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Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Titel: Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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besonders heftigen Schlag abbekommen, denn - auch wenn Ari es nicht zur Kenntnis nahm oder nehmen wollte - es eierte und bei Tempo 100 auf der Autobahn wurde Harry unerbittlich durchgerüttelt.
    Die Straße hinter ihnen blieb dunkel und leer. Nichts deutete darauf hin, dass sie verfolgt wurden. Das beruhigte Harry etwas. Er zwang sich, den Blick in den Außenspiegel aufzugeben und schaute zu Ari hinüber. Das Gesicht des verrückten Kochs wirkte selbst im Halbdunkel der Fahrerkabine arg geschunden. Harry beobachtete ihn. Die Hände krallten sich um d as Lenkrad. Sein Blick war starr auf die Fahrbahn gerichtet. Ari schien hoch konzentriert, doch da war noch eine Sache, die Harry auffiel. Sklaatens Mundwinkel zuckten beständig. Die Lippen bewegten sich, obwohl kein Laut über sie kam. Es war ein unheimlicher Anblick, obgleich Harry selbst vermutlich keinen wesentlich frischeren Eindruck machte.
    In stinktiv tastete er nach seinem Hals. Die Schmerzen dort waren akut und strahlten beständig in seinen Körper aus. Es fühlte sich an, als wäre ihm von Stojics Männern ein langer, dünner Nagel seitlich abfallend in den Hals geschlagen worden. Die Wunde blutete nicht und schien Harry nicht weiter einzuschränken. Sie war einfach nur qualvoll und sollte ihn wohl daran erinnern, auf welcher Seite er zu stehen hatte.
    Harry ließ die Hand sinken und versuchte sich nicht weiter darauf zu konzentrieren. Eine Sekunde hing sein Blick noch auf Ari, dann wandte er sich ab und schaute gen Fußboden.
    Je länger er schweigend dasaß, desto deutlicher vermittelte ihm sein Körper, dass er Ruhe und Zeit brauchte, um sich zu regenerieren. Er war müde. Die Versuchung, auf der Stelle einzuschlafen, wuchs. Ausschließlich der eigene Kopf ließ das nicht zu. Sein Innerstes war aufgewühlter denn je. Abermals war er auf der Flucht. Abermals lief er vor den eigenen Leuten davon. Stojics Männer würden sie verfolgen; schon bald. Und dann gäbe es keine Gnade mehr. Stojics letzte Worte kamen ihm in den Sinn. Er vermochte kaum zu hoffen, dass sein Chef sich diese Sache so vorgestellt hatte.
    Nein, ganz gewiss nicht. So jedenfalls nicht. Herrje, was mache ich hier eigentlich?
    „Zu viel grübeln macht nur Kopfschmerzen, Harry Romdahl“, zischte Ari von links und übertönte damit mühelos die monotone Geräuschkulisse aus eierndem Reifen, einströmendem Fahrtwind und Motorenklackern. Harry schreckte auf. Der Koch hatte den Blick von der Straße genommen und schaute ihn aus dunklen Augen an.
    „Denkst zu viel nach über Stojic und Kulac und den miesen Klaus mit dem Steinschlag am Hinterkopf. Schweine! Allesamt Schweine!“, keifte er etwas lauter als zuvor. „Die sind böse Menschen, Harry. Die haben das alles verdient.“
    „ Aber … „
    „Still! Du weißt, dass es so ist, Harry Romdahl. Du weißt es.“
    Mahnend erhob er den Zeigefinger.
    Harry erwiderte nichts. Natürlich hatte Sklaaten recht. Stojic war nie ein guter Mensch gewesen, das war Harry allerdings auch nicht. Zeitlebens hatte er sich, wenn man von den letzten zehn Jahren absah, mit kleinkriminellen Handlangerdiensten durchs Leben geschlagen. Wenn er irgendwann mal eine weiße Weste besessen hatte, musste er sie bereits vor Vollendung seines achtzehnten Lebensjahres verloren haben.
    Und Ari? Der hatte sicher nicht nur einen Menschen auf dem Gewissen. Der Transporter gab ein ohrenbetäubendes Knallen von sich und ließ Harry zusammenfahren.
    „Was war das?“
    „Der Motor.“
    „Und?“
    Ari warf einen Blick auf die Anzeige hinterm Lenkrad, schließlich zuckte er mit den Schultern.
    „Vielleicht nur ein Warnschuss. Müssen gleich abfahren. Hätten die Abfahrt fast verpasst, wenn wir weiter gequatscht hätten.“
    S klaaten drosselte das Tempo und ordnete sich nach rechts ein. Von der Autobahn kamen sie auf die Nationalstraat , die sie geradewegs nach Schouwen-Duiveland bringen würde.
    Die nächsten Kilometer verbrachten sie stumm nebeneinandersitzend, bis Harry plötzlich fragte:
    „Wie geht’s jetzt eigentlich weiter?“
    Ari lachte.
    „Wusste, dass die Frage kommt, Harry. Dabei ist die Antwort längst klar.“
    Er hielt inne, dann spuckte er in den Fußraum. „Sperren sie ein. Sie muss in die Kiste. Zusammen mit Inga Heemstedde.“ Erneut spuckte er aus.
    „Inga ist tot“, sagte Harry schwach.
    „Inga, tot?! Ha!“
    „Ich habe es gesehen, Ari. Sie haben sie erschossen.“
    Ari Sklaaten schüttelte heftig den Kopf.
    „Inga wird helfen“, beharrte er. „Wir

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