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Mörderspiele

Mörderspiele

Titel: Mörderspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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durch den Kopf. Vor dreiundzwanzig Jahren. Wie alt war Roarke da gewesen, zwölf, dreizehn?
    Demnach gründete Skinners fanatische Obsession gar nicht auf Roarke. Sondern auf seinem Vater.
    Auf seiner Unit scrollte Roarke sich durch Skinners Konten. Da Hass, Eifersucht, Rache, Sex, Angst vor peinlichen Enthüllungen und Geldgier als zentrale Motive für einen Mord galten, stützte er sich zunächst auf das Finanzielle.
    Es war nicht auszuschließen, räsonierte er, dass Skinner in eines der Roarke Enterprises - oder in ein Konkurrenzunternehmen - investiert und dabei eine stolze Summe in den Sand gesetzt hatte. Hass wurzelte bisweilen in nichtigeren Anlässen.
    Zudem hatte Skinner viel Geld in seine Wahlkampagne gesteckt. Und war - abgesehen von dem persönlichen Debakel - nachher auch finanziell ein gebrochener Mann gewesen.
    »Roarke.« Er winkte Eve, die eben den Raum betrat, zu sich. »Die Medien in Atlanta«, murmelte er. »Ich halte Aktienanteile in der dortigen Kommunikationsbranche, und da war man während seiner Kongresskandidatur nicht gerade nett zu Skinner. Media Network Link gehört mir zu hundert Prozent, und die Leute waren brutal ehrlich mit ihm. Hart, aber fair. Überdies hat er massiv in Corday Electronics mit Hauptsitz Atlanta investiert. Mein Unternehmen hat denen in den letzten vier Jahren zunehmend die Gewinne und die Kunden streitig gemacht. Ich sollte das Ganze wohl besser beenden und ihnen ein Übernahmeangebot machen«, setzte er automatisch hinzu.
    »Roarke.«
    »Ja?« Abwesend griff er nach ihrer Hand, unterdessen scrollte er weiter.
    »Die Problematik geht über Politik und Aktien hinaus. Vor dreiundzwanzig Jahren war Skinner der Chef einer Spezialeinheit, die in Atlanta einen illegalen Waffenhändlerring sprengen sollte. Er arbeitete mit einem Spitzel, der ihn mit Informationen versorgte. Aber als Skinner mit seiner Mannschaft anrückte, ging er den Waffenschiebern in die Falle. Sein Informant gehörte ganz offensichtlich zur Gegenseite.«
    Sie atmete tief durch, hoffte, dass sie den richtigen Ton traf. Ihre tiefen Empfindungen für Roarke machten es ihr bisweilen schwer, sachlich zu bleiben.
    »Dreizehn Polizisten wurden bei der Großrazzia getötet«, fuhr sie fort, »sechs weitere verletzt. Trotzdem gelang es Skinner, die Organisation zu zerschlagen. Das Waffenkartell verlor zweiundzwanzig Männer, die meisten davon Subalterne. Zwei von den Drahtziehern nahm er in jener Nacht fest. Einer von den beiden ging ihm jedoch wieder durch die Lappen. Den hat er nie mehr zu fassen bekommen.«
    »Schätzchen, ich mag frühreif gewesen sein, aber als Zwölfjähriger hatte ich mit Waffen noch nicht viel am Hut. Es sei denn, du meinst Silvesterknaller oder selbst gebastelte Feuerwerkskörper, wie man sie unter der Hand kaufen kann. Und ich hatte Dublin noch nie verlassen. Spitzeln hab ich im Übrigen nie über den Weg getraut.«
    »Nein.« Sie starrte ihn eindringlich an. »Es geht nicht um dich.«
    Sie gewahrte, wie seine Augen sich verdunkelten, einen frostigen Glanz annahmen.
    »Soso«, sagte er gefährlich leise. »Dieses miese Schwein.«

5
    I n seiner Kindheit hatte Roarke die Fäuste und Fußtritte seines Vaters mit schöner Regelmäßigkeit zu spüren bekommen. Häufig war er noch rechtzeitig entwischt, ansonsten hatte er mit den sadistischen Quälereien leben müssen.
    Es war das erste Mal, sinnierte Roarke mit einem gewissen Sarkasmus, dass der Alte ihm aus dem Grab noch eine verpasste.
    Gefasst las er die ausgedruckten Berichte, die Eve ihm gebracht hatte. Inzwischen berührte es ihn nicht mehr sonderlich, wenn von ihm als dem mageren, misshandelten Jungen die Rede war, der sich in den heruntergekommenen Vierteln von Dublin herumgetrieben hatte.
    »Dieses Katz-und-Maus-Spiel setzte sich noch ein paar Monate fort, bevor mein Vater mit einem Messer in der Kehle in der Gosse endete. Offenbar bekam Skinner einen Tipp. Er erwähnt diesen ungeklärten Mord hier in seinem File. Vielleicht hat er ihn selber arrangiert.«
    »Das glaube ich nicht.« Eve war sich unschlüssig, wie sie Roarke auf seinen Vater und seine schreckliche Kindheit festnageln könnte. Er distanzierte sich gern von seiner Vergangenheit, während sie selbst - hmm, tja, sie verschanzte sich gern dahinter oder wechselte schleunigst das Thema.
    »Und wie kommst du darauf? Schau, Eve, für mich ist es anders als für dich. Du brauchst kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Mein Vater verfolgt mich nicht im Traum oder so. Wieso

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