Möwenspur
die Computer erst
knacken. Die Rechner haben beide einen Passwortschutz, der nicht so ganz einfach zu überwinden ist.
Aber vielleicht ist man ja schon etwas weiter, ohne
dass ich informiert worden bin. Ich kläre das und rufe
dich zurück.“
*
Julie hatte in den letzten Tagen viel gearbeitet. Sie
hatte eine Menge an Briefen zu schreiben gehabt. Sie
wollte ihre Arbeit gut machen und so klagte sie nie
über ein Zuviel an Arbeit, eher blieb sie länger im
Büro um alles termingerecht zu erledigen. Aber jetzt
war es endlich Freitag und Julie hatte alle anstehenden Arbeiten soweit erledigt, dass sie eigentlich aufhören konnte. Dennoch blieb sie in ihrem Büro sitzen
und wartete bis ihr Chef sein Büro verlassen würde.
Die Arbeiter der größten Konservenfabrik von Concarneau hatten das Gebäude bereits verlassen, das
konnte sie von ihrem Fenster aus sehen. Der große
Firmenparkplatz war bis auf zwei Fahrzeuge schon
leer. Pünktlich um 17 Uhr waren alle in das wohlverdiende Wochenende gegangen. Sie sah nur noch ihren
eigenen Mini und den Wagen ihres Chefs. Kurz vor
sechs Uhr kam auch ihr Chef aus seinem Büro und sah
Julie noch in ihrem Büro sitzen.
„Machen Sie endlich Schluss Julie, auch für Sie geht
es jetzt ins Wochenende.“
„Ja, das werde ich gleich machen. Ich möchte nur
noch einige Kleinigkeiten erledigen.“
Er nickte, grüßte mit der Hand zum Abschied und
verließ das Büro. Wenige Minuten später sah sie ihn
aus dem Gebäude kommen und zu seinem Mercedes
gehen. Als er den Hof verlassen hatte stand Julie auf,
ging zu dem großen Schrank neben ihrem Schreibtisch und holte eine Kühlbox heraus. Dann zog sie
sich ihre Barbour Jacke an und ging hinunter. Alles
war ruhig, niemanden war zu sehen. Sie betrat die
große Kühlhalle mit den langen Tischreihen, an denen
täglich tausende von Fischen zerlegt und für das verpacken und tiefgefrieren vorbereitet wurden. An der
hinteren Wand stand ein großer Container aus dem ein
heftiger Gestank ausströmte. Hier lagerten die Abfälle
des Tages. Samstags werden sie abgeholt und zu einer
Fischmehlfabrik gebracht. Julie ging zum Container
und stellte die mitgebrachte Kühlbox auf den Boden.
Sie öffnete sie und nahm die Gummihandschuhe heraus, streifte sie sich über und begann Fischabfälle in
den Behälter zu füllen. Der Gestank war selbst für
Julie nur schwer zu ertragen. Sie kannte diesen Geruch. ErstiegihrjedenTagindieNasewennsiedas
Gebäude betrat und zu ihrem Büro ging. Als sie genug
eingefüllt hatte, nahm sie die Box und ging zum Trockeneislager. Dort nahm sie eine Schaufel voll heraus
und schüttete das Trockeneis auf die Abfälle. Als sie
den Behälter bis zum oberen Rand gefüllt hatte, verschloss sie die Kühlbox. Sie zog die Handschuhe aus
und steckte sie in die Mülltonne, in der schon eine
Menge Handschuhe der Arbeiter lagen. Zielstrebig
ging sie jetzt zu ihrem Wagen. Sie vergaß nicht die
Eingangstür zu verschließen. Sie stellte die Box in
ihren Mini und stieg ein.
Sie fuhr jetzt nicht zu ihrer Appartement in Concarneau, das sie sich vor einigen Jahren gekauft hatte und
von dem aus sie einen freien Blick auf die Rückseite
der Ville Close hatte, sondern fuhr in das Haus, das
sie von ihrem Onkel geerbt und als Ferienhaus nutzte.
Das typisch bretonische Haus lag in einem Ortsteil
von Névez, dem Lieu dit Kerliou. Das Haus hatte an
beiden Giebeln einen Kamin, der über das Dach hinausragte und eine wunderschöne Steinfassade. Das
Grundstück war beinahe 2000 Quadratmeter groß, mit
direktem Zugang zu dem kleinen Küstenweg, der von
Raguénez zur Bucht von Rospico führte. Die Küste
war an dieser Stelle steiler und felsiger als an den anderen Abschnitten. Julie liebte diese Küste und versuchte so oft wie möglich die Wochenenden hier zu
verbringen. Sie fuhr durch das offenstehende Tor in
die Einfahrt. Mit der Fernbedienung öffnete sie ihre
Garage und fuhr sofort hinein. Sie verschloss die Garage und nahm die Kühlbox aus dem Wagen. Im Keller stand eine große Kühltruhe, in die sie die Kühlbox
hineinstellte und die Truhe wieder verschloss. Julie
ging zum Wagen zurück und nahm ihre kleine Reisetasche, die nur wenige Kleidungsstücke zum Wechseln enthielt, alles andere war im Haus vorhanden. Sie
hatte die Haustüre aufgeschlossen und sah im Briefkasten nach, als sie den Nachbarn auf seinem Grundstück stehen sah. Sie beschloss, kurz guten Tag zu
sagen und einige Worte mit Herrn Gallo zu wechseln.
Sie ging auf die Hecke zu, die die Grundstücke
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