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Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Titel: Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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Rucksack griff und ihn auf den Rücken schnallte.
    „Du hast ja recht“, beschwichtigte Inga und ging zur Tür. Mit mehr Theatralik, als notwendig gewesen wäre, zog sie daran, machte eine ausladende Handbewegung und nickte Ari zu, der sogleich nach draußen verschwand, und wandte sich danach Monica zu.
    „Alles Gute für dich, mein Kind. Pass auf dich auf“, sagte sie leichthin. Den Bruchteil eines Augenblicks verharrte sie noch. Monica reagierte nicht und so hob die alte Blumenhändlerin die Hand ein letztes Mal zum Abschied, ehe sie sich abwandte.
     
    ***
     
    Sie war schon fast durch die Tür verschwunden, als Monica plötzlich von ihrem Stuhl aufsprang und rief: „Ich komme mit! Lasst mich mitkommen.“
    Welcher Wahnsinn sie dazu trieb oder auf welchem Mist diese ganz und gar bescheuerte Idee so erstaunlich schnell gewachsen war, interessierte sie nicht. Es war einfach, als habe sie innerlich einen Schalter umgelegt. Und dieser sorgte genau in diesem Moment dafür, dass der innere Antrieb, Inga und Ari zu folgen, ins Unermessliche wuchs.
    Wieso? Unerklärlich, aber das war so ziemlich alles andere an dieser verkappten Geschichte ebenfalls. Daher fiel es nicht allzu sehr ins Gewicht und deshalb zeigte sich Inga, die sich langsam zurück in die Küche schob, nicht überrascht.
    „Ich denke, du hast genug Meter barfuß bewältigt“, sagte sie, nickte und deutete dann auf eine Stelle neben dem Tisch. Monicas Augen folgten der angezeigten Richtung und blieben auf einem Paar Wanderschuhen, dicken braunen Socken und einem schwarzen Regencape hängen.
     
    ***
     
    Obwohl Inga in den folgenden Minuten beteuerte, dass die Schuhe Monica passen müssten, bemerkte Moncia schnell, dass dem nur teilweise so war. Ihre beiden großen Zehen fanden in dem soliden Schuhwerk zu wenig Platz und stießen ständig vorne an. Nichtsdestotrotz war es besser, als weiterhin ohne Schuhe herumzulaufen. Ihre Füße hatten einigen Schaden davongetragen und so war es (trotz der größentechnischen Abstriche) eine wahre Wohltat zur Abwechslung Socken und festes Schuhwerk zu tragen. Während sie hinter Ari und Monica durch die Westenschouwener Dünenlandschaft lief, dachte sie daran, wie es wohl gewesen wäre, Harry Romdahl unter anderen Umständen kennengelernt zu haben. Weil sie diese hypothetischen Überlegungen bloß traurig machte, ließ sie alsbald davon ab und konzentrierte sich auf ihre Schritte.
    An den Tageslichtverhältnissen hatte sich seit dem Morgen wenig verändert. Der Nebel hatte sich nicht verzogen. Die Sonne war lediglich hier und da als dunkler Umriss auszumachen und sie sank erstaunlich schnell. Je länger die drei unterwegs waren, desto düsterer wurde es. Monica kannte sich hier ohnehin nur spärlich aus und so hatte sie gleich die Orientierung verloren.
    Inga, die vorausging, ließ sich weder vom Nebel noch von der aufziehenden Dunkelheit irritieren. Zielstrebig manövrierte sie durch den Sand und zwischen Dünengewächsen hindurch.
    „Wohin gehen wir?“, erkundigte sich Monica nach minutenlangem Schweigen. Sie war angespannt. Adrenalin rauschte durch ihren Körper. Immerzu glaubte sie, das Schreien mehrerer Möwen zu hören, die sie nicht zu Gesicht bekam und die doch beständig und knapp über ihren Kopf hinwegfegten.
    „Wir besorgen uns ein Boot“, antwortete Inga. „Da Polizei und Küstenwache in jedem Hafen und Bootsverleih der Umgebung postiert sind , und außerdem seit dem Mittag jeglichen Schiffsverkehr in der Region untersagt haben, müssen wir auf eines zurückgreifen, das etwas abseits liegt.“
    „Wieso sind die Häfen gesperrt?“
    „Wegen der vielen Toten“, zischte Ari. „Drei Tote und der verbrannte Harry Romdahl.“
    Als sie Harrys Namen hörte, durchzuckte Monica erneut der bekannte, tief stechende Schmerz. Und mit einem Mal erkannte sie, wieso sie diesen Weg mitging. Sie tat es für Harry. Sie tat es, damit er nicht umsonst gestorben war.
    Ari kümmerte sich nicht weiter um ihre emotionalen Belange und erklärte weiter. „Zu viele Morde an einem Tag. Polizei sucht fieberhaft nach einem rumstreunenden Mörder. Sensationstouristen fliehen in heilloser Panik. Andere kommen wegen der neuen Sensation. Wegen des Nervenkitzels. Ganze Stadt ist abgeriegelt. Rein und raus kommt nur, wer von der Polizei kontrolliert wurde. Zu Wasser und zu Land … Narren! Sie lässt sich nicht aufhalten von Straßensperren. Narren sind sie alle!“
    „Es ist genug, Ari“, entschied Inga ohne den Kopf zu

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