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Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Titel: Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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Antiochias, Yaghi-Siyan, beauftragt, das widerstandsfähigste Schloss zu schmieden, das die Welt je gesehen hatte. Das erste christliche Kreuzfahrerheer hatte Monate zuvor in einer entscheidenden Schlacht die Stadt Nicäa erobert und unter der muslimischen Bevölkerung ein Blutbad angerichtet. Späher hatten Bericht darüber erstattet, dass sich das Heer in Bewegung gesetzt hatte und auf direktem Anmarsch auf Antiochia war. Um die Tore der Stadt besser verteidigen zu können, brauchte es starke Schlösser, die die einzelnen Torflügel zusammenhielten und stabilisierten. Der Schmied, ein weiser alter Mann, hatte jahrzehntelange Berufserfahrung und empfand diese Aufgabe als große Ehre. Doch so viele Versuche er startete, das gewünschte Ergebnis brachte er nicht zustande. Egal welche bekannte Schmiedekunst er anwandte, den Belastungstests der Stadtoberen hielt keines der fertigen Produkte stand. Nächtelang grübelte der Mann über dem Problem, das im Wesentlichen daraus bestand, dass die von ihm gefertigten Schlösser an verschiedenen Stellen Schwachpunkte aufwiesen. Die Zeit wurde bald knapp und in einiger Verzweiflung rief der Schmied Allah um Hilfe an. Der Überlieferung nach wurde er erhört. In einer Traumvision erlangte er das Wissen, das ihm der weltliche Erfahrungshorizont bis dahin verwehrt hatte. Er begab sich sogleich an die Arbeit und nach einwöchiger, penibler Arbeit präsentierte er das Ergebnis. Yaghi-Siyan ließ das Schloss, das (ungewöhnlich schwarz und schwer) einen robusten Ersteindruck hinterließ, auf Herz und Nieren überprüfen und war endlich zufrieden. Er beauftragte den Schmied weitere Schlösser zu produzieren, denn es gab viele Tore in der Stadt, die es vor dem Eintreffen der Kreuzfahrer zu sichern galt. Dem Schmied gelang kein weiteres, auch nur annähernd an das erste Produkt heranreichendes Schloss. Und so kam es, dass das feindliche Heer heranzog und die Stadt alsbald einkreiste. In seiner Not befahl der Stadthalter das einzige unzerstörbare Schloss an der größten Schwachstelle des Verteidigungsrings anzubringen, dem Sankt-Georgs-Tor. Das Kreuzfahrerheer hatte das kleine Ausfallstor an der Ostseite schnell als Schwachstelle ausgemacht, weil die gut gesicherten Geschütztürme hier durch die ungünstig verlaufende Stadtmauer um ihre Stärke beraubt wurden und nah am Tor kein Ziel mehr fanden. So bot die Stadtmauer den Angreifern unfreiwilligen Feuerschutz. Das Heer startete sogleich einen Frontalangriff auf das Tor, in der Hoffnung, einen schnellen Sieg erringen zu können. Doch egal, was sie versuchten, die hölzernen Tore erwiesen sich als unzerstörbares Hindernis. Weder Rammbock noch brennendes Pech vermochten den kleinsten Schaden zu verursachen. Es war, als sei die Kraft des Schlosses in die Holzplanken geflossen und stellte sich persönlich den Heranstürmenden in den Weg. Tagelang versuchten die Kreuzfahrer ihr Glück, während die Garnison sich immer besser auf die Taktik des Gegners einstellte und fügte ihm immer größere Verluste zu. Bald stapelten sich die Leichen vor der ausgemachten Schwachstelle und ließen die übrigen Kreuzfahrer erschaudern. Gerüchte machten die Runde, dass böses Hexenwerk und Dämonen das Tor bewachten und das die Einwohner Antiochias dafür ihre Seele an den Teufel verkauft haben mussten. So vergingen die Wochen und die christlichen Feldherren fanden keine Lösung. Zudem breiteten sich Hunger und Krankheiten im Kreuzfahrerlager aus. Unterdessen hatte Antiochias Stadthalter nach Verstärkung geschickt und die rückte bald an. Den Kreuzrittern war klar, dass sie bald zwischen Stadtmauer und Befreiungsheer würden eingekesselt sein. Um den Rückzug anzutreten, war es zu spät und die letzte Möglichkeit bestand darin, die Stadt vor dem Eintreffen der feindlichen Armee einzunehmen. Spione in der Stadt hatten unterdessen in Erfahrung gebracht, weshalb das Sankt-Georgs-Tor nicht einzunehmen war. Was für die Befehlshaber zuerst nach albernen Märchen klang wurde, je näher die feindliche Armee rückte, bald zur letzten Hoffnung. In einer Nacht und Nebelaktion gelang es den Spionen, den Schmied des Schlosses ausfindig zu machen. Er weigerte sich ihnen zu erzählen, wo sich der einzige Schlüssel befand. Allah selbst, so die Berichte, verschloss seine Lippen. Gleichwohl wie lange sie ihn folterten, er gab das Geheimnis nicht preis. Einer seiner Knechte jedoch war weniger schweigsam. Unter Schmerzen verriet er das Versteck und die Spione wurden

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