Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Titel: Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
Vom Netzwerk:
Schädel eingeschlagen. Das brachte ihm schlagartig Petrs Aufmerksamkeit, und der zog ihn fortan für Aufgaben heran, die einen wesentlich endgültigeren Charakter hatten, als das, was er bis dahin getan hatte.
    Harry wusste bis heute nicht, ob Petr Stojic Viktor Kulac in dieses Aufgabengebiet befördert hatte, weil er geglaubt hatte, dass Viktor aufgrund des ersten Mordes ohnehin früher oder später belangt werden würde und deshalb das perfekte Mittel zum Zweck mit ablaufendem Haltbarkeitsdatum war oder ob er damals wirklich beeindruckt davon gewesen war, mit welcher Skrupellosigkeit Viktor einen Menschen wegen einer geradezu lächerlichen Geldsumme getötet hatte.
    Gemocht hatte Harry Viktor jedenfalls nie. Er war seit jeher ein unterkühlter Charakter gewesen mit einem größeren Ego als ihm gut tat. Eigentlich war er gerade deswegen heilfroh, nach der Geschichte mit Ari Sklaaten vor zehn Jahren, nach Zeeland „versetzt“ worden zu sein. Jetzt war er hier und ausgerechnet der Kerl, den er unter Stojics Männern am wenigsten ausstehen konnte, würde ihm das Leben nehmen. Die Welt war so ungerecht.
    „Also?“, fragte Viktor, strich sich eine Locke aus dem Gesicht und legte eine Hand ans Pistolenholster. Er konnte seine Euphorie genau wie die Vorfreude auf das unausweichlich Bevorstehende nicht länger unterdrücken und gluckste.
    Petr ließ sich auf den freien Ledersessel nieder und genehmigte sich einen weiteren Obstbrand, ohne den beiden anderen einen anzubieten. Er nahm einen weiteren, ehe er gewillt war, Viktor zu antworten. Die Antwort fiel ganz und gar nicht im Sinne des Killers aus.
    „Erzähl uns die Geschichte mit dem Fremden, der dir letzte Woche einen Schnaps nach dem anderen spendiert hat, Viktor“, forderte Petr Stojic ihn auf. Das überhebliche Lächeln gefror in Kulacs Gesicht.
    „Das … öh … Ich dachte, wir hätten das geklärt, Chef? Das war …“
    „Erzähl es uns“, fuhr Petr ihn an, sodass Viktor sichtlich zusammenzuckte, während seine Hand vom Pistolenholster glitt und beschämt in der Seitentasche seines Jacketts verschwand.
    „Das war nicht letzte, sondern vorletzte Woche; Dienstag“, murmelte er. „Ich hatte einen beschissenen Tag. Da war diese Sache mit dem Chinesen am Wilhelmina-Pier. Ich hatte Stress mit der Alten und mein Junge hat die ganze Scheiße mitbekommen. Ich musste an dem Tag … Abend … raus, um was zu trinken. Also setze ich mich in Rocks Eck , eine ätzende Kneipe in Maashaaven und fange an zu trinken. Der Kerl ist mir am Anfang gar nicht aufgefallen. Muss wohl in irgend ‘ner dunklen Ecke gelungert haben. Davon gibt’s reichlich in dem Schuppen. Jedenfalls, irgendwann sitzt er neben mir. Er labert den Wirt voll, bis der irgendwo unter dem Tresen eine Flasche Sliwowitz ans Licht beförderte. Der Kerl bezahlt für die ganze Flasche und lädt mich ein. Natürlich sage ich nicht Nein und wir kommen ins Gespräch. Es wird spät. Irgendwann muss ich pissen und als ich zurückkomme ist er weg. Also trink ich die und das war wohl zu viel. Ich kann mich an nichts mehr sonst erinnern. Es ist einfach weg. Ich weiß nur, dass wir uns über unser Problem mit Ari unterhalten haben. Er schien gut informiert zu sein. An mehr kann ich mich nicht erinnern. Ich weiß nicht einmal mehr, wie ich nach Hause gekommen bin. Das ist alles. Ich schwöre es. Es war ein dummer Fehler und kommt nie mehr vor.“
    „Wie sah der Kerl aus?“, wollte Petr wissen, ohne auf Viktors Beteuerungen einzugehen.
    „Er … Also … K eine Ahnung.“
    „Du hast den Abend mit ihm zusammengesessen, Viktor! Du wirst dich an irgendetwas erinnern. So blöd kann keiner sein. Wie sah der Kerl aus?!“
    „Er … Groß, denke ich, relativ groß und muskulös. Trug ein schwarzes Shirt …“, Viktor kniff die Augen zusammen und legte eine Hand an die Stirn, als versuchte er, sein Hirn anzuspornen, mehr auszuspucken, als die kümmerliche Beschreibung, die er bislang gegeben hatte.
    „Kurz“, sagte er dann. „Kurze braune Haare und die Augen waren … irgendwas war mit seinen Augen. Die hatten eine seltsame Farbe.“
    „Eine seltsame Farbe?“, fragte Petr abschätzig und verschränkte beide Arme vor der Brust.
    „Ja, ganz sicher.“
    „Sonst noch was?“
    Viktor verharrte in der eben einge nommenen Position und grübelte. Es half offenbar nicht. Wenige Sekunden später gab er auf und schaute Petr entschuldigend an.
    „Nein, nichts mehr. Es ist … als hätte jemand Teile meiner Erinnerung

Weitere Kostenlose Bücher