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Möwenfluch (Vloek op Meeuwen) (Möwennest) (German Edition)

Möwenfluch (Vloek op Meeuwen) (Möwennest) (German Edition)

Titel: Möwenfluch (Vloek op Meeuwen) (Möwennest) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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bändigen. Ich kam nicht an die Kiste ran, all die Jahre nicht, sonst hätte ich ‘s ein für alle Mal weggesperrt. Es ist frei, ist frei jetzt und mein Restaurant ist zerstört. Ich … Ich … Ich … Inga…“
    Er gab noch einige weitere Sätze von sich, aber das meiste waren zusammenhanglose Wortgebilde. „Es ist Glaube und Nichtglaube. Das macht den Unterschied. Glaube, Glaube ist der Schlüssel. Er heiligt die Mittel … unter allen Umständen. Wer nach der Wahrheit sucht, wird die Wahrheit finden, in Himmel oder Hölle.“
    Inga redete beruhigend auf ihn ein und versuchte ihr Möglichstes, um ihm die Situation klarzumachen.
    Mitten in ihren Ausführungen sprang er auf und rief: „Als ob ich ‘s nicht wüsste! Ich war da. Es ist wieder hier. Die Kinder ohne Hände. Es wird wieder damit anfangen! Müssen es aufhalten, bevor ‘s zu spät ist.“
    „Beruhig‘ dich, Ari!“, mahnte Inga. Da hatte Harry längst die Hoffnung aufgegeben, dass Ari in seinem Zustand auf irgendjemanden hören würde, doch er tat es. Er atmete mehrmals tief ein und, schwieg für eine Weile und schien bemüht, zuzuhören.
    Inga versuchte ihm noch einmal zu erklären, wie er ihr helfen konnte.
    „Wir müssen wissen, was du weißt, Ari. Ich bitte dich, als gute Freundin, als jemandem dem du absolut vertrauen kannst. Du hast zwanzig Jahre gegen den Fluch angekämpft. Es ist genug. Du hast alles getan. Lass dir diese Bürde von den Schultern nehmen und hilf uns. Wir müssen wissen, welche Lösung du gefunden hast. Erzähl es uns, bitte.“
    Ari schwieg, er schaute sie an, seine Pupillen zuckten. Sie legte ihm die Hand auf die Schulter.
    „Ari, bitte. Wir haben keine Zeit mehr.“
     „Nein, keine Zeit, stimmt. Es ist hier, spüre es überall. Was ihr braucht, hab‘ ich versteckt … Hab ‘s versteckt, Inga, bei ihm.“  Er wirbelte herum und zeigte mit zitternden Fingern auf Harry.
    „Gut Ari, sehr gut, aber du musst uns sagen, was es ist. Wir müssen wissen, wonach wir suchen müssen. Mach es uns nicht so schwer, alter Freund.“
    Sklaaten antwortete ihr nicht, stattdessen veränderte sich sein Gesichtsausdruck mit einem Mal. Er wirkte, wie ein Getriebener, wie ein Flüchtling den seine Verfolger in seinem letztmöglichen Versteck aufgespürt hatten. Ein Kaninchen vor der Schlange.
    „Es ist hier, genau jetzt. Gar nicht mehr fern … Nein, nein …“, wimmerte er. Er wurde unruhig, wirbelte um die eigene Achse, als würde er etwas im Raum suchen, es aber nicht finden. Er raufte sich die Haare, öffnete den Mund, schloss ihn und öffnete ihn erneut.
    „Müssen weg. Muss gehen. War schon zu lange hier … Nein, nein, nein! ... Lass mich! Ich hör‘ nicht mehr auf dich!“, quiekte er und schien endgültig dem Wahnsinn zu verfallen.
    „Sie kommen, kennen keine Gnade. Wir haben keine Opfer auf der Sandbank. Ohne Opfer wird es wütend. Die Hand ist das Pfand. Keiner kann es dann bändigen. Es funktioniert nur, wenn das Schloss befestigt wird. Aber es wird’s nicht zulassen. Ist unter Beton vergraben jetzt. Seit Jahren, keiner kann ‘s auswechseln. Hab gelogen gestohlen, versagt, mein Versprechen gebrochen.“
    Harry hatte genug von diesem Kauderwelsch gehört. Zuerst hatte Sklaaten ihn beinahe erwürgt, jetzt redete er nur wirres Zeug. Harry riss der Geduldsfaden. Er wusste nicht, woher die plötzliche Wut kam, aber sie machte ihn rasend. Nein, Ari machte ihn rasend. Diese Seite an sich selbst kannte Harry überhaupt nicht, eigentlich war er ein gemütlicher Typ, den nichts aus der Fassung brachte, doch jetzt war alles anders. Er sprang nach vorn und packte Sklaaten am Mantelkragen. Der vor Jahren so berühmte Sternekoch war einen Kopf größer, aber das machte in diesem Moment nichts. Harry drückte ihn gegen die Tür.
    „Sag uns, was wir wissen müssen, du Spinner! Hast du nicht genug angerichtet?! Jetzt sag schon! Herrje, verdammt und zugenäht! Du hast die Lösung gefunden, also raus mit der Sprache!“
    Ari winselte unter seinem Griff, obwohl Harry ihm damit wohl kaum wehtat. Er wollte nur die Wahrheit, eine eindeutige Antwort, einen Hinweis, irgendetwas das half, diesem ganzen Treiben ein Ende zu machen.
    Eine Schweißperle rollte Harry über die Wange, das Blut war ihm bis in beide Ohren gestiegen. Im gleichen Moment spürte er Ingas Hand auf der Schulter und sein Zorn, der so explosiv aus ihm herausgebrochen war, verrauchte unerklärlicherweise. Er ließ Sklaaten los und atmete schwer. Das Blut wich aus seinem Kopf.

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