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Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Titel: Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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lang und grübelte ins Feuer starrend. Als Viktor nach ihm rief und drohte, ohne ihn nach Rotterdam zu fahren, überließ er die in Flammen stehenden Dinge sich selbst und ging.
    Auftrag erledigt , dachte er, als er durch die Nebelschwaden zum Auto lief und dabei das dumme Gefühl unterdrückte, von irgendwoher beobachtet zu werden.
     
    ***
     

Kapitel 12
     
     
    Monica stand bei der Spüle in Inga Heemsteddes Küche und schaute immerfort durch das zerstörte Fenster hinaus. Obgleich sie durch den dichter werdenden Nebel kaum zwanzig Meter weit gucken konnte, ließ sie selbst nicht davon ab, als Inga sie mehrmals bat, sich wenigstens einen Augenblick hinzusetzen. Sie schlang die Arme vor der Brust ineinander und blieb, wo sie war.
    Vorhin war alles so schnell gegangen, dass sie gar nicht begriffen hatte, was geschah, bevor alles schon wieder vorbei gewesen war.
    Zuerst war Inga vorne im Laden verschwunden und hatte mit einem Mann geredet, der – so viel Monica herausgehört hatte – bei der Polizei arbeitete. Es war ein längeres Gespräch geworden mit Hinweisen zu möglicherweise gefährlichen Personen, die sich in der Gegend herumtrieben, gleichwohl mit einigem Small Talk. Die Zeit von Ingas Abwesenheit hatte der Verrückte (Monica glaubte mittlerweile zu wissen, dass sein Name Ari Sklaaten war) genutzt. Ohne Vorwarnung hatte er sich in einer Bewegung herumgedreht, die Hintertür aufgerissen und war getürmt. Monica hatte es noch gar nicht richtig realisiert, da war Harry bereits von seinem Stuhl hochgefahren. Im Gegensatz zu Monica hatte er - einem Wachhund gleich - reagiert. Sofort war er hinter dem Flüchtenden hergesprungen. Den Kopf hatte er dabei etwas nach vorn geneigt und er war in seinen Bewegungen deutlich schneller gewesen, als sie es ihm zugetraut hätte. Es war ein beinahe grotesker Anblick gewesen und hatte ausgesehen, als sei er von irgendeiner Macht an einer (um seinen Hals liegenden) unsichtbaren Leine hinter Sklaaten hergezogen worden.
    Jedenfalls war Harry im Nu selbst nach draußen gerannt und im selben Moment aus Monicas Blick verschwunden. Als sie endlich geschaltet hatte und mit einem viel zu leisen „Hey!“ auf den Lippen bis in Ingas Gemüsegarten gestolpert war, fand sie weder von dem einen noch von dem anderen irgendeine Spur. Ari und Harry waren fort, als hätte sie der Erdboden verschluckt. Kurz hatte sie mit dem Gedanken gespielt, auf Gut Glück in die Dünen hinauszurennen. Sie hatte zumindest die vage Hoffnung gehegt, die beiden auf diese Weise zu erwischen. Dann allerdings hatte sie – gar nicht weit entfernt - den klagenden Schrei einer Möwe vernommen und der hatte ihr, nach allen Vorkommnissen der letzten Nacht, das Blut in den Adern gefrieren lassen. Zitternd und rückwärtsgehend hatte sie sich ins Haus geflüchtet und die Tür verschlossen, ohne dass sie sich (selbst wenn sie es gewollt hätte) irgendwie dagegen hatte zur Wehr setzen können.
    Jetzt stand sie also dort und hielt Ausschau nach Harry, nach dem Verrückten und nicht zuletzt nach der grässlichen Möwe, die sie so erschreckt hatte. Zwischendurch wanderten ihre Augen hinüber zu Inga, die sich auf ihr em Stuhl niedergelassen hatte.
    Kurz , nachdem die Blumenhändlerin ihr Gespräch mit Commissaris Beelham beendet hatte, war sie zurück in die Küche gekommen. Dort hatte sie sich (auf die nicht sonderlich erstaunte Frage, was geschehen sei) mit den wenigen, erklärenden Satzbrocken Monicas zufriedengegeben, denn das Ergebnis war ohnehin unübersehbar gewesen. Und weil es daran nichts zu ändern gab, hatte sie nicht mit wüsten Entgleisungen oder Ähnlichem reagiert, sondern die Ruhe bewahrt und sich erst einmal hingesetzt.
    „Sie sind weg. Es ändert nichts, dass du da stehst, mein Kind“, sagte sie jetzt in beinahe mütterlichem Tonfall und versuchte nochmals, Monica dazu zu bewegen, sich zu ihr zu setzen. „Nimm wenigstens einen Augenblick Platz.“
    Monica schüttelte den Kopf.
    „Was jetzt?“, flüsterte sie und warf Inga einen niedergeschlagenen Blick zu. Ein Teil von ihr machte sich den Vorwurf, dass sie nicht schnell genug reagiert hatte und deshalb nicht hatte verhindern können, dass die beiden jetzt weg waren. Sie war noch immer nicht ganz im Bilde, hatte aber erkannt, dass dieser Sklaaten etwas besaß oder versteckte das zur Lösung dieser verrückten Umstände beitragen konnte. Wobei sie mehr zu erraten versuchte, als zu wissen, was diese Umstände überhaupt waren und wo ihr Ursprung lag.

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