Möwenspur
für
uns?“
„Nun, ich gehe davon aus, dass wir den Haftbefehl
nicht aufheben werden. Hervé Lescop wird sich zum
einen für sein Untertauchen verantworten müssen.
Zum anderen ist er für uns immer noch ein Tatverdächtiger in dem Mordfall. Sollte er sich jedoch stellen, dann müssten wir ihm innerhalb von vierundzwanzig Stunden eine Beteiligung nachweisen können
oder, falls er für die Tatzeit ein Alibi hat, ihn wieder
freilassen.“
Ewen Kerber nickte und dachte nach. Vielleicht verlieren wir den einzigen Verdächtigen genauso schnell
wie er aufgetaucht war. Was ist, wenn dieser Lescop
wirklich nichts mit dem Fall zu tun hat? Jetzt würde
er doch Marc Louvin anrufen. Schließlich gab es eine
neue Wendung, die es lohnte genauer zu betrachten.
Marc Louvin hatte seit Dienstag nur den Urlaub genossen. Er war mit Gerard auf einem Ausflugsschiff
zu den Glénan Inseln gefahren. Während sein Freund
malte spazierte er über die recht kahle Insel. Jetzt im
Frühjahr war sie beinahe menschenleer. Es gab nur
wenige Besucher die wie er über die Insel spazierten.
Er hatte sich später in den Sand gelegt und war eingeschlafen. Erst nach einigen Stunden wachte er wieder
auf. Als er zu seinem Freund zurückkam, hatten sie
gerade noch eine halbe Stunde Zeit, bevor das Schiff
wieder ablegte um sie zurück nach Concarneau zu
bringen. Abends saßen sie im Garten und genossen
das herrliche Wetter, das Essen und den guten Wein.
Er musste seinem Freund recht geben, das Leben hier
in der Provinz war erholsam. Keine Hektik, kein
Stress und keine…, beinahe hätte er Morde gesagt.
Natürlich gab es hier Verbrechen und der Mord vom
letzten Wochenende kam ihm wieder in den Sinn. Er
hatte ihn beinahe vergessen. Seit Tagen hatte er Ewen
nicht mehr angerufen und sich nach dem Stand der
Ermittlungen erkundigt.
„Ich sollte Ewen Kerber wieder einmal anrufen,“
meinte er an Gerard gewandt.
„Wenn er dich brauchen würde, hätte er schon längst
angerufen, meinst du nicht auch. Oder solltest du dich
in meiner Gegenwart vielleicht langweilen?“
Er lächelte. Das Telefon klingelte.
„Ewen Kerber hier! Marc ich hoffe, dass du in den
letzten Tagen ein wenig Urlaub machen konntest?“
„Danke, ja, wir haben gerade von dir gesprochen. Ich
wollte mich auch wieder bei dir melden. Du bist mir
zuvorgekommen. Gibt es Neuigkeiten in dem Fall?“
„Nun, es gibt Neuigkeiten, aber nicht die, die wir uns
erhofft
hatten.
Unser
Hauptverdächtiger,
Hervé
Lescop hat ein Problem weniger. Heute hat man die
Anzeige wegen der Unterschlagung zurückgezogen.
Damit bleiben jetzt nur noch unsere Verdachtsmomente wegen der Ermordung der beiden Banker. Ich
bin gespannt, ob Bewegung in den Fall Lescop
kommt, ob er sich uns stellt?“
„Warum wurde die Anzeige zurückgenommen?“ Marc
fand es schon seltsam, dass eine Firma bei einem solchen Delikt ihre Anzeige zurückzieht.
„Diese Frage haben wir uns auch gestellt. Ich kann dir
keine Antwort geben. Wir werden versuchen sie zu
klären. Wir sind gespannt, ob sich Monsieur Lescop
in den nächsten Tagen bei uns meldet.“
„Eine interessante Wendung. Haben die Untersuchungen der Fahrzeuge irgendetwas ergeben?“
„Nein Marc, die Fingerabdrücke sind bis jetzt nicht
zuzuordnen gewesen, es können natürlich Abdrücke
von anderen Mitfahrern sein. Wir müssten hier Vergleichsabdrücke haben. Ansonsten war nichts zu finden was uns weiter geholfen hätte. Wir müssen davon
ausgehen, dass wir in den Fahrzeugen nur die normalen Gebrauchsspuren des Besitzers finden werden. Es
gab auch sonst keinerlei erklärenden Hinweise für die
Fahrt in die Bretagne. Dieser Zettel mit den Notizen
war wirklich das einzige. Die Polizei in Paris hat auf
unsere Bitte hin die Wohnungen von den beiden Toten
durchsucht. Auch dort war nichts Auffälliges gewesen. Die Computer, die man bei den beiden Toten in
ihren Wohnungen gefunden hat werden zurzeit in Paris untersucht. Du kannst ja deinen Kollegen sagen,
sie sollen etwas schneller daran arbeiten.“
Sie tauschten noch weitere Einzelheiten und Banalitäten aus und beendeten dann das Gespräch.
Marc Louvin gab Ewen recht. Die beiden Computer
müssten schon längst untersucht worden sein. Er beschloss sofort Jean-Paul Claude anzurufen.
Bereits wenige Minuten später hatte er seinen Mitarbeiter am Telefon.
„Weißt du etwas über die Computer von unseren beiden Toten hier in der Bretagne?“ fragte er ihn.
„Ich habe am Rande etwas mitbekommen, soviel mir
bekannt ist, müssen die Spezialisten
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