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Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Titel: Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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stehst du, Harry Romdahl?“, fragte Ari plötzlich und kam näher.
    „Was soll das heißen: A uf welcher Seite stehst du?“
    „Ist doch eine einfache Frage. Also?“
    Harry deutete mit den Fingern auf den toten Vogel.
    „Ich weiß nicht , wo ich stehe. Herrje. Ich weiß nur, dass ich keine Lust mehr auf diese kranke Scheiße habe. Ich bin dafür zu alt und zu fett und zu …“
    Seine Stimme bebte mehr als ihm lieb war.
    „Und ich bin also nicht alt, was?“
    „Du bist. Das ist was anderes. Du bist verrückt. Himmel! Du hast zehn Jahre in einem verlassenen Gebäude gehaust , wie eine Ratte.“
    „Hat das was mit meinem Alter zu tun?“
    Nachdenklich kratzte sich Ari an der Stirn und kam ein wenig näher.
    „Herrje! Nein, aber … I ch meine ... Was soll das hier werden? Du rennst plötzlich aus dem Haus. Ich renne hinter dir her. Du verschwindest und jetzt stehst du plötzlich vor mir. Mein Körper sagt mir, dass er es nicht mehr lange durchhält, wenn ich so weitermache. Also, wie geht es jetzt weiter? Bringst du mich um? Soll ich um mein Leben betteln? Was willst du, Ari?“
    „Du warst schon immer witzig, Harry Romd ahl. Ich fand dich sympathisch. Damals schon in Rotterdam warst du der angenehmste von Stojics Wachgorillas und ...“
    „Und?“
    „Ich muss wissen, ob ich dir trauen kann.“
    „Und weswegen konnten wir das nicht unten im Haus klären?“, fragte Harry kopfschüttelnd.
    „Weil Inga dort ist.“
    „Und du vertraust Inga nicht.“
    „Doch, aber es ist wegen iiiihr. Sie hört immer mit.“
    „Also schön. Wa s muss ich tun, damit du sichergehen kannst, dass du mir trauen kannst?“
    „Oh, du bist hier hochgekommen, hast eine von meinen Möwen getötet; meinen geliebten Möwen. Ich glaube, das ist schon einiges. Den Rest sehe ich in deinen Augen.“
    Harry senkte instinktiv den Blick, sodass er auf Aris Füße schaute.
    „Fein. Ich versteh e nichts. Das darf man wohl bei dir kaum erwarten oder?“
    „Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Ari Sklaaten ist für jede Überraschung gut.“
    Harry schnaubte.
    Will mich dieser Kerl für dumm verkaufen?
    „Also kommst du mit runter und wir reden über diese ganze Sache mit dem Möwenfluch noch mal?“
    Ari antwortete schnell und bestimmt.
    „Nein. Hast du nicht zugehört, Harry Romdahl? Man kann nicht darüber reden bei Inga. Teile von Van Buuren stecken in ihr. Sie glaubt, sie kontrollieren zu können. Sie kann’s nicht. Sie und der Fluch sind eins. Wir müssen selbst dafür sorgen, dass das aufhört. Inga wird früh genug helfen. Jetzt würde sie uns nur behindern. Wenn’s so weit ist, wird Van Buuren alles tun, um uns aufzuhalten.“
    Harry bemerkte, dass Ari mit zwei weiteren Schritten auf ihn zukam und nun unmittelbar vor ihm stand. Er hob den Blick und schaute Ari in die Augen.
    „Die Meinung hast du vermutlich ziemlich exklusiv. Ich denke, Inga wäre uns eine große Hilfe …“
    „Unsinn“, brüllte Ari. „Hast du denn nicht aufgepasst?“
    „Na ja, ich weiß, wer mich letzte Nacht in Ingas Haus erwürgen wollte. Das genügt mir eigentlich schon.“
    Ari vollführte eine wegwerfende Handbewegung.
    „Geschenkt“, sagte er. „Eine Verwechslung, mehr nicht.“
    „Wenn wir nicht zurückgehen, wie geht es dann jetzt weiter?“, fragte Harry und war sicher, dass Ari weder einen Plan noch eine wirkliche Ahnung hatte.
    Ari schmunzelte, was bei seinem lädierten Gesicht zu ei nem grotesken Gesichtszug verkümmerte.
    „Wirst schon sehen. Kann nicht drüber reden. Hab‘ ich doch gesagt. Folge mir. Wir halten sie auf. Halten beide auf und beenden es.“
    Als er das gesagt hatte, drehte sich Ari um und entfernte sich.
    Die Antwort war sowohl unbefriedigend, aber endgültig gewesen.
    Sklaaten war entwischt und zurückgekehrt. Er hatte mit Harry geredet und jetzt würde er gehen. Erneut, das schien ganz klar, würde er jedenfalls nicht umdrehen.
    Von der Bank aus führte , von dem Weg, den sie gekommen waren abgesehen, nur ein weiterer Pfad durch die Dünen. Er schlängelte sich hinunter zum Strand und lief dort auf den nahen Deich zu. Eben diesen Weg schlug Ari ein und Harry, der kurz gezögert hatte, sich dann jedoch mit einem: „Was soll‘s“, auf den Lippen für denselben Weg entschieden hatte, folgte ihm.
     
    ***
     
    Eine Weile gingen sie schweigend hintereinander her, kämpften sich den steilen Trampelpfad hinunter durchs halbdunkle Nebelmeer.
    Soweit sich Harry erinnerte , hatte es ein solches Wetterphänomen in den zehn

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