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Mörderspiele

Mörderspiele

Titel: Mörderspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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nahm sich ein Stück Pizza, sortierte die lang gezogenen Käsefäden und legte sie fachmännisch auf das Dreieck.
    »Wenn es was Finanzielles ist«, fuhr sie fort, »wer hätte dann den Nutzen? Der Sohn erbt, aber er hat ein Alibi. Außerdem ist da nicht mehr viel zu holen, wenn die Schulden beglichen sind. Vielleicht handelte es sich auch um irgendeinen Wertgegenstand, von dem der Mörder wollte, dass Hopkins ihn mitbrachte. Wenn es allerdings nur darum ging, wozu dann das ganze Theater? Wieso diese Showeinlage heute Abend für uns?«
    Da Roarke nichts erwiderte, knabberte Eve nachdenklich an ihrer Pizza und schluckte.
    »Glaubst du ernsthaft an diesen Geisterspuk? Komm, sei mal realistisch.«
    »Meinst du vielleicht, unser Mörder hätte das Haus und seine Besitzer fünfundachtzig Jahre lang heimgesucht? Da fände ich einen rastlosen, wütenden Geist aber plausibler.«
    »Leichen sind aber nicht rastlos. Sie sind tot.« Sie hob ihr Glas. »Und mein Job ist es, mir dafür den Arsch aufzureißen.«
    Roarke betrachtete sie über den Rand seines Glases, sein Blick nachdenklich, entrückt.
    »Und dann kommt nichts mehr? Obwohl du ständig mit dem Tod konfrontiert wirst, siehst du nichts anderes dahinter?«
    »Ich weiß nicht, was ich sehe.« Derartige Gespräche waren ihr höchst unbehaglich, jagten ihr spontan eine Gänsehaut über den Rücken. »Weil du nichts siehst, falls es überhaupt etwas zu sehen gibt, bis du tot bist. Jedenfalls glaube ich weder, dass die Toten alle die Buuuh-Nummer durchziehen, noch dass sie anfangen zu singen. Hopkins I. schmetterte die Ermittlungen ab, indem er kräftig zahlte, dieser Mörder probiert es mit seinem schaurigen Abschreckungsmanöver. Aber das wird nicht funktionieren.«
    »Überleg dir mal Folgendes«, wandte Roarke ein. »Bobbie Brays Geist sucht Vergeltung, so wie du Gerechtigkeit willst. Das ist ein starkes Ansinnen, auf beiden Seiten.«
    »Es liegt außerhalb des Möglichen.«
    »Du bist engstirnig und verbohrt.«
    »Rational«, korrigierte sie ihn hitzig. »Grundgütiger, Roarke, sie ist tot, ein Skelett. Wieso also hier und jetzt? Was soll das nach all den Jahren? Wie gelingt es ihr, jemanden aus Fleisch und Blut dazu zu bewegen, den Nachfahren ihres Mörders um die Ecke zu bringen? Falls Hop Hopkins sie überhaupt umbrachte, was bislang noch unbewiesen ist.«
    »Vielleicht wartet sie darauf, dass du den Beweis erbringst.«
    »O Mann, ist das rational. Sie hängt rum und wartet nur darauf, dass der ideale Mordermittler vorbeikommt. Herrgott, ich habe eine Leiche und eine altertümliche, verbotene Waffe, die schon einmal für ein Verbrechen benutzt wurde. Was ich nicht habe, ist ein eindeutiges Motiv. Stell dir bloß mal den Medienrummel vor, der sich da anbahnt! Ich kann es mir echt nicht leisten, mir über die Beweggründe einer Frau den Kopf zu zerbrechen, die seit fünfundachtzig Jahren tot ist. Wenn du deine Zeit damit verplempern magst, auf Gespensterjagd zu gehen, bitte, nur zu. Meinen Segen hast du. Ich jedenfalls habe ernsthafte Arbeit auf dem Schreibtisch liegen.«
    »Na schön, wenn du schlechte Laune hast, dann mach doch deine ernsthafte Arbeit. Ich verschwinde und verplemper meine Zeit.«
    Als er aufstand und sein Glas mit in sein Arbeitszimmer nahm, funkelte sie ihn wütend an und fluchte leise, als er die Tür hinter sich zuzog.
    »Na super, phänomenal, einfach perfekt. Jetzt sorgt dieser unsägliche Geist auch noch für einen handfesten Ehekrach.«
    Sie glitt von ihrem Schreibtisch und stellte die Pinnwand auf, die sie zu Hause benutzte. Hier war Logik gefragt, sagte sie sich. Logik, das Gespür der Kriminalistin, Fakten und Beweise.
    Vermutlich war es das irische Erbe, weshalb Roarke ein Faible für solche Spinnereien hatte. Hätte sie ihm gar nicht zugetraut.
    Sie dagegen dachte logisch, plausibel und rational.
    Zwei Morde, eine Waffe. Die erste Verbindung. Zwei Morde, derselbe Ort, die zweite Verbindung. Das zweite Opfer war ein enger Verwandter des Tatverdächtigen im ersten Mord. Verbinde diese Anhaltspunkte, dachte sie, während sie arbeitete.
    Okay, sie konnte den ersten Mord nicht außer Acht lassen. Sie würde ihn benutzen.
    Logik und gesunder Menschenverstand suggerierten ihr, dass die beiden Opfer ihren jeweiligen Mörder gekannt hatten. Das erste Tötungsdelikt schien ihr ein Verbrechen aus Leidenschaft, vermutlich unter Drogeneinfluss begangen. Vielleicht hatte Bray Hop betrogen. Oder wollte sich geschäftlich oder privat von ihm trennen.

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