für mich, das ist alles. Es übersteigt meine mentalen Kräfte, wenn ich mir vorstellen soll, dass mir ein Geist über die Schulter schaut, ob ich meine Arbeit auch wirklich
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