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Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Titel: Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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Klumpen dann nicht mehr wirklich nach einem Klumpen aus. Dafür war er viel zu glatt und außerdem schien er zur Mitte hin zusammenzulaufen, sich an einem Punkt zu bündeln und direkt darüber in alle Richtungen auseinanderzufließen.
    Nein, Erde ist das nicht.
    Es erweckte eher den Eindruck, als bestünde es aus grobem Stoff. Ein Kartoffelsack oder etwas in der Richtung. Harry strengte sich an, seinen Blick noch einmal zu schärfen. Leider half das nicht. Mehr Details entlockte er dem Gegenstand aus der Entfernung nicht mehr. Um mehr darüber herauszufinden, blieb ihm nichts anderes übrig. Er würde den Klumpen aus dem Tunnel ziehen müssen.
    Die Idee widerstrebte ihm schon Sekunden , nachdem sie ihm gekommen war. Denn, so sehr er seine innere Stimme für ihre Gemeinheiten hasste, in einem Punkt hatte sie recht: Er war dick, zu dick für röhrenähnliche enge Durchlässe und was noch darunter fiel.
    Vermutlich ist es auch gar nichts. Lass es einfach da liegen. Du bringst dich nur in Gefahr. Außerdem ist das ganze Haus eine tickende Zeitbombe. Sei vernünftig. Verschwinde von hier. Was soll dieses seltsame Teil denn sein? Es wird ein verrottetes Stoffknäuel sein; mit etwas Pech weit weniger …
    Am Ende siegte die Neugier trotz aller Bedenken und Einwände und stach selbst den genauso großen Wunsch aus, schleunigst von hier zu verschwinden.
    Allerdings schwor sich Harry, das direkt danach zu tun, und zwar mit dem mysteriösen Ding aus dem Durchschlupf unter dem Arm.
    Den letzten Widerstand beseitigend legte er sich bäuchlings hin, sodass sein Kopf, ein Arm und Teile des Oberkörpers langsam in Sklaatens Tunnel verschwanden.
    „Ich bin von allen guten Geistern verlassen, aber ich muss es einfach wissen“, murmelte er. E r schob sich vorsichtig voran, bis es nicht mehr weiter ging.
    Seine innere Stimme hatte nicht gelogen. Ein drahtiger Kerl , wie Ari, konnte sich vielleicht hier durchwinden, nicht so Harry. Fürwahr, er war zu fett. Und wenn er versuchte, weiter voranzukommen, würde er - Verdammt noch mal! – stecken bleiben, aber das hatte er ja nicht vor. Er wollte einzig und allein an den blöden Erdklumpen herankommen, der kein Erdklumpen war und der, seit er ihn entdeckt hatte, diese besonders unwiderstehliche Anziehungskraft auf Harry auswirkte, als verbarg sich hinter ihm der Heilige Gral persönlich.
    Ein bisschen weiter , nur ein bisschen …
    Harry machte den Arm lang und streckte die Finger danach aus. Bei dem spärlichen Licht, das von draußen hereinfiel, war es kaum möglich, irgendetwas zu erkennen. Bloß, dass ihm Zentimeter fehlten, um den mysteriösen Klumpen zu fassen zu bekommen. Harry versuchte, sich danach zu recken. Prompt gaben Teile der Tunneldecke nach. Sand und Erde rieselten ihm auf den Kopf und in den Nacken. Harry schluckte Dreck, spie in aus und fluchte. Nebenbei musste er ein hinterhältig heraufkriechendes Grausen unter Kontrolle halten. Er hatte von Leuten gehört, die lebendig begraben worden waren. Die Geschichten darüber waren haarsträubend und endeten alle gleichermaßen katastrophal.
    In Zierikzee war vor einigen Jahren ein Rentner versehentlich von einer Lkw-Ladung Kies verschüttet worden, die sich der gute Mann anliefern ließ, um damit seinen Garten zu verschönen. Stundenlang hatte der arme Teufel unter Tonnen von kleinen Steinchen gelegen und die schlimmsten Qualen seines zu Ende gehenden Lebens durchlitten...
    Jede Rettung kam zu spät , so hatte es in der Zeitung gestanden.
    Nicht die Nerven verlieren … Nicht die Nerven verlieren …
    Harry schüttelte den Gedanken ab.
    „ Bleib bei der Sache“, befahl er sich. Abermals langte er nach vorne in die Dunkelheit. Seine Finger streiften rauen Stoff.
    Keine Erde! Genau, wie ich vermutet habe, keine Erde , dachte er. Angestachelt von dieser Erkenntnis rutschte er mit letztem Risiko einen letzten Zentimeter voran, dann bekam er den Beutel endlich zu fassen. Seine Finger krallten sich um das grobe Gewebe. Er schwor sich, es nicht mehr loszulassen. Hektisch rutschte Harry zurück. Erde fiel von oben herab. Davon ließ er sich nicht mehr aufhalten. Ungelenk und dennoch erfolgreich zwängte er sich rückwärts aus dem zu engen Tunnel.
    Als er sich vollends in die Vertiefung im Abstellraum gerettet hatte , ließ er den Rücken erleichtert gegen die Wand sinken und schnaufte ein paar Mal durch.
    „Du bist zu alt für so was, Harry. Zu alt u nd zu dick. Mach das nicht noch einmal“, flüsterte er, wischte sich Schweiß

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