Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)
Hand auf die Schulter gelegt und versuch t, sie zu beruhigen. Es hatte nichts genutzt. Und so hatte sie es bald aufgegeben.
Derzeit waren beide viel zu beschäftigt, sich um Monicas Belange zu kümmern. Ihre Gesichter wirkten erns t und jede Bewegung schien exakt abzulaufen wie ein Uhrwerk. Obwohl Monicas Kopf weiterhin nicht völlig klar war und ihre Gedanken ständig um Harry kreisten, konnte sie eins und eins zusammenzählen. Hier wurde ein Aufbruch vorbereitet. Ein Aufbruch, der schon bald über die Bühne gehen würde.
„Was … was macht ihr da?“, fragte sie zögerlich und setzte sich gerade hin. Sklaaten würdigt e Monica keines Blickes und Inga schien ebenfalls zuerst nicht antworten zu wollen. Sie verstaute diverse Haken und Klemmen in den vorderen Fächern des Rucksacks. Doch als sie diese Arbeit erledigt, die Reißverschlüsse zugezogen und alles erneut kontrolliert hatte, kam sie näher und rang sich einen ihrer ermutigenden Gesichtsausdrücke ab.
„Es bleibt nur wenig Zeit, mein Kind, und außer uns weiß niemand, was hier wirklich geschieht und wie man es aufzuhalten hat. Harry ist … nun ja … du weißt schon. Es liegt jetzt an Ari und mir, das größte Übel abzuwenden.“ Sie hielt inne, beugte sich näher zu Monica hinunter und flüsterte. „Ich habe – um ehrlich zu sein – kein besonders gutes Gefühl. Margareta van Buuren hat Ari in den letzten Jahren sehr zugesetzt. Durch seine kurze Abwesenheit hat sie den Zugriff auf ihn verloren. Ich fürchte, dass sie es wieder versuchen wird. Die Gefahr wird von Minute zu Minute größer. Wir müssen bald aufbrechen. Das ist unsere einzige Chance. Wenn wir lang genug unbemerkt bleiben und Ari stabil bleibt, können wir es schaffen.“ Abermals unterbrach Inga ihren Redefluss, schaute Monica tief in die Augen und sagte dann: „Es tut mir leid, Monica. Ich habe dir in dieser Angelegenheit schon zu viel zugemutet. Ich war … egoistisch, wenngleich es von vornherein nur mein Ziel war, diese grässlichen Dinge abzuwehren. Du hast hier nichts verloren und hast recht, wenn du sagst, dass dich das alles nichts angeht. Das hier ist tatsächlich nicht deine Baustelle.“
„Aber das habe ich doch gar nicht ge …“ , sagte Monica. Sie brach den Satz ab, als sich Inga leicht an den Kopf tippte und sich gleichzeitig ein Lächeln abrang.
„Du hast genug getan, meine Liebe. Ari und ich werden allein gehen. Ich bitte dich nur um eines. Verlasse das Haus nicht, bevor wir heimkommen … Wenn wir es bis Mitternacht nicht schaffen, entscheide selbst, was das Beste für dich ist. Nur … vermeide es, alleine unterwegs zu sein.“
„Aber ich … I ch …“
„Nein, es ist schon gut. Du bist jung und was du erlebt hast ist … genug. Ja, es ist genug …“ Inga wiegte leicht den Kopf hin und her, dann sagte sie: „Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass es so gekommen i st. Ich hätte es erahnen können. In diesem Fall habe ich versagt. Es tut mir alles wahnsinnig leid.“
Mit diesen Worten wandte sie sich ab und verließ die Küche. Monica blieb mit Ari allein zurück, ohne irgendetwas erwidern zu können, aber das war ohnehin nicht notwendig. Es war alles gesagt.
Der Verrückte stand beim Küchentisch und bewachte den gepackten Rucksack. Dann und wann schoss er einen undefinierbaren Blick auf Monica ab, sonst regte er sich nicht.
Erst Minuten später kam Inga wieder herein. Sie wirkte sehr ernst, obwohl sie (mittlerweile gekleidet in einen knallig gelben Regenmantel mit weiter Kapuze und silberner Gürtelschnalle) die verblüffende Ähnlichkeit mit einem großen gelben Strandball nicht verleugnen konnte und damit insgesamt einen komischen Eindruck hinterließ. Monica bemerkte Aris abfälligen Blick und auch Inga blieb er nicht verborgen.
„Na, na, na. Nicht so grimmig. Wenn wir in Seenot geraten, bin ich garantiert unübersehbar.“
„Ja, und davor - für jeden und alles“, meinte Ari und vergrub die Hände in seinen Hosentaschen.
„Ist ja gut. Das war nur Scherz.“
Behände streifte Inga den Mantel ab, wendete ihn und zog ihn auf links gedreht wieder an, sodass die Innenseite nach außen zeigte und das knallige Gelb größtenteils verschwand. Nur am Saum und einigen Nahtstellen zeigte es sich noch. An den übrigen Stellen war es durch ein schlichtes unauffälliges Grau ersetzt worden.
„Keine Zeit. Keine Zeit für Scherze. Keine Zeit für Blödeleien. Keine Zeit für Schabernack“, stellte Ari trocken fest, während er sich den
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