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Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Titel: Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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getroffen worden. Ihre Schulter brannte, dennoch schien es nicht sehr schlimm zu sein. Zumindest waren das Monicas erste Gedanken, obgleich sie bis zum heutigen Tag nicht gewusst hatte, wie es sich anfühlte, wenn man richtig angeschossen wurde. Ihr Herz jedenfalls schlug heftig, stark und gesund in ihrer Brust und das war mit Sicherheit ein gutes Zeichen. Oben auf der in der Finsternis liegenden Düne fluchte ihr Mörder wie ein Rohrspatz und gab einen weiteren Schuss ab. Diesmal verfehlte das Projektil sie um mehrere Meter. Mit einem dumpf zischenden Geräusch bohrte es sich ins Dünengras. Das konnte nur bedeuten, dass er nicht wusste, wo sie sich genau befand und das war gut. Soweit sie sich erinnerte, hatte er keine Taschenlampe dabei. Wenn er sie also finden wollte, würde er selbst in die Senke steigen müssen. Monica schickte Stoßgebete zum Himmel, dass er das nicht tun würde.
    Nochmals Mündungsfeuer gefolgt von einem Knall , der sie zusammenzucken ließ. Er traf sie abermals nicht.
    Kurz darauf wurde es fast still; unheimlich still. Nur das R ascheln der Pflanzen, die immerzu von Windböen erfasst wurden, und der einsame Schrei einer Möwe blieben. Es schien, als hätte der Mann auf der Düne kehrt gemacht und sich mit der vagen Hoffnung begnügt, dass er sie womöglich tödlich getroffen hatte. Monica wagte weiterhin nicht, sich zu bewegen. Sie horchte und starrte durch die Nacht, obgleich sie nicht viel weiter als bis zu ihren Zehenspitzen sehen konnte.
    Nichts.
    Selbst Minuten später deutete kein Laut mehr darauf hin, dass er noch dort war.
    Monica entspannte sich etwas. Sie atmete jetzt ruhiger als zuvor , während sie regungslos im Sand lag, um auf jedes verdächtige Geräusch zu achten und darauf reagieren zu können.
    Es blieb dabei. Kein Geräusch, keine Bewegung, kein Mörder.
    Und so begann sie sich, mit jeder zusätzlichen Sekunde, in der nichts geschah, sicherer zu fühlen. Endlich fasste sie genug Mut und setzte sie sich auf. Dabei signalisierte ihre linke Schulter deutlich, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Vorsichtig befühlte Monica die Stelle, von der die Schmerzen ausstrahlten. Sie tastete in warme Nässe. Obwohl sie es nicht sehen konnte, war sie sicher, dass das ihr Blut war.
    „Na Prima“, flüsterte sie. „Was für eine Nacht. Dagegen ist jede Spätschicht reinster Kindergarten.“
    Kopfschüttelnd kam sie auf die Beine. Danach suchten ihre Augen die nähere Umgebung ab; erfolglos. Weder fand sie einen befestigten Weg noch einen Trampelpfad. Ihr einziger Orientierungspunkt war die Erhebung, von der aus sie beschossen worden war. Von dort oben kam sie. Und weil sie es nicht besser wusste, beschloss sie dorthin zurückzukehren. Natürlich bestand die Gefahr, dass er dort oben lauern würde, allerdings war mittlerweile mindestens eine halbe Stunde vergangen und es gab keinerlei Hinweis darauf, dass es so war.
    „Er glaubt, ich bin tot“, trichterte sie sich ein und zwang sich dazu, den schwierigen Aufstieg in Angriff zu nehmen. Die eisigen Böen, die ihr für eine Sommernacht viel zu kühl vorkamen und die verletzte Schulter machten ihr dieses Unterfangen nicht unbedingt leichter.
    Monica hatte schon einige Meter hinter sich gebracht, als sie plötzlich innehielt und sich umschaute.
    Da, ein Geräusch.
    Genau dort drüben, keine zwei Meter entfernt. Es kam aus einem der kleinen Büsche, die am Dünensaum wuchsen. Es war ein Knacken gewesen, da war sie ganz sicher. Ein Knacken, als wäre jemand auf einen morschen Ast getreten.
    Da! Da ist es schon wieder.
    Diesmal näher als zuvor. Sofort war die Angst zurück. Sie umklammerte Monica und raubte ihr den Atem. Sie konnte sich plötzlich nicht mehr bewegen. Die Anspannung stieg bis in ihre Haarspitzen.
    War er doch hinuntergekommen, um sie zu finden und seine Arbeit zu beenden? War er dort, direkt hinter ihr? Hatte er sie bemerkt? Würde er sie töten?
    Vor einer Minute war sie sicher gewesen, dass er fort war. Jetzt war plötzlich alles anders. Innerlich schalt sie sich für ihre Torheit.
    Nur ein Depp konnte hoffen, dass die Sache glimpflich ausgeht , wurde ihr klar.
    Natürlich war er nicht gegangen. Seine Aufgabe war es gewesen, sie zu beseitigen. So etwas nahm man nicht auf die leichte Schulter. Es war nur logisch, dass er herabgestiegen war, um sie zu töten. Panik machte sich in ihrem Inneren breit. Sie war nicht länger in der Lage, klare Gedanken zu fassen. Sie stand einfach dort. Monica war starr vor Angst wie ein Reh im

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