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Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Titel: Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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Schaufel einen Kreis.
    „Na, das hier.“
    Harry kratzte sich an der blanken Stirn und schüttelte anschließend müde den Kopf.
    „Ich will eigentlich nur, dass es aufhört , und dass es endlich vorbei ist.“
    „Oh , das wird es. Ja, bald ist es vorbei.“
    Mit diesen Worten verschwand Ari abermals in dem Loch und grub.
    Der Erdhaufen, den er auf das Laminat türmte, wuchs schnell in eine beträchtliche Höhe.
    Harry blieb bei der Tür stehen und übte sich erneut im Kopfschütteln.
    Verrückt, völlig verrückt, dachte er, ehe er sich abwandte und in den Flur hinausging.
    Während er dem Knarren des Schildes über der Tür lauschte, sog er die muffige Luft des Häuschens durch die Nase ein und stieß sie durch den Mund aus. Zuerst bemerkte er den leicht süßlichen und scharfen Geruch nicht. Er war ihm nicht aufgefallen, als sie hereingekommen waren und auch jetzt war es eher eine Wahrnehmung, die unterschwellig in sein Bewusstsein sickerte. Anfangs dachte er nur daran, dass er beizeiten dringend würde durchlüften müssen (wobei das - bei dem derzeitigen Zustand seines Zuhauses - jenes Problem war, welches sich am ehesten beheben ließ). Dann dachte er plötzlich an Lampenöl und an die Fackeln, die er in lauen Sommernächten gerne hinterm Haus aufgestellt hatte, um seinen Campingstuhl daneben aufzuklappen und beim Schein der Flammen in aller Einsamkeit flaschenweise Bier zu trinken. Wenn er ein bisschen Geld übrig gehabt hatte, hatte ihm manchmal (sofern es ihre Termine zugelassen hatten) die Kleine aus dem Nachbarort Gesellschaft geleistet.
    Die Kleine … wie hieß sie gleich ?
    Er kam partout nicht mehr auf ihren Namen. So sehr er überlegte , er kam nicht darauf. Schon im nächsten Moment drängte sich ihm eine ganz andere Frage auf.
    Wieso denkst du überhaupt an Sommernächte, Fackeln und Lampenöl? Jetzt? Ausgerechnet jetzt?
    Der Zeitpunkt hätte unangemessener kaum sein können. Vielleicht sehnte sich sein Innerstes einfach nach Ruhe und eben jener Einsamkeit , versuchte er sich einzureden. Der Versuch beruhigte ihn nicht. Ein paar Schritte machend schob er sich in den Flur hinein und bewegte sich weiter in Richtung Haustür. Dort hielt er inne.
    Feu er? Fackeln? Lampenöl? … Lampenöl!
    Der Groschen fiel langsam. S o langsam, dass Harry ihn zweimal hätte auffangen können, bevor er auf dem Boden aufgeschlagen wäre, hätte es sich nicht nur sinnbildlich gesprochen um einen gehandelt.
    Seine Augen weiteten sich in böser Vorahnung. Plötzlich war er sehr aufgeregt. Der Blick hetzte über die schwach beleuchteten Wände, den Boden und das ganze Chaos darauf.
    Irgendetwas stimmte hier nicht. Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht.
    Die Ursache glaubte er schnell gefunden zu haben. An verschiedenen Stellen, wenige Zentimeter oberhalb der Fußleisten, wellte sich die Tapete. Das hatte er vorhin gänzlich übersehen. Es war wohl schlichtweg in all dem Durcheinander untergegangen.
    An einem besonders auffälligen großen Stück feuchter Tapete ging Harry in die Hocke. Er näherte sich und roch daran.
    Lampenöl. Da gibt es keinen Zweifel.
    Zwar sagte ihm sein Tastsinn beim Darüberfahren mit den Fingern, dass es bereits zu großen Teilen in die Wand eingezogen war, allerdings gehörte es dort definitiv nicht hin.
    Eigentlich mochte Harry Lampenöl. S ein leicht süßliches Aroma erinnerte ihn an Esoterikläden und er war begeistert vom Leuchten der Flamme, wenn es an einem getränkten Wattedocht verbrannte … eigentlich. In diesen Sekunden allerdings fiel es ihm schwer, irgendeine Begeisterung dafür zu entwickeln.
    Das Zeug hatte dort - wo es sich derzeit befand - nichts zu suchen. Mehr noch: Es erweckte ein paar ganz üble Vermutungen, die Harry letztlich aufspringen ließen.
    Er stürmte in den Abstellraum und knallte die Tür hinter sich zu. Dann hastete er zur Öffnung im Boden, in der er Ari Sklaaten vermutete.
    Was genau ihn aus dem Tritt brachte , vermochte er später nicht mehr zu sagen. Er vermutete, dass sich sein Bein in dem am Boden liegenden Schlauch verfangen hatte. Genauso gut war es möglich, dass es der erste Schreck darüber gewesen war, dass Ari verschwunden war.
    Harry fiel unkontrolliert in den Erdhaufen. Sofort raffte er sich auf, spie dabei Erdklumpen aus und hustete.
    „Ari?“, zischte er in heller Aufregung, sobald sein Mund wieder frei war.
    „Herrje, wo steckst du? Wir müssen hier weg.“
    Keine Antwort.
    Harry starrte hinunter in den Hohlraum. Sklaaten hatte schnell

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