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Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Titel: Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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allerdings nicht mehr. Sein Kopf sackte kraftlos zurück, ohne dass er etwas dagegen unternehmen konnte. Über ihm hing nachtschwarzer Rauch, der die Deckenlampe verhüllte. Oder war das alles tatsächlich nur Einbildung? War er überhaupt noch bei Bewusstsein? War das hier das Ende? Sein persönliches Licht am Ende des Tunnels. War er bereits in der Hölle angekommen? In Empfang genommen von Sem, dem Kerl, der ihm diese ganze Suppe erst eingebrockt hatte? Wieso fragte er sich das überhaupt? Es bedurfte keiner Frage. Die Anwesenheit der Kreatur ließ gar keinen anderen Schluss zu. Oder doch?
    „Ich kann dich hier rausbringen“, gurgelte Sem oder das, was von ihm übrig geblieben war , und beugte sich hinunter, um ihm den Armstumpf zur Hilfe anzubieten.
    Harry hatte das Gefühl , Sems Stimme sei (noch während er sprach) leiser geworden. Das letzte Wort verstand er nicht mehr.
    Und wenn schon , dachte er. Das ist nicht real. Nicht real.
    Doch der nicht reale Sem nahm den Armstumpf fort und drückte ihm mit dem gesunden Arm einen allzu realen Gegenstand in die Hand. Harry konnte nicht erkennen, was es war.
    Mittlerweile war selbst die Kuhle voller Rauch und Nebel. Das Ding fühlte sich an wie eine Pistole. Und als er einen Abzug ertastete, war er sich schnell sicher, dass es eine sein musste.
    Herrje. Was soll ich jetzt mit einer Waffe? … Soll ich mich damit erschießen? Das ist dieselbe Scheißsituation wie im Möwennest, als mich Ari aufforderte, die Pistole von den morschen Planken aufzuheben? Was ist das hier für ein Spiel?
    Er kam nicht mehr auf die Lösung.
    Sekunden später verlor er die Kontrolle über seinen Körper und sackte vollends zusammen.
    Sem war in dichten Rauchwolken verschwunden. Harry wurde schwarz vor Augen … Irgendwo in der Nähe krachte eine Explosion. Ein Lichtblitz zuckte. Harry hörte, Sem etwas sagen. Bloß verstand er ihn nicht mehr. Und dann …
    Hitze. A lles verbrennende Hitze.
     
    ***

Kapitel 11
     
     
    Die Detonation war so gewaltig, dass sie ein klaffendes Loch in die Front des kleinen Hauses riss. Das Schild über der Tür wurde von der Druckwelle erfasst und weggeschleudert. Es flog nur knapp über Andrej und Viktor hinweg. Kurz darauf landete es mit einem lauten Knall auf der Motorhaube des grauen Audis. Das Auto stand gut fünfzig Meter entfernt und außerdem im Schutz eines kleinen Sandhügels. Das Schild hinterließ beim Aufschlag deutlich seine Spuren, bevor es über den Lack kratzend zu Boden fiel. Trotz der zweifellos unschönen Beschädigung des Wagens interessierten sich die beiden Killer allerdings nur für das, was sich in diesen Sekunden vor ihren Augen abspielte.
    Harry Romdahls Haus ging vollends in Flammen auf. Das Feuer leckte aus der weiten Öffnung und hatte bald das Reetdach erfasst. Es knackte und knisterte entsetzlich. Funken stoben. Eine schwarze Rauchsäule stieg zum Himmel. Die Hitze war - selbst meterweit entfernt - noch deutlich zu spüren.
    Andrej grinste breit.
    „Da hat wohl jemand seinen Gasherd nicht richtig abgestellt“, bemerkte er, während ächzend und krachend das Dachgebälk nachgab und das Gebäude wie ein Kartenhaus in sich zusammensackte.
    „So wird’s sein“, nusc helte Viktor. Er hielt sich weiter die gebrochene Nase, obwohl der Blutfluss längst verebbt war. Andrej schaute zu ihm hinüber.
    „Da hat dir der dicke Glatzkopf ja mal ordentlich zugesetzt“, flachste er. Viktor verzog das Gesicht.
    „Nur einen Moment nicht aufgepasst … Egal … Die Sache ist erledigt.“
    Mit diesen Worten hob er den Beutel, den er Harry abgenommen hatte, etwas an und schwenkte ihn triumphierend hin und her.
    „Gut und schön“, warf Andrej ein, „ und was ist mit Ari?“
    Viktor winkte ab . Er deutete auf das Inferno, in dem die letzten sichtbaren Reste von Harry Romdahls Zuhause verschwanden.
    „Wir haben alles, was wir brauchen. Harry hat den Preis für sein Versagen bezahlt. Ich habe meinen Status bei Petr zurück. Es ist alles im grünen Bereich.“
    „Ja … aber was ist mit Ari Sklaaten?“, wiederholte Andrej seine Frage.
    „Ach, der Wahnsinnige. Vermutlich hat er sich selbst umgebracht. Oder Harry hat ihn vorher erledigt. Wie auch immer. Das spielt keine Rolle. Wir sind hier fertig. Die Hauptsache ist, Petr glaubt, dass er tot ist. Seine Trophäensammlung wird als eindeutiger Beweis gute Dienste tun.“
    Nach einem letzten Blick wandte sich Viktor ab und schlenderte zum Wagen. Andrej verharrte noch einen ausgiebigen Atemzug

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