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Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Titel: Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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drehen. „Wir sind gleich da. Das Boot liegt ein ganzes Stück vom Strand entfernt. Wir werden es zum Wasser ziehen müssen. Es liegt schon Jahre dort und ich hoffe, dass es nicht gänzlich zerfallen ist.“
    „Wem gehört es?“, fragte Monica.
    „Es gehörte meinem Sohn. Ein kleines Segelboot. Er fuhr damit hinaus, bis er von hier wegzog. Bei seinem letzten Törn damit ist der Mast gebrochen. Wir werden also rudern müssen. Sofern sich keiner daran zu schaffen gemacht hat, gibt es für jeden von uns ein Paddel, für einen sogar zwei ... Drückt die Daumen, dass es so ist.“
    Damit sprang sie beinahe leichtfüßig auf einen Dünenkamm und verschwand dahinter. Monica bekam sie erst wieder zu Augen, als sie selbst die Anhöhe erklommen hatte und in die dahinterliegende Senke stiefelte. Da war Inga bereits damit beschäftigt, allerlei verdorrtes Grünzeug beiseite zu räumen, um das darunter liegende, von einer olivgrünen Plane geschützte Segelboot freizulegen. Ari sprang ihr bei und es dauerte nicht lange, da lag es vor ihnen im Sand. Vorne am Bug prangte in verblichenen, teils abgeblätterten Buchstaben der Name.
    Sandy.
    Die Jahre waren nicht spurlos an dem Wasserfahrzeug vorbeigezogen. Monica entdeckte mehrere morsche Stellen. Dort wo der Lack mit der Zeit abgeplatzt war, war das Wasser ins Holz gedrungen und hatte den Zerfallsprozess in Gang gesetzt. Wenn das an zu vielen Stellen am Kiel geschehen war …
    Na dann. Gute Nacht.
    „Sieht besser aus, als ich befürchtet habe“, ließ Inga sie wissen. Ihr Gesichtsausdruck verriet, dass sie nichts dagegen gehabt hätte, wenn es noch besser ausgesehen hätte.
    „Also los“, fauchte Ari , nahm den Rucksack vom Rücken und kramte meterlanges Seil, Klemmen und verschiedene Haken hinaus. Er durchtrennte das Tau mit einem kalt blitzenden Fleischerbeil, das er unvermittelt aus den Tiefen seiner Manteltaschen zog, nahm das abgetrennte Stück und schwang es um eine Stelle am Bug. Dann nahm er eine Klemme und straffte das Seil, sodass es unmöglich abrutschen konnte. Anschließend nahm er den Rucksack zurück auf den Rücken, packte sich das Ende des Taus und zog daran.
    „Keine Zeit. Ist ein gutes Stück bis zum Wasser.“
    „Du hast recht“, pflichtete Inga ihm bei. Sie winkte Monica heran und gemeinsam schoben sie am Heck.
    Mit einiger Mühe gelang es den dreien, Sandy aus der Senke zu bugsieren. Dort machten sie eine kurze Verschnaufpause. Das Boot grub sich tief in den feinen Sand und erschwerte das Vorankommen enorm.
    „Kein brauchbares Wüstenschiff“, stellte Inga trocken fest, als sie sich den Schweiß von der Stirn wischte. Es war ein Scherz, über den niemand lachte.
    Als sie ihren Weg zum Wasser fortsetzen wollten, stockte ihnen plötzlich der Atem.
    „Hey! Finger weg von meinem Boot!“, brüllte eine raue Stimme, die sie in jeder Bewegung erstarren ließ.
    Monica hatte Ingas Plan nicht vollends verstanden, so viel allerdings schon: Niemand durfte sie entdecken. Ebendas war soeben geschehen. War das bereits das abrupte Ende ihres Vorhabens? Monicas Blick hetzte umher und fand schnell den Ursprung der Stimme.
    Oben auf dem Kamm, über den sie vorhin geklettert waren, stand ein Mann. Der Nebel verhüllte ihn weitgehend. Er war eine massige Gestalt und hatte einen langen Stock in der einen Hand, auf den er sich stützte, als sei er sehr erschöpft oder sehr alt.
    „Weg da!“, wiederholte er, näherte sich und seine Konturen wurden deutlicher.
    War das ein Polizist? Die Küstenwache? Der Fluch?
    Letzter Gedanke bereitete Monica Unbehagen. Sie bekam ein flaues Gefühl in der Magengegend, gleichzeitig begann sie, erfasst von einer eisigen Böe, zu zittern. Und als der Unbekannte schließlich nur noch wenige Meter entfernt war und der Nebel nicht länger zwischen ihnen lag, schluckte sie schwer.
    Weder ein Polizist noch jemand von der Küstenwache , dachte sie, zu erschrocken, um irgendeinen Laut herauszubringen.
    Instinktiv suchten ihre Finger nach Ingas Hand. Als sie diese gefunden hatten , krallten sie sich panisch daran und ließen sie erst einmal nicht mehr los.
     
    ***
     
     

Kapitel 13
     
     
    Viktor Kulac machte sich nicht die Mühe anzuklopfen. Wichtige Vollzugs- und Erfolgsmeldungen bedurften keiner vorherigen Ankündigung. Das war gängige Praxis in Petr Stojics „Unternehmen“. Er zog die Flügeltür auf und betrat das Büro. Petr saß (wie so oft) an seinem Schreibtisch, studierte diverse Akten und tippte auf einem weißen Laptop herum.

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