Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Möwenfluch (Vloek op Meeuwen) (Möwennest) (German Edition)

Möwenfluch (Vloek op Meeuwen) (Möwennest) (German Edition)

Titel: Möwenfluch (Vloek op Meeuwen) (Möwennest) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
Vom Netzwerk:
Das Bild, dass sich ihm nun bot, war schrecklich. Überall auf dem Boden lagen Scherben und mittendrin Inga. Harry bemerkte sofort das Einschussloch in ihrer Bluse. Der Stoff begann, sich rot zu färben, schnell, sehr, sehr schnell. Harry wurde blass um die Nase.
    Was war passiert? Und wieso? War das real?
    „Geh, Harry. Geh“, flüsterte Inga benommen, sie schien weit weniger überrascht und tastete nach ihrer rechten Brust.
    „Aber, Inga, du … “
    „Ich … ist schon in Ordnung …  geh. Sie kommen, um dich zu holen.“
    Das Licht flackerte. Harry rührte sich nicht. Der rote Punkt tanzte jetzt wild durch die Küche, auf der Suche nach einem neuen Ziel und er fand Harrys Brust.
    „Geh schon“, ächzte Inga, sie lag immer noch auf dem Rücken. Harry schaute ihr direkt in die Augen, doch dann erlosch das Licht. Es gab nur noch den roten Punkt.
    Geistesgegenwärtig hechtete Harry zur Seite. Er prallte gegen den Stuhl und klemmte sich eine Rippe ein, ansonsten blieb er unverletzt. Das Geschoss flog leise surrend an seinem Kopf vorbei, schlug irgendwo in der Küche ein. Weitere Kugeln folgten, flogen durchs Fenster, trafen irgendetwas überall in der Küche, nur Harry nicht.
    „Inga?“ presste Harry durch die zusammengepressten Zähne, während er versuchte, sich in der undurchdringlichen Dunkelheit zu orientieren.
    „Lauf weg, Harry! Du musst fort von hier. Du weißt, was du zu tun hast. Du musst …“
    In der nächsten Sekunde flog die Tür auf. Harry schleppte sich in heller Panik außer Reichweite. Noch bevor er eine Ecke erreicht hatte, sah er zwei Schatten in die Küche huschen. Es waren Männer, groß, schwarz gekleidet, viel mehr konnte er nicht von ihnen erkennen. Nur noch, dass sie zwei schwachblau zuckende Leuchten bei sich trugen. Dazu gesellte sich ein elektrisches Summen.
    Harry robbte von ihnen weg in den Flur. Er hoffte, dass die Männer ebenso wenig sahen, wie er selbst, wollte sich darauf jedoch keineswegs verlassen. Er hielt den Atem an und schob sich lautlos Stück für Stück in Richtung Blumenladen. Noch hatten sie ihn nicht entdeckt.
    „Da ist er!“ schrie einer der beiden und Harry sprang auf ohne die Frage beantworten zu können, wie sie ihn bei dieser Finsternis hatten sehen können.
    „Nein, das ist nur die Alte“, sagte der eine wieder.
    „Lass sie liegen. Wo zum Teufel ist er? Finde ihn!“ befahl der andere. Harry wollte Inga nicht zurücklassen, aber sein Verstand sagte ihm, dass es für ihre Rettung zu spät war. Er schloss leise eine der beiden Zwischentüren und stürzte in Richtung des Ladens. Jetzt gab es nur noch eines zu tun.  Er musste die Beine in die Hand nehmen und entkommen. Sie durften ihn nicht kriegen. Es ging in dieser Sache nicht nur noch um ihn. Mittlerweile ging es auch um eine Geschichte, die größer war, gefährlicher. Menschen würden sterben, wenn er diesmal versagte. Er vermochte nicht zu sagen, ob er dieser Verantwortung gewachsen war, aber nach allem, was in den letzten Sekunden geschehen war, hatte man sie ihm zwangsweise aufgebürdet. Die Angreifer waren immer noch in der Küche. Harry hörte ihre schweren Schritte auf dem Steinfußboden. Das hieß, sie waren noch ein Stück weiter weg und hatten den Flur nicht erreicht. Er hingegen warf sich bereits durch den torlosen Bogen zum Blumenlädchen. Er hatte nur wenige Meter Vorsprung, aber möglicherweise waren die entscheidend.
    Harry wollte bereits durch die Ausgangstür in Freie rennen, da bemerkte er so gerade eben noch das blaue Flackern hinter dem Schaufenster.
    Herrje! Noch einer!
    Er bremste heftig ab, änderte die Richtung, hetzte nach rechts an mehreren Blumenvasen und Krimskrams vorbei. Sein Kopf stieß an einen von der Decke hängenden Topf, den er zu spät sah. Das Teil riss aus der Aufhängung und stürzte zu Boden. Das Klirren war so laut wie ein Schuss. Im hinteren Gebäudeteil bellte wieder jemand einen Befehl. Harry hörte, wie schwere Schritte die Treppe hocheilten.
    „Hier ist er nicht!“, rief einer der Männer und stürzte wieder herunter.
    „Hast du im Bad nachgesehen? Oder im Abstellraum?“
    „Negativ. Wird sofort erledigt.“
    Harry duckte sich und drückte den Rücken Deckung suchend gegen den Tresen, auf dem die Kasse stand. Kurz fühlte er sich hier sicher und unentdeckt, dann schwang plötzlich, wie von Geisterhand, die Vordertür auf. Sekunden lang geschah danach nichts mehr, nur der Wind wehte herein und füllte den Raum mit kühler Nachtluft.
    Harry behielt

Weitere Kostenlose Bücher