Möwenspur
einer Vergewaltigung der Männer auf
dem Foto das Leben genommen. Marie Rozier ist die
Tochter der Freundin von Ewen Kerber, von ihr
stammt die Anzeige nach der Vergewaltigung. Aber
leider kannte sie die Nachnamen der Männer nicht.
Nur diese Sylvie hätte sie nennen können. Aber Sylvie
hat sich das Leben genommen bevor man sie befragen
konnte. Habt ihr die Namen der anderen herausfinden
können?“
„Nun, unter einigen Bildern dieser Serie stehen Namen. Außer den beiden Toten haben wir noch die
Namen Robert Le Floch und Jean Marie Morvan gefunden. Wir versuchen die zwei ausfindig zu machen.
Aber wir haben einige hundert Eintragungen in ganz
Frankreich und müssen die richtigen herausfiltern.
Das wird sicherlich zwei oder drei Tage dauern.“
„Danke Jean-Paul. Bitte gib doch die Informationen
auch an Ewen Kerber weiter. Er sollte eigentlich der
erste sein, der die Information erhält. Er war es ja
auch, der um die Durchsuchungen der beiden Wohnungen bat. Schließlich ist es sein Fall. Ich wünsche
dir noch einen schönen Abend!“
Marc Louvin legte auf und war ganz in Gedanken als
Gerard Martinou ihn ansprach.
„Gab es was Neues?“
„Ja, eine ganze Menge. Wir wissen nun, dass diese
Männer sich mit einer Frau getroffen haben, die sich
den Alias Namen Lolita 23 gibt. Sie hat mit beiden
gechattet und sich auch mit beiden verabredet. Das
Lockmittel um hierher in die Bretagne zu kommen
war ‚heißer Sex am Strand‘, wie sie schrieb. Außerdem hat sie die Männer gebeten, möglichst im Anzug
herzukommen, das würde ihr besonders gut gefallen.
Ziemlich seltsam! Dann wissen wir auch, wer die anderen beiden Männer waren, die damals bei der Vergewaltigung auf dem Segelboot dabei waren. Leider
wird es noch dauern, bis wir den Wohnort der beiden
Männer gefunden haben. Es gibt wohl eine ganze
Menge Leute mit identischen Namen in Paris und im
übrigen Frankreich. Wir werden versuchen, die Männer zu warnen und sie in Haft zu nehmen wegen des
bis heute nicht aufgeklärten Verbrechens an den beiden Mädchen.“
„Was habe ich dir gesagt, eine Frau ist der Grund für
die Reise in die Provinz.“
„Du hattest wohl recht. Wenn es nicht schon so spät
wäre, würde ich Ewen noch anrufen und ihm die neuen Informationen weitergeben. So wird er es eben
morgen erfahren.“
Damit beließ Marc es für den Abend und plauderte
noch eine Weile bei einem guten Tropfen mit Gerard
Martinou. Auch an diesem Abend wurde es wieder
spät. Wenn er längere Zeit zusammen mit Gerard hier
leben würde, dann würde er noch zum Alkoholiker
werden, war sein Gedanke bevor er einschlief.
*
Julie hatte am Abend das kleine Zelt vom Dachboden
heruntergeholt.Sielegteeshinterdie rückwärtige Tür
des Hauses. Sie brauchte das Zelt nicht, aber schließlich hatte sie es bei ihrem Chat erwähnt. Sie wollte,
dass alles wie beschrieben ablief. Der gute Robert
sollte keinen Argwohn schöpfen. Dann dachte sie über
den Weg nach, den sie morgen Abend gemeinsam mit
Robert gehen wollte. Sie zog sich ihre Stiefel und die
frisch gewachste Barbour Jacke wieder an.
Julie nahm ihren Hausschlüssel und verließ das Haus
durch den hinteren Eingang. Das Haus lag auf einem
leicht abschüssigen Grundstück und drei Stufen führten von der Tür zur Rasenfläche. Der Garten erstreckte sich noch etwas mehr als 40 Meter bis zum Grundstücksende mit dem kleinen weißen Gartentor. Julie
öffnete das Tor mit einem Schlüssel ihres Schlüsselbundes, verschloss es sofort wieder hinter sich und
sah den Weg entlang, der hier etwas mehr als einen
Meter breit war. Ihr Blick ging zuerst nach Westen,
zum Strand von Raguénez und dem Plage de Tahiti.
Sie stellte fest, dass sich doch noch etliche Personen
am Strand aufhielten. Drei Hunde tollten mit ihren
Besitzern umher und einige Kinder spielten um diese
Zeit noch im Sand. In einer Stunde würde auch der
Strand leer sein, das wusste sie aus der Erfahrung der
letzten zwanzig Jahre.
Wie oft hatte sie ihren Onkel hier besucht. Mit ihm
war sie oft am Strand entlanggegangen oder hatte sich
dort gesonnt. Auch eines der Lieblingsrestaurants ihres Onkels befand sich am anderen Ende des Strandes,
das Restaurant Ar Men Du, in dem sie immer ausgezeichnet gespeist haben.
Ihr Onkel und seine Frau hatten das Haus vor mehr als
50 Jahren gebaut. Nach dem Tod der beiden war sie
die einzige Erbin gewesen die er in seinem Testament
bedacht hatte. Seither benutzte Julie das Haus als Feriendomizil. Es lag sehr ruhig und von dem Spazierweg, dem ‚sentier
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